Die ehemalige Krankenschwester Hella Diederichs ist jetzt Prädikantin in der evangelischen Kirche und darf wie ihre Kollegen Susanne Karras und Peter Butz Gottesdienste mit Abendmahl und Taufe halten. Im Gegensatz zum Pfarrer oder Diakon, der ein jahrelanges Studium hinter sich hat und fest angestellt ist, arbeitet sie ehrenamtlich, hat keine Verwaltungsaufgaben und kann bei der Seelsorge auf den Pfarrer verweisen, wenn sie an ihre Grenzen kommt. Sie erzählt, warum sie sich in Zeiten vermehrter Kirchenaustritte zu dieser Ausbildung entschlossen hat.
Hella Diederichs organisierte die Kinderkirche, war als Lektorin in Wahlwies und Mitglied im Kirchengemeinderat tätig. Seit zwölf Jahren bietet sie mit anderen Gemeindemitgliedern jeden Donnerstag das Morgenlob in der Wahlwieser Johanneskirche an. „Oft habe ich mich gefragt, ob alles richtig ist, was ich erzähle. Ich wollte gerne mehr darüber wissen“, sagt sie. Als klar war, wann sie in Rente gehen würde, bewarb sie sich deshalb für das Amt der Prädikantin, fertigte Lebenslauf und Motivationsschreiben an und stellte sich der Bezirksbeauftragten, dem Ältestenkreis, dem Bezirkskirchenrat und der Dekanin vor.
Ausbildung in Freiburg und Neckarelz
Auf das Zulassungsgespräch folgte ab Mai 2022 die Ausbildung mit acht dreitägigen Basismodulen in Freiburg und Mosbach bei Heilbronn. „Wir haben uns mit Kirchengeschichte, Liturgie, Katechismus, Bibelkunde, Abendmahl und Taufe, mit Fragen der Gottesdienstordnung und -gestaltung, der Kirchenmusik, der Bibelauslegung und der Erarbeitung der Predigt beschäftigt“, so Diederichs.
Den Abschluss bildete ein Kolloquium. „Ich musste der Prüfungskommission einen gesamten Gottesdienst inklusive Liturgie vorlegen und wurde zu jedem Gebet befragt. Wichtig war ein roter Faden, der zu dem vorgegebenen Predigttext passte. Meine Predigt wurde genauestens hinterfragt, ebenso die gewählten Lieder.“ Ihre praktische Ausbildung machte sie in Steißlingen bei Pfarrerin Martina Stockburger.
Sie hält mindestens vier Gottesdienste im Jahr
Von der Landeskirche ist sie zunächst für sechs Jahre mit dem Amt beauftragt. Um danach weiterarbeiten zu können, muss sie weitere Pflichtmodule absolvieren. Sie soll in ihrem Kirchenbezirk mindestens vier oder fünf Gottesdienste im Jahr halten.
Hella Diederichs fand die Ausbildung sehr bereichernd. Sie habe mehr Sicherheit gewonnen und als Prädikantin auch die Freiheit, eigene Ideen in ihren Gottesdienst einzubringen. Sie betont: „Ich baue auf Vertrautem auf, aber eigentlich ist es was vielfältiges Neues. Ich freue mich richtig darauf.“