In den Schulen sollen Kinder und Jugendliche fit gemacht werden für ihre Zukunft. Deshalb ist es wichtig, dass die Schulen auch in Punkto Digitalisierung am Puls der Zeit sind. Umso verwunderlicher war es lange Zeit, dass in den Nachrichten zu hören war, dass die Fördermittel aus dem Digitalpakt Schule nicht abgerufen werden.

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Schließlich sollte genau diese Förderung aus Bundesmitteln dazu beitragen, dass die Schulen digitaler werden. Doch was steckt dahinter? Der Blick an die Schulen zeigt, dass die Realität inzwischen anders aussieht. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Berufsschulzentrum Stockach (BSZ). Das BSZ sei schon seit vielen Jahren vorne mit dabei, wenn es um die Digitalisierung geht, erklärt Lehrer Johannes Schnell. Er gehört zum EDV-Team des BSZ und ist aktuell für die Ausstattungskonzeption für den Raum der Zukunft verantwortlich.

BSZ war schon früh digital unterwegs

„2015 haben wir schon Tablets eingeführt. Das wurde im Rahmen eines Modellprojekts des Landes möglich. Seither sind wir immer dran geblieben“, berichtet Schnell. Dass die Mittel aus dem Digitalpakt seit 2019 so schleppend abgerufen wurden, liege vor allem daran, dass die Verteilung der Fördergelder mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden gewesen seien.

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So habe etwa ein Medienentwicklungsplan aufgestellt werden müssen und die Leistungen für Beschaffung und Einbau der Technik mussten ausgeschrieben werden. Auch Schnells Kollegin Sylwia Wasniowski vom EDV-Team der Schule muss tief durchatmen, wenn sie auf die Bürokratie angesprochen wird. „Wir mussten sogar Formulare für die Entsorgung der Kartons, in denen die neuen Computer gekommen sind, ausfüllen“, berichtet sie.

Bürokratische Hürden sind gemeistert

Doch inzwischen sind auch am BSZ Stockach alle Hürden gemeistert. In den Sommerferien wurden alle Klassenzimmer einheitlich digital ausgestattet mit PCs, einem leistungsstarken Beamer und robusten Projektionsflächen. Dokumentenkameras sollen zusätzlich schon bald die früher bekannten Tageslichtprojektoren ersetzen und Apple-TV ermöglich die einfache Verbindung der Lehrer-Tablets mit dem Beamer.

„Das Schöne im Vergleich zur klassischen Tafel ist, dass Tafelbilder, die wir auf dem Tablet erstellen, nach dem Tafelwischen nicht weg sind, sondern dass wir sie in der nächsten Stunde einfach wieder aufrufen können“, erklärt Schnell.

Die digitale Ausstattung diene dabei keineswegs nur dem Komfort der Lehrkräfte, sondern sei wichtig, damit die Schüler auch lernen mit der Technik zu arbeiten. „Gerade als berufliche Schule bereiten wir die Schüler auf das vor, was danach kommt. Wir müssen deshalb auch mit den neuesten technischen Mitteln arbeiten“ erklärt der stellvertretende Schulleiter Matthias Schalk.

Am Wirtschaftsgymnasium des BSZ seien aus diesem Grund alle Schüler mit einem eigenen Tablet ausgestattet worden. Viele nutzen diese laut Johannes Schnell auch für Mitschriebe im Unterricht. Neben der Kreide gehört damit auch das klassische Schulheft der Vergangenheit an. „Wir haben schon frühzeitig ein leistungsstarkes WLAN-Netzwerk aufgebaut und eine eigene Schulcloud auf einem eigenen Server, hier bei uns im Schulgebäude ermöglicht den Austausch von Unterrichtsmaterialien auch von zuhause aus“, berichtet Schnell.

In die Betreuung fließt viel Zeit

Ganz deutlich wird im Gespräch mit den Lehrern auch, dass das alles mit großem personellen Aufwand verbunden ist. „Wir haben unter anderem 160 PCs, 25 Drucker und 450 Tablets bei uns an der Schule. Das entspricht der Ausstattung eines mittelständischen Unternehmens“, sagt Matthias Schalk. In einem solchen gäbe es für die Betreuung eine eigene IT-Abteilung. „Bei uns muss hingegen alles nebenher laufen“, macht er deutlich. Einige Unterstützung bekomme die Schule allerdings vom Kreismedienzentrum des Landratsamts.

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So sieht es an den anderen Schulen aus

Doch auch die anderen Schulen in Stockach konnten vom Digitalpakt Schule profitieren, wie Jochen Schmid, stellvertretender Schulleiter des Schulverbunds Nellenburg auf Nachfrage des SÜDKURIER berichtet. Er hat sich um die von den Schulen geforderte Antragsstellung, die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Kreismedienzentrum gekümmert.

Doch auch hier sorgte die Bürokratie zunächst für eine Bremsung, denn „diese Planung nahm mitunter bis zu einem Jahr in Anspruch und erforderte mehrere Schritte unter ständiger Einbeziehung aller am Schulleben Beteiligter“, so Schmid.

Jochen Schmid, stellvertretender Schulleiter am Schulverbund Nellenburg, konnte schon Ende 2020 die ersten Tablets für die Schule ...
Jochen Schmid, stellvertretender Schulleiter am Schulverbund Nellenburg, konnte schon Ende 2020 die ersten Tablets für die Schule entgegennehmen. Das Geld hierfür hatte die Stadt vorgestreckt, bis die Mittel aus dem Digitalpakt abgerufen werden konnten. Von damals stammt dieses Archivbild. | Bild: Claudia Ladwig

Am Schulverbund Nellenburg konnten dann aber letztendlich insgesamt 410 Tablets angeschafft werden, „die auch im stetigen Einsatz sind“, so Schmid. Zudem würden alle Schulen mit einer flächendeckenden WLAN-Abdeckung ausgestattet.

Früher waren die Schulen unterschiedlich gut ausgestattet

Die Klassenzimmer verfügen nun über mehrere Netzwerkanschlüsse, mehrere Steckdosen am Pult und einer Möglichkeit zur Installation eines WLAN Access Points. „Des weiteren wurden für die Klassenzimmer große 86 Zoll Monitore angeschafft, die die Beamer im Zimmer ersetzen. Apple TVs zur drahtlosen Übertragung der iPad Bildschirminhalte und Dokumentenkameras vervollständigen die Ausstattung in den Klassenzimmern“, berichtet Schmid.

Die Investitionen, die dabei für die einzelnen Schulen notwendig waren, seien dabei sehr unterschiedlich gewesen, da vor allem der Schulverbund laut Jochen Schmid technisch bereits gut aufgestellt war.