Der Vorschlag ließ vor kurzem aufhorchen: Ralf Bochert, Professor für Volkswirtschaftslehre und Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn, empfiehlt die Einführung von rund 320 neuen Autokennzeichen in Deutschland. Städte mit über 20.000 Einwohnern sollen demnach ihr eigenes Anfangskürzel für Kennzeichen vergeben dürfen, so die Idee.

Im Kreis Konstanz wären davon Singen und Radolfzell betroffen. Wie eine SÜDKURIER-Umfrage in den beiden Rathäusern zeigte, stößt der Vorschlag dort allerdings eher auf wenig Gegenliebe und das, obwohl Bochert die Kürzel als positiven Beitrag zur Stärkung der lokalen Identität und des Tourismus sieht.

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Touristisch eher nicht relevant

Das sieht man in Stockach kritisch. Die Stadt hat seit gut drei Jahren ein eigenes Kennzeichen. Damals wurde das Kürzel STO, das früher die Kennzeichen im alten Landkreis Stockach zierte, wiedereingeführt. Jedoch: „Touristisch finden wir es nicht relevant“, erklärt Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier auf Nachfrage des SÜDKURIER.

„Allerdings ist es natürlich schön, wenn die Stockacher mit dem STO-Kennzeichen auf ihrem Auto ihre Identität und Verbundenheit mit ihrer Stadt zeigen. Bei einigen spielt vielleicht auch die historische oder nostalgische Komponente eine Rolle. Und wenn die Besucher unserer Stadt das sehen und ebensolche Schlüsse ziehen, ist es natürlich ein schönes Zeichen“, so Bruggaier weiter.

Neue kommunale Fahrzeuge bekommen STO-Kürzel

Die Stadtverwaltung selbst setzt seit der Wiedereinführung ebenfalls auf das STO-Kürzel an neu zugelassenen kommunalen Fahrzeugen. Eine Komplett-Umrüstung um jeden Preis gab es aber nicht. „Als die Kennzeichen damals aufkamen, sollten wir eine Aufstellung von allen Fahrzeugen machen. Die Feuerwehr auch. Weil es so viele waren, hat man sich erst einmal dagegen entschieden, alle Fahrzeuge mit neuen STO-Kennzeichen auszustatten“, erklärt Markus Maurer, Leiter der Technischen Dienste der Stadt.

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Der Grund: „Es wäre ganz schön teuer geworden, sie alle auf einmal umzustellen. Und die Fahrzeuge, die jetzt neu angemeldet werden, machen wir immer auf STO-Kennzeichen“, so Maurer.

Wie viele Autos mit STO unterwegs sind

Doch wie sieht es mit den Zahlen aus? Seit der Wiedereinführung des STO-Kennzeichens wurde dieses Kürzel im Landkreis Konstanz insgesamt 3133 Mal ausgegeben. Theoretisch können sich alle Autofahrer im Landkreis ein STO-Kennzeichen ausstellen lassen.

Im Postleitzahlenbereich 78333, also dem Stadtgebiet von Stockach, sind derzeit insgesamt 14.976 Fahrzeuge mit KN-Kennzeichen zugelassen, berichtet Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landkreises Konstanz auf Nachfrage des SÜDKURIER. Lediglich 1605 Fahrzeuge in diesem Postleitzahlenbereich sind mit STO-Kennzeichen unterwegs.

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Bei den Neuzulassungen sieht es ähnlich aus. Im gesamten Landkreis wurden im Jahr 2024 bis zum 28. Oktober insgesamt 22.190 Fahrzeuge neu zugelassen oder mit einem Kennzeichenwechsel umgemeldet. 675 davon haben ein STO-Kennzeichen bekommen.

Der Blick auf die Stadt Stockach

Betrachtet man ausschließlich die Zahlen der Zulassungsstelle in Stockach, dann wurden dort im besagten Zeitraum 390 Fahrzeuge mit STO-Kennzeichen zugelassen und 3200 mit KN-Kennzeichen. Doch nicht nur im Landkreis Konstanz werden STO-Kennzeichen ausgegeben, sondern auch im Kreis Sigmaringen. Denn einige Orte aus dem Altkreis Stockach wurden in den Landkreis Sigmaringen integriert. Wie sehen die Zahlen also dort aus?

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„Von aktuell 144.719 im Landkreis Sigmaringen angemeldeten Fahrzeugen haben 861 ein STO-Kennzeichen“, schreibt Sebastian Korinth, Pressesprecher des Sigmaringer Landratsamts. Insgesamt sei die Nachfrage nach Altkennzeichen ist seit der Einführung 2021 gesunken. STO-Kennzeichen würden aktuell nur noch vereinzelt nachgefragt, erklärt Korinth.