„Umkleide? Zu klein. Fahrzeughalle? Zu eng. Laufwege? Zu verwinkelt und außerdem voller Stufen, die in der Eile eines Einsatzes zu Stolperfallen werden könnten. Im Stockacher Feuerwehrhaus in der Zoznegger Straße ist vieles nicht mehr optimal“, zu dieser Erkenntnis kamen die Mitglieder des Stockacher Gemeinderats bereits im November 2017, wie der SÜDKURIER damals berichtete.
Nach einer Begehung des Feuerwehrhauses stand für die Gemeinderäte fest: Die Feuerwehr braucht in der Kernstadt ein neues Gerätehaus. Getan hat sich zunächst aber nichts. Im Haushaltsplan für das folgende Jahr 2018 schlug sich der anvisierte Umzug der Abteilung Stadt aus dem bestehenden Feuerwehrhaus in der Zoznegger Straße in ein mögliches neues Gerätehaus an der Hindelwanger Adler-Kreuzung kaum nieder.
Zweiter Besuch macht Dringlichkeit deutlich
Etwas mehr als sechs Jahre später, im Januar 2024, wiederholte sich dieses Ereignis. Ein erneuter Besuch des Gemeinderats im maroden Kernstadt-Feuerwehrhaus war notwendig, um das Neubauprojekt endlich aufzugleisen. Der Gemeinderat stellte im Haushalt für 2024 Mittel für einen Architektenwettbewerb bereit, in dessen Rahmen ein Entwurf für ein entsprechendes Gebäude gefunden werden soll.
Geplant ist das Bauvorhaben nach wie vor auf einem rund 7250 Quadratmeter großen Grundstück am Adler-Kreisel in Hindelwangen, auch wenn es in der Vergangenheit bereits Diskussionen um den Standort gab. Dort hat sich in der Zwischenzeit schon etwas getan, um eine neue Bebauung zu ermöglichen. So wurden ein altes Gebäude und der alte Mühlkanal aus Beton abgerissen, um Platz für den Neubau zu schaffen.

57 Architekten melden sich bei Wettbewerb
Wie das Feuerwehrhaus aussehen soll, wurde im Januar 2025 klar. Wie Bauamtsleiter Lars Heinzl auf Nachfrage des SÜDKURIER im November 2024 erklärte, waren beim Architektenwettbewerb 57 Bewerbungen eingegangen. „15 Stück mussten wir allerdings vom weiteren Verfahren ausschließen, weil die Unterlagen nicht vollständig waren“, so Heinzl.
Vier Büros waren von der Stadt bereits für die engere Auswahl festgelegt, die acht übrigen Plätze konnten aus den 42 Bewerbern ausgelost werden. Nach einer ganztägigen Sitzung im Januar ist klar: Das neue Stockacher Feuerwehrhaus wird ein echter Hingucker. Das Rennen machte am Ende der Entwurf des Büros Schaudt Architekten aus Konstanz, die ihren Entwurf mit den Landschaftsarchitekten Schuler und Winz aus Balingen erarbeitet haben.
Spatenstich im Jahr 2027? Wie es weiter geht
Doch das ist nur der erste Schritt für den Neubau. Im Anschluss an die Preisverleihung des Architektenwettbewerbs konnte die Planung beauftragt werden, das erklärte Bürgermeisterin Susen Katter bereits im diesjährigen Sommerinterview mit dem SÜDKURIER. Gegebenenfalls müsste dann noch der Bebauungsplan angepasst werden. „Dann müssen die Gewerke noch ausgeschrieben werden. Wenn es gut läuft, und da bin ich optimistisch, dann können wir mit einem Spatenstich im Jahr 2027 rechnen“, so Katter. Von 2027 sprach auch Heinzl nach dem Architektenwettbewerb.
Auch finanziell wird das neue Feuerwehrhaus ein Mammutprojekt: „Bei Feuerwehrhäusern kann man aber als Faustregel grob mit 1 Million Euro pro Tor rechnen. Das würde bedeuten, dass unser neues Feuerwehrhaus in etwa 11 bis 15 Millionen Euro kosten wird“, so Heinzl.
Letzte großer Anbau in den 1990er-Jahren
Laut Angaben der Stadtverwaltung stammt das Kernstadt-Feuerwehrhaus an der Zoznegger Straße aus den 1950er-Jahren. Seit 1957 ist die Feuerwehr in diesem Gebäude untergebracht. Die letzte größere Erweiterung wurde in den frühen 1990er-Jahren umgesetzt. Damals wurde ein Anbau hinter dem alten Gebäude errichtet, der in vier weiteren Garagen Platz für die Unterbringung weiterer Fahrzeuge brachte.
Rund 1000 Arbeitsstunden investierten damals die Feuerwehrangehörigen in die Ertüchtigung des alten Gebäudes und den Neubau dahinter. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich damals auf 1,2 Millionen Mark.
Ein weiterer kleiner Umbau erfolgte im Jahr 2021. Damals wurde ein separater Umkleideraum für die Feuerwehrfrauen eingerichtet. Hierfür wurde die untere Etage des Schlauchturms umgebaut. Unter anderem mussten Trennwände eingezogen, ein Boden gelegt und eine Tür zum Schlauchturm eingebaut werden.
Wie der hauptamtliche Kommandant Uwe Hartmann damals erklärte, war der Umbau dringend nötig gewesen, da den Einsatzkräften der Platz ausgegangen war. „Es war alles zu eng“, sagte er. Für Neuzugänge, die aus der Jugendfeuerwehr kommen, habe es vorher gar keine Spinde gegeben. Doch auch direkt nach der Erweiterung seien sowohl bei den Damen als auch bei den Männern schon wieder fast alle Plätze vergeben.
Feuerwehrleute brauchten schon immer Geduld
Doch schon damals haben die Mitglieder der Feuerwehr einen langen Atem gebraucht, bis es zur Erweiterung ihres Gerätehauses kam. Denn wie der SÜDKURIER im März 1984 berichtete, hatte sich die Feuerwehr bereits damals im Rahmen ihrer Hauptversammlung darüber beschwert, dass das alte Gebäude zu klein geworden war. „Mit Nachdruck machte Oberbrandmeister Rolf-Jürgen Stoffel erneut auf die mehr als beengten Räumlichkeiten im Feuerwehrgerätehaus aufmerksam“, heißt es in dem SÜDKURIER-Bericht vom 12. März 1984.
Damals sei im Gerätehaus lediglich für die wichtigsten Fahrzeuge der Feuerwehr Platz gewesen. Ein zusätzliches Löschfahrzeug war demnach im Rathaus untergestellt und musste bei Einsätzen zunächst an das Feuerwehrhaus gebracht werden, heißt es im damaligen Artikel.
Immer mehr Arbeit für die Feuerwehr
Dass die Anforderungen an die Stockacher Feuerwehr in den vergangenen Jahren gestiegen sind, zeigen nicht zuletzt die Einsatzzahlen. Der Blick in das SÜDKURIER-Archiv zeigt, dass die Stockacher Gesamtwehr im Jahr 1982 noch 60 Einsätze zu bewältigen hatte. 1992 war diese Zahl bereits auf 85 gestiegen und im Jahr 2022 verzeichnete die Stockacher Gesamtwehr sogar stolze 188 Einsätze. Im Durchschnitt betrachtet sind das rund 3,6 Einsätze pro Woche.
Dieser Artikel erschien erstmals im November 2024 und wurde aktualisiert.