Knapp 100 Jugendliche aus dem Schulverbund Nellenburg und Nellenburg-Gymnasium nutzten die Chance, die Bürgermeister-Kandidaten näher kennenzulernen. Beate Clot hatte als geschäftsführende Schulleiterin dazu ins Bürgerhaus eingeladen. Stefan Jayden Grey, Susen Katter, Yurdagül Coskun und Rainer Beel nahmen am Austausch teil, Michael Mende hatte abgesagt.

Rainer Vollmer moderierte die Veranstaltung: „Ihr seid junge Erwachsene, dürft jetzt wählen und mitbestimmen, was hier in den nächsten acht Jahren passiert. Sagt den Kandidaten, was euch bedrückt oder stinkt.“ Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Kandidaten stellten einige Schüler Fragen.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie den Klimaschutz in der Region vorantreiben?

Susen Katter sagte, man müsse die regenerativen Energien aufstocken. Beim ÖPNV müsse einiges passieren, um den Individualverkehr zu reduzieren. Sie nannte E-Car-Sharing, sicherere Radwege, Photovoltaik und Heizungen in öffentlichen Gebäuden und schlug vor, die Stelle eines Klimaschutzbeauftragten zu schaffen.

Yurdagül Coskun gab zu, sie halte wenig von Windrädern, setze mehr auf Photovoltaik und weniger Verkehr im Stadtbereich durch eine Umfahrung – natürlich unter Beachtung des Naturschutzes.

Rainer Beel machte klar, vieles werde nicht in der Kommune entschieden. Aber die Stadt könne einiges tun: andere Ampelschaltungen, um Staus zu vermeiden, stadtnahe Umgehungen für weniger Flächenverbrauch und besser fließenden Verkehr, Ausbau und Anlegen von Radwegen und bessere Anbindung der Ortsteile an den ÖPNV. Windräder sieht er kritisch.

Stefan Jayden Grey kann sich auf jedem Gebäude Solaranlagen vorstellen. Dafür müssten die Leute finanziell unterstützt werden. Attraktive Arbeitsplätze und die Unterstützung der Unternehmen führten zu höheren Einnahmen der Stadt. Damit könne man einen Shuttlebus im Zehn-Minuten-Takt anbieten, den ÖPNV ausbauen und Einwohner bei Klima-Aktivitäten unterstützen.

Wie stehen Sie zu Radwegen für einen sicheren Schulweg?

Yurdagül Coskun bekannte, Radwege kämen bei ihr an zweiter Stelle. Die Verbindungen zwischen den Ortsteilen seien sehr gut, aber in der Stadt sehe sie Probleme. „Ich appelliere an erster Stelle für einen Schülerbus, damit die Elterntaxis aufhören.“

Rainer Beel sagte, er stelle fest, dass einige Radwege auf vielbefahrenen Straßen enden. „Da wo einer hingehört und die Verkehrssicherheit erhöht, sollte auch einer hinkommen.“

Stefan Jayden Grey hat keine Priorisierung bei Stadtbus oder Radwegen. „Wo sie fehlen, muss man sie machen.“ In Stockach sei es etwas schwierig, weil bei den Bundes- und Landesstraßen die Zuständigkeit nicht bei der Stadt liege.

Susen Katter betonte, das innerstädtische Netz müsse verbessert werden, die baulichen Gegebenheiten seien aber teils schwierig. Schutzstreifen und Markierungen seien einfache, schnell umsetzbare Mittel. Mit Sabrina Molkenthin vom Umweltzentrum habe sie über Alternativrouten gesprochen. Es gebe auch Fördermittel für einen sicheren Schulweg.

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Was tun Sie für technische Ausstattung der Schüler für gleiche Bildungschancen?

Nach Rainer Beels Meinung ist die Stadt als Schulträger gefordert, für entsprechende Ausstattung zu sorgen und zumindest ein Tablet für zuhause zur Verfügung zu stellen. Stefan Jayden Grey sprach Leihgeräte der Schule an. Auch Susen Katter nannte als Idee ein Leihmodell für Notebooks und Drucker in der Schule. Yurdagül Coskun stellte eine Gegenfrage: „Wie viele Schüler sind betroffen?“ Ein Schüler gab an, im Gymnasium stünden ab Klassenstufe 11 Laptops zur Verfügung.

Das Thema leitete über zur Digitalisierung und teils fehlenden Internetanschlüssen. Während Stefan Jayden Grey darauf verwies, dass der Ausbau stark vom Telekommunikationspartner abhänge und man nicht mehr als Druck machen könne, betonte Susen Katter, für sie sei der Breitbandausbau moderne Daseinsvorsorge. Stockach biete ein sehr heterogenes Bild, doch so schlecht sei der Ausbau gar nicht. Ziel müsse sein, irgendwann überall Glasfaser bis ins Haus zu verlegen.

Yurdagül Coskun erklärte, sie könne nicht versprechen, dass jeder einen Glasfaseranschluss bekomme. „Das ist ein langer, kostspieliger Weg, den Ausbau in einen soliden Haushalt einzuführen. Das dauert noch.“ Rainer Beel brachte mögliche Anwendungen ins Spiel: „Was kann die Stadt tun, um Verwaltungsgänge zu ersparen oder zu vereinfachen, damit man nicht wegen jedem Formular aufs Rathaus muss?“

Die Bürgermeister-Kandidaten Stefan Jayden Grey, Susen Katter, Yurdagül Coskun und Rainer Beel (von links) stellten sich im Bürgerhaus ...
Die Bürgermeister-Kandidaten Stefan Jayden Grey, Susen Katter, Yurdagül Coskun und Rainer Beel (von links) stellten sich im Bürgerhaus knapp 100 Jugendlichen vor. Die Schüler stellen ihnen mehrere Fragen. Rainer Vollmer moderierte die Veranstaltung. | Bild: Claudia Ladwig

Wie stehen Sie zu einem Jugendgemeinderat?

Susen Katter antwortete, sie könne sich ein Jugendforum mit projektbezogenen Arbeitsgruppen vorstellen und denke an digitale Beteiligungsformate, um Stimmungsbilder und Input der Jugendlichen zu erhalten.

Yurdagül Coskun schlug vor: „Ich komme zu euch in die Schule und Vereine zu einem persönlichen Austausch.“ Auch Rainer Beel sagte, er setze eher auf Projekte, um Leute zusammenzuschließen und Themen voranzubringen. Stefan Jayden Grey schwebt ein städtischer Jugendrat vor, in dem je Ortsteil ein Vertreter ist, dazu die Schulleiter, Vertrauenslehrer und Schülersprecher.

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Weitere Fragen in der Veranstaltung

Gefragt wurde auch, welche Möglichkeiten die Kandidaten sehen, muslimischen Mitbürgern einen Raum für Treffen zu geben. Die Kandidaten verwiesen auf die Trennung von Staat und Religion und sagten, die Stadt könne eventuell beratend und unterstützend bei der Suche nach Räumlichkeiten tätig werden, aber keine Moschee bauen.

Weiter wollten die Schüler wissen, was die Kandidaten gegen die Inflation unternehmen würden. Rainer Beel sagte, die Stadt könne überlegen, ob sie jede Gebührenerhöhung mitmachen müsse und jede Leistung weiter so bringe wie bisher. Stefan Jayden Grey sah verschiedene Stellschrauben bei den städtischen Kindergärten, der Tafel, im öffentlichen Nahverkehr.

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Auch Yurdagül Coskun sprach über die Senkung der Kindergartengebühren und Hundesteuer sowie die Förderung lokaler Unternehmen. Susen Katter hob den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit hervor. Wichtig sei, dass Stockach ein guter Wirtschaftsstandort bleibe, um Gelder zu generieren und Sachen zu ermöglichen.

Die übrigen Fragen bezogen sich auf die Legalisierung von Cannabis, volle Schulbusse und den Schutz von Jugendlichen bei Nacht und ein entsprechendes Sicherheitskonzept. Hier wurden fehlende Beleuchtung außerhalb der Kernstadt, Bedarfs-Taxis und präventive Maßnahmen angesprochen. Alle Kandidaten wären außerdem dafür, ein Forum zu schaffen, um die Kommunikation in der Stadt zu verbessern, Vereine zu unterstützen und Synergien besser zu nutzen.