Die Sanierung der katholischen Kirche St. Georg ist fertig und brachte Überraschungen mit sich, da Teile des Vorgängerbaus gefunden wurde. Eigentlich hätte bereits die Altarweihe sein sollen, diese musste aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Doch an Weihnachten kann die Kirche genutzt werden: Das gaben Pfarrer Michael Lienhard, Mesnerin Manuela Gottwald, Architekt Roland Stegmaier und der ehemalige Pfarrgemeinderat Helmut Wahl, der sich auch nach wie vor in der Kirchengemeinde engagiert, bei einem Vor-Ort-Termin bekannt.
Archäologische Funde im Baugraben vor dem Altar
Die umfangreichen Arbeiten in diesem Jahr in der Kirche lösten einen Teil der Rätsel um die Kirchengeschichte, da beim Anlegen des Leitungsgrabens im Chorbereich frühere Fundamente zutage kamen. Kreisarchäologe Jürgen Hald und Historiker Fredy Meyer, der für ein Buch intensiv über das Gebäude geforscht hat, erzählen, dass dies auf die vorherige Kirche hinweist, die kleiner als die jetzige war.
Hald sagt, dass aber nur dieser kleine Teil, ein Holzpfahl und vereinzelte Knochen im aufgegrabenen Bereich entdeckt worden seien. „Es war ein begrenzter Einblick, aber trotzdem sehr interessant“, fasst Hald auf SÜDKURIER-Nachfrage zusammen. Es hätte zuvor noch keine Belege für den Vorgängerbau gegeben gehabt. „Jetzt wissen wir, dass es eine Kirche gab und konnten ein kleines Detail davon erfassen.“ Damit meint Hald, dass alles genau untersucht, vermessen, dokumentiert, fotografiert und wieder zugedeckt wurde. „Wir haben schnell gemacht, damit die Arbeiten weitergehen konnten.“

Zu den Knochen erläutert er: „Das ist normal, es gab dort aber keine Bestattung.“ Solche Funde gebe es manchmal, weil vermutlich Umlagerungen stattgefunden hätten.
Der Pfahl sei mit einer Folie umhüllt zur dendrochronologischen Datierung gebracht worden. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass der Pfahl aus dem 14. Jahrhundert stammt. Wozu er diente, sei nicht klar. Er könnte zum Beispiel ganz von einem Gerüst stammen, so Hald.
Vorgängerkirche war kleiner als die jetzige
Fredy Meyer vermutet, dass die Vorgängerkirche im Mittelalter oder dem Barock gebaut worden sein könnte. Sie sei nur etwa ein Drittel so groß wie das heutige Gebäude gewesen. Im Rahmen seiner Forschungen über die Kirche hat er alte Pläne gefunden.
Er erzählt auch, dass im früheren Pfarrhaus einige Dinge gefunden worden seien, die sich inzwischen in der Restauration befänden, zum Beispiel Medaillons, die aus dem Wachs alter Osterkerzen gefertigt und mit Stickereien, Samt und Perlen arrangiert worden seien. So etwas sei ein seltener, ikonografischer Schatz. Er sei auch schon sehr gespannt auf die Restauration eines St. Georg-Gemäldes.


Neuer Altar in renovierter Kirche
Die größte Veränderung im denkmalgeschützten Gebäude gibt es im Altarraum zu sehen. „Das Wichtigste in einer Kirche ist der Altar“, sagt Michael Lienhard. Der alte, rechteckige Altar aus Holz sei laut Lienhard ein Provisorium gewesen. „Bis in die 1960er-Jahre gab es in Kirchen keinen Altar. Der Pfarrer stand mit dem Rücken zu den Besuchern am Hochaltar und das Zweite Vatikanische Konzil beschloss, dass Pfarrer bei der Predigt zukünftig zu den Besuchern schauen sollen“, erklärt der Pfarrer.
Der neue Altar und Ambo sind aus Stein. Laut Architekt Roland Stegmaier gab es für diese einen Künstlerwettbewerb, bei dem vier Entwürfe eingereicht worden sind. Den Zuschlag bekam Wolfgang Eckert aus Furtwangen im Schwarzwald. Der neue Altar hat eine runde Form, die aus verschiedenen Bauteilen zusammengesetzt sind. Auf der Oberfläche befindet sich ein gemeißeltes Kreuz.

„Der Kreis ist ein Symbol der Gemeinschaft“, begründet Lienhard die gemeinsame Entscheidung mit dem Pfarrgemeinderat und einem Team von Personen aus der Seelsorgeeinheit. Bis zur verschobenen Altarweihe wird in St. Georg ein provisorischer Altar genutzt. Um den Altar werden laut Lienhard noch Stühle für Ministranten und wenige Besucher werktags herumgestellt.
Die Stufen sind jetzt anders
„Eines der einschneidendsten Dinge ist die neue bogenförmige Stufenanlage. Sie ist etwas ganz Besonderes“, sagt Manuela Gottwald. Die alte Stufenanlage war gerade und parallel zum Übergang von Altarraum und Langhaus der Kirche.
Lienhard ergänzt: „Wir wollen damit näher an die Besucher heran.“ Für diese Änderung habe man laut Stegmaier lange auf die denkmalschutzrechtliche Genehmigung vom Landesdenkmalamt warten müssen.
Figuren-Restauration, neue Toiletten und Eingang
Die beiden Figuren auf dem Hochalter wurden wie der Kreuzweg und sämtliche anderen Figuren gereinigt und restauriert. Darunter war auch der Kirchenpatron St. Georg. Laut Roland Stegmaier wurde wegen des veräußerten Pfarrhauses im Turmschaft eine Toilette installiert. Außerdem wurde denkmalkonform ein sicheres Geländer zum Turm hoch gebaut.
Auch der Eingang erhielt eine Neugestaltung: Er hat nun eine zusätzliche Glastür und außenherum Holz. „Der Eingangsbereich ist die Fortführung der Orgel nach unten“, so Stegmaier.
Wie Farbe und Licht zusammenspielen
Bei der Farbgebung unterscheiden sich Langhaus und Altarraum ein wenig. Während das Langhaus eine gelbere Farbe hat, sind die Wände im Altarraum heller gehalten. Das hängt laut Roland Stegmaier mit der Beleuchtung zusammen, damit der Besucher keinen deutlichen visuellen Unterschied feststellen könne. Die Lampen wurden in der kompletten Kirche auf LED-Beleuchtung umgestellt.
Wie Manuela Gottwald erklärt, sei dadurch das komplette Langhaus gleichmäßig ausgeleuchtet. Auch die Akustik wurde speziell für Leute mit Hörgerät verbessert. „In allen Feldern sind Induktionsschleifen für Hörgeräte“, sagt Helmar Wahl. Das sind Hörhelfer, mit denen Träger von Hörgeräten problemlos einer Messe folgen können.