Eine Ewigkeit lang kannten die Preise auf dem Mietmarkt nur eine Richtung. Nach oben. Sie stiegen und stiegen, während es an allen Ecken an Wohnraum mangelte. „Wurde eine Wohnung frei, hatten wir gleich ein Dutzend Bewerber dafür“, sagt Roland Mathis von der hiesigen Baugenossenschaft. „Vor Corona war die Lage schon angespannt.“ Und jetzt? Hat sich der Mietmarkt durch Corona verändert? Ist es leichter oder schwerer eine Wohnung zu finden? Und vor allem: Wie steht es um die aktuellen Bauprojekte der Baugenossenschaft? Der SÜDKURIER hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.

Gut eineinhalb Jahre Pandemie liegen hinter uns: Ein Ausnahmezustand, der so gut wie jede Branche getroffen hat. Doch welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die Arbeit einer Baugenossenschaft?

Zunächst ganz persönliche, sagt Mathis. „Unser Büro ist geschlossen.“ Aus Infektionsschutzgründen. „Und so ist es auf Distanz natürlich schwierig, eine Beziehung zu neuen Mietern oder zu Mietinteressenten aufzubauen.“ Er wolle die Leute ja auch ein wenig kennenlernen. Erspüren, wem er eine Wohnung vermiete. Wer es vielleicht am dringendsten brauche, wer am besten zur Wohnung passe. „Das ist auf Distanz wirklich schwer.“ Hinzu komme die Sorge auszufallen. Auch jetzt noch. „Wir sind ein Kleinstunternehmen mit zwei Personen“, sagt Mathis. Erkranke einer von ihnen an Corona, müsse der andere in Quarantäne. „Und im schlimmsten Falle wäre niemand da, der bei den Mietern nach dem Rechten schauen könnte.“

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Wie steht es aktuell um die Bauvorhaben „Galgenäcker 22“ und „Robert Koch Straße 1“?

Auf die Bauvorhaben angestoßen, spricht Mathis von unsicheren Zeiten. Da sei die Rohstoffknappheit, die die Genossenschaft inzwischen zu spüren bekomme. „Da gibt es momentan zum Beispiel wahnsinnige Preisaufschläge und Lieferschwierigkeiten, was die Verkleidung unserer Balkone, also die Balkonumrandung aus Metall angeht.“ Und da seien Firmen – etwa die Herstellerfirma ihrer Duschtrennwände – die im Hochwassergebiet von den verheerenden Flutwellen betroffen seien und kaum noch produzieren könnten.

So sieht es aktuell beim Bau auf dem Galgenäcker 22 aus.
So sieht es aktuell beim Bau auf dem Galgenäcker 22 aus. | Bild: Baugenossenschaft Stockach

„Da kommt mit oder ohne Corona schon einiges zusammen“, meint Mathis. Einiges, was das Planen erschwere. Was die Fertigstellung der Häuser in Verzug bringen könnte. Zur Sicherheit habe die Baugenossenschaft die Schlüsselübergabe der 18 Wohnungen im „Galgenäcker 22“ schon nach hinten verschoben. Von Anfang auf Ende September. „Die Pufferzeit reicht hoffentlich“, sagt Roland Mathis. Denn: Anfang Oktober sei offizieller Mietbeginn. Und die Wohnungen dort auch schon vermietet.

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Welchen Eindruck hat Roland Mathis: Haben die Preise auf dem Mietmarkt mit Corona angezogen?

Nein, sagt Mathis. „Wir haben unsere Preise nicht wegen Corona angepasst.“ Auch sonst habe er auf dem Wohnungsmarkt in Stockach keine gestiegenen Mietpreise wahrgenommen. Im Gegenteil: „Wir hatten unseren Mietern in der Anfangsphase der Pandemie schon signalisiert, dass wir ihnen entgegenkommen, wenn es finanzielle Probleme gibt.“ Aber das sei am Ende gar nicht nötig gewesen. Weil auch die Mieter der Baugenossenschaft angedeutet hätten: „Wir kommen gemeinsam durch die Pandemie.“

In Stockach ist es schwierig, eine Wohnung zu finden. Hier ist die Oberstadt im Juli 2021 zu sehen.
In Stockach ist es schwierig, eine Wohnung zu finden. Hier ist die Oberstadt im Juli 2021 zu sehen. | Bild: Gerhard Plessing

Wie schwer ist es in Stockach, eine Wohnung zu finden?

Sehr schwer, sagt Roland Mathis. Doch mit Corona habe das nichts zu tun. „Der Wohnungsmarkt war vor Corona längst angespannt, weil einfach zu wenig Wohnungen in Stockach vorhanden sind. Da hat sich in den letzten Jahren wenig verändert.“ Eines habe die Pandemie aber schon verkompliziert: Die Wohnungsbesichtigungen. Um Kontakte zu minimieren, lässt Mathis nicht mehr jeden in die Wohngebäude. „Wir arbeiten vermehrt mit Fotos und nur, wenn wir merken, dass starkes Interesse da ist, laden wir noch zur Besichtigung.“