Ende September: So war die Wahlarena
So voll wie die Jahnhalle am Mittwochabend bei der SÜDKURIER-Wahlarena war, ist sie vermutlich nur beim Narrengericht. Rund 950 Interessierte verfolgten das Podiumsgespräch mit den fünf Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am Sonntag, 15. Oktober. Viele von ihnen sahen einzelne Kandidaten zum ersten Mal und alle erlebten sie erstmals gemeinsam auf einer Bühne. Yurdagül Coşkun, Rainer Beel, Susen Katter, Michael Mende und Jayden Stefan Grey stellen sich dabei den Fragen des SÜDKURIER und der Stockacher – auch den unangenehmen. Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier.

Außerdem wurde die Wahlarena aufgezeichnet, das Video in voller Länge finden Sie hier. Wer etwas weniger Zeit hat, erfährt hier auf einen Blick, wie die Kandidaten sich positionieren – bei zehn Thesen können sie mit Grün ihre Zustimmung, mit Rot ihre Ablehnung signalisieren. Einmal war eine Enthaltung möglich.
27. September: Ab in die Wahlarena!
Der Ort hat sich geändert, das Konzept bleibt gleich: Der SÜDKURIER lädt am Mittwoch, 27. September, um 19 Uhr zur Wahlarena in die Jahnhalle. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sollen dabei die Gelegenheit bekommen, sich ein Bild von den Kandidaten zu machen. Nach einer Diskussionsrunde mit Redaktionsleiterin Anna-Maria Schneider und Lokalredakteur Dominique Hahn werden natürlich auch die Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit haben, den Bewerbern ihre Fragen zu stellen.
Ursprünglich war die Veranstaltung im Bürgerhaus Adler Post geplant, doch das Interesse war innerhalb kurzer Zeit schon sehr groß. In der Jahnhalle können Besucher auch spontan kommen. Außerdem wird es eine Video-Aufzeichnung.
23. September: Grüne laden zwei Kandidaten ein
Wie positionieren sich Susen Katter und Michael Mende bei Themen wie Digitalisierung, Bildung, Oberstadt und Verkehr? Das fragten die Grünen in Stockach und luden dafür nur diese beiden Kandidaten ein. Dabei diskutierten die Gäste nicht nur mit den Kandidaten, sondern auch untereinander – und es fallen deutliche Worte wie „Stockach ist eine Schlaf- und Wohnstadt, kein Handelszentrum.“ Die wichtigsten Stimmen und Standpunkte des Abends zum Nachlesen.

Alle Kandidaten beim Stadtspaziergang
Der SÜDKURIER hat sich mehrere Formate überlegt, mit denen Wähler ihren möglichen nächsten Bürgermeister besser kennenlernen können. Eines davon ist ein Spaziergang durch den Ort: Welche Themen liegen dem Kandidaten besonders am Herzen? Wo wollen sie in den kommenden acht Jahren als Rathauschef anpacken? Die Route durch die Stadt durften sich die Kandidaten selbst aussuchen.
- So will Bürgermeister-Kandidatin Susen Katter Stockach besser machen.
- Hier will Michael Mende, sollte er die Wahl am 15. Oktober für sich entscheiden, anpacken.
- Rainer Beel erklärt unter anderem, warum er sich früh entschieden hat und doch spät in den Wahlkampf startet.
- Freibad, Osterholz, Goethestraße, Jugendkulturzentrum und Flüchtlingsheim: Welche Ideen Yurdagül Coşkun für die Zukunft Stockachs hat, berichtet sie im Themenspaziergang mit dem SÜDKURIER an diesen Stationen.
- Ein Stadtbus für Radolfzell und Zuschüsse für die Mieter der Geschäfte in der Oberstadt? Jayden Stefan Grey erzählt von seinen Ideen für Stockach.
20. September: Er ist der fünfte Kandidat
In der Stadt ist er kein Unbekannter, denn er wollte hier bis vor Kurzem mit der Tierklinik noch ein Großprojekt umsetzen. Im Gespräch mit Dominique Hahn erklärt Jayden Stefan Grey, warum das nicht verwirklicht wurde und was ihn nun bewogen hat, Bürgermeister werden zu wollen. Dabei betont er unter anderem: „Ich bin nicht der, der es nicht geschafft hat, sondern vor allem der Einzige, der es überhaupt versucht hat.“ Und Stockach sei ihm sehr ans Herz gewachsen.
18. September: Doch fünf Kandidaten!
Das Ende der Bewerbungsfrist und die Sitzung des Wahlausschusses bringen gleich zwei Überraschungen: Christophe Heinz hätte fast doch auf dem Stimmzettel gestanden – und es gibt auch ohne ihn einen fünften Kandidaten. Der ist in Stockach kein Unbekannter, denn Jayden Stefan Grey machte erst mit seinen Plänen für eine Tierklinik von sich reden und war dann nicht mehr erreichbar.
8. September: Wie sieht die Unterstützung überhaupt aus?
Vier Bewerber sind derzeit im Rennen um die Nachfolge von Bürgermeister Rainer Stolz. Eine von ihnen rückt dabei immer wieder in den Fokus, weil ihr drei Parteien Unterstützung zugesagt haben und das von anderen kritisiert wird. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn eine Partei ihre Unterstützung zusagt? Das zeigt eine Nachfrage bei den Parteivorsitzenden – einschließlich derer, die sich noch nicht hinter Susen Katter gestellt haben.

28. August: Wird da jemand bevorzugt?
Bewerber Christophe Heinz hat den Stockacher Ortsvorstehern online vorgeworfen, parteiisch zu sein bei der Wahl des nächsten Stadtoberhaupts – doch was ist dran an den Vorwürfen? Und müssen Ortsvorsteher überhaupt mit Bewerbern reden? Der SÜDKURIER hat bei den Stockacher Ortsvorstehern nachgefragt und mit der Wahlaufsichtsbehörde beim Landratsamt darüber gesprochen, was legitime Unterstützung ist und was nicht.
Die Bewerber im Überblick:
- YurdagülCoşkun (53) ist studierte Wirtschaftsjuristin aus Wuppertal und arbeitet nach eigenen Angaben im sozialen Bildungsbereich. Sie möchte mit ihrer Familie den Lebensmittelpunkt an den Bodensee verlegen. Vor Beginn ihres Wahlkampfes war sie noch nicht in Stockach, wie sie für ein Portrait schildert. Sie habe sich aber eingehend mithilfe des Internets informiert. Den Schweizer Feiertag Ende Juni nutzte sie nicht nur, um die Stadt kennenzulernen, sondern auch für die Abgabe ihrer Bewerbung. Anfang September stellte sie sich in der Nellenburger Talstation vor und gab dabei keine Versprechen, aber einige Antworten.
- Rainer Beel (56) ist ledig und kinderlos, arbeitet als Lehrer und habe bereits in seiner Heimatgemeinde Freudenberg zehn Jahre im Rat mitgearbeitet. Bei den dortigen Bürgermeisterwahlen 2009 und 2015 habe er kandidiert, unterlag aber den Mitbewerbern. Der 56-Jährige wünschte sich erst ein Signal von den Stockachern, bevor er sich bewarb. Dennoch sieht er sich als Macher: „Ich komme nicht als ausgewiesener Verwaltungsfachmann, aber ich traue mir durchaus zu, eine Verwaltung zu führen und, wo nötig, auch zu reformieren.“
- Susen Katter (39) leitet das Ordnungsamt des Landkreises Tuttlingen und wohnt mit Mann und vierjährigen Zwillingen in Radolfzell-Liggeringen. Katter hat Jura studiert und führe seit September 2022 im Ordnungsamt 31 Mitarbeiter. Auf die Frage, warum sie sich in Stockach bewirbt, erklärt sie, die Größe der Stadt reize sie. „Ich brauche immer Herausforderungen. Ich finde Stockach spannend, weil es so viele Ortsteile gibt“
- Michael Mende (49) ist Forschungskoordinator im Bereich Wissenschaftsmanagement des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und wohnt im Stockacher Ortsteil Raithaslach. Nachdem er dort so gut aufgenommen wurde, kann er sich den hauptamtlichen Bürgermeisterposten vorstellen: „Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl und wollen weiter Wurzeln schlagen. Für mich ist es wichtig, etwas an die Gesellschaft zurückgeben zu können. Deshalb würde ich gerne meine Zeit und meinen Fleiß in den Dienst der Gemeinde stellen“, sagt Mende im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
- Jayden Stefan Grey (32) ist gelernter Steuerfachangestellter, gebürtig aus Sachsen-Anhalt und wohnt in Singen-Beuren. Nach einigen Jahren in der Verwaltung des Polizeipräsidiums Tuttlingen im Bereich Finanzen hat er sich nach dessen Auflösung Ende 2019 mit der Idee für eine Tierklinik selbstständig gemacht. Die sollte in Stockach entstehen und weltweit einzigartig sein, sei angesichts veränderter Bedingungen allerdings nicht mehr planbar gewesen. Stockach sei ihm aber ans Herz gewachsen, daher wolle er sich einbringen – mit Bürgernähe und voller Kraft für die Digitalisierung, kündigt er unter anderem an.
23. August: Einer zieht zurück
Bereits in den vergangenen Tagen hatte Christophe Heinz im sozialen Netzwerk Facebook darüber geklagt, dass er von „Funktionären der Stadt Stockach beschnitten und gemieden“ werde. „Man mag ganz offensichtlich keine Konkurrenz aufkommen lassen“, so die Einschätzung des 45 Jahre alten Polizisten aus Dachau. Daraus und aus der zunehmenden Unterstützung für Susen Katter ziehe er seine Konsequenzen – und die Bewerbung zurück. Wenig später erklärt er das etwas ausführlicher und rückt dabei einen Kritikpunkt etwas gerade.
Zuvor war deutlich geworden, dass Susen Katter für die Wahl nicht nur die CDU hinter sich hat. Eigentlich wollte Christophe Heinze sich daher für einen Wahlkampfveranstaltung im September mit der ersten Bewerberin Yurdagül Coşkun zusammen tun – ein „Oppositionskollektiv“, das andere Bewerber wiederum auch verwundert. Doch daraus wird nun wohl nichts.
Mitte August: Kurzes Rätselraten um fünfte Bewerbung
Auch Tage nachdem eine weitere Bewerbung im Stockacher Rathaus eingegangen ist, war zunächst unbekannt, wer dahinter steckt. Denn Bewerber können aussuchen, ob die Stadt ihre Kontaktdaten kommunizieren darf oder nicht. In diesem Fall ist das offenbar nicht so. Einige Tage später gab sich der fünfte Bewerber zu erkennen: Michael Mende ist der erste Bewerber mit Wohnsitz in Stockach.

August: Hinter den Kulissen einer Bürgermeisterwahl
Während Chwalibog Bouman und Simon Mai von Stockach aus professionell Wahlkämpfe begleiten und schon im März einen heißen Wahlkampf prognostizierten, hat Paul Witt einen ganz anderen Blick auf Bürgermeister. Denn er hat einige von ihnen ausgebildet. Witt war Rektor der Verwaltungshochschule in Kehl und erklärt im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie sich Wahlen verändert haben. Ein Punkt:
„Die wählbaren Kandidaten werden weniger, das spüren wir schon.“ Er rate deswegen allen Gemeinden, Stellenausschreibungen nur in den lokalen Printmedien und im Staatsanzeiger auszuschreiben. „Peppige Ausschreibungen führen zwar zu mehr Bewerbern, aber nicht unbedingt zu mehr Qualität“, sagt Witt. Er appelliere deshalb daran, nicht diese Leute zu wecken, die eigentlich unqualifiziert seien.

Wie der Arbeitsalltag eines Bürgermeisters realistisch aussieht und womit man im Amt vielleicht auch zu kämpfen hat, schildert der Stockacher Amtsinhaber Rainer Stolz. Denn zu dem Posten gehören auch lange Arbeitstage und ständig Kritik.
3. August: Vierter Bewerber meldet sich
Ohne unnötige Diplomatie, aber mit einem Herz für Demokratie positioniert sich der 45-jährige Polizeibeamte aus Dachau für die Bürgermeisterwahl in Stockach. Nachdem er am 3. August seine Bewerbung abgegeben hat, steht er wenige Tage später für ein Gespräch bereit – und erklärt dabei unter anderem: „Ich suche nicht den leichten Weg, sondern brauche immer eine Herausforderung.‘
28. Juli: Dritte Bewerberin erklärt sich
Mit Susen Katter gibt Ende Juli die zweite Frau ihre Bewerbung ab und erklärt gegenüber dem SÜDKURIER ihre Motivation und Ziele. Vor ihrer Bewerbung habe die Leiterin des Ordnungsamtes im Landkreis Tuttlingen auch mit dem Amtsinhaber gesprochen – und sei nun noch mehr Feuer und Flamme. „Er brennt für seine Stadt“, sagt sie über Rainer Stolz. „So möchte ich auch für Stockach brennen.“

Anfang Juli: Einer will es schon mal nicht werden
Wer es in Sipplingen schafft, könnte doch auch in Stockach Bürgermeister werden, oder? Entsprechende Gerüchte um Oliver Gortat kursierten schon bei der Bürgermeisterwahl in Bodman-Ludwigshafen. Im Wahlkampf um das Stockacher Rathaus stellt Gortat klar: Er wird sich auch in Stockach nicht bewerben. Und das habe gute Gründe.
Ende Juni: Weitere Bewerbung mit Umwegen
Die eine wirft zwei Briefumschläge ein, der andere gar keinen – eineinhalb Bewerbungen sorgen zu Beginn der Bewerbungsfrist für Irritationen. Denn Rainer Beel kündigte seine Bewerbung zwar an, wünschte sich aber erst ein zustimmendes Signal von den möglichen Wählern – und gab dann doch schon seine Unterlagen ab.

Anfang Juni: Erste Bewerberin legt früher los
Eigentlich ist Samstag, 24. Juni, der große Tag, ab dem Interessenten sich für das Amt in Stockach bewerben können. Doch eine Frau macht schon drei Wochen vorher im sozialen Netzwerk Facebook eine Ankündigung: Yurdagül Coşkun aus Wuppertal will Bürgermeisterin von Stockach werden.
Wenig später erklärt sie im SÜDKURIER-Interview ihre Motivation: „Ich habe im Internet nach einer schönen Gegend gesucht und der Bodensee war mein Favorit. So kam ich zufällig auf Stockach.“ Als sie auf das Stellenangebot gestoßen sei, habe sie ihre Erfahrungen und Qualifikationen analysiert und sehe sich als Wirtschaftsjuristin als qualifiziert. „Ich traue mir viel zu“, so die 53-Jährige.

Anfang Mai plötzlich bundesweit in den Schlagzeilen
Stockach macht lange vor Fristbeginn auf die Bürgermeisterwahl im Oktober aufmerksam – und schafft es damit unverhofft in Deutschlands größte Boulevard-Zeitung. Die ‚Bild‘-Zeitung hat sich mit der Wahl in Stockach befasst. Dabei unterschlägt sie allerdings, dass die Bewerbungsfrist noch gar nicht läuft und erweckt mit der Überschrift „Warum meldet sich keiner für diesen 9000-Euro-Job?“ den Eindruck, es mangle an Bewerbern. Dem ist spätestens seitdem nicht so: Rainer Stolz schildert, welche Anfragen ihn seitdem beschäftigen.
März: Erste Details zum Wahlprozedere
Der Stockacher Gemeinderat entscheidet im März die Eckdaten der Bürgermeisterwahl:
- Der Termin: 15. Oktober
- Die Ausschreibung sollte am 23. Juni im Staatsanzeiger erscheinen. „Wir wollen Interessenten möglichst früh darauf hinweisen, dass die Stelle des Bürgermeisters in der schönsten Stadt Deutschlands frei wird“, sagte Bürgermeister Stolz in der Sitzung.
- Die Frist: Interessierte können sich ab Samstag, 24. Juni, und bis Montag, 18. September, um 18 Uhr für Stolz‘ Nachfolge bewerben.
- Die Kandidatenvorstellung soll am Donnerstag, 5. Oktober, stattfinden.
Januar 2023: Rainer Stolz erklärt Rücktritt
Das neue Jahr 2023 begann mit einem Knall: Rainer Stolz hört auf. Das erklärte er auf Nachfrage. Eigentlich war Stolz am 24. September 2017 ein drittes Mal gewählt worden, die Amtszeit ginge regulär bis 2025. Doch er kündigte an, sein Amt mit dem 31. Dezember 2023 niederlegen zu wollen. Die Überraschung bei den Gemeinderäten war groß. Warum er sich nach 30 Jahren im Amt zurückziehen will, erklärte Stolz unter anderem mit seiner Gesundheit.
Damit war auch klar: 2023 wird ein Superwahljahr, denn es wird auch in Bodman-Ludwigshafen, Eigeltingen und Hohenfels gewählt.