Die Diskussion um ein Carsharing-Angebot für Stockach geht in die nächste Runde. Während die Stadtwerke ein Angebot des Unternehmens Deer bevorzugen, sprechen sich die Mitglieder einer privaten Initiativgruppe für ein Angebot von Stadtmobil Südbaden/my-e-car aus.

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Inzwischen habe es mehrere Gespräche zwischen den Stadtwerken und der Initiativgruppe gegeben mit dem Ziel zusammenzufinden, berichtet Bernd Rüffer von der privaten Gruppe im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Allerdings sehe es im Hinblick auf eine Zusammenarbeit schwierig aus. Nach momentanem Stand wollen beide Parteien an ihrem bevorzugten Anbieter fest halten.

Stadtwerke wollen sich im Zweifel zurückziehen

Bürgermeister Rainer Stolz und Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Fürst haben in der Vergangenheit auch dem SÜDKURIER gegenüber mehrfach betont, sie würden sich aus dem Carsharing-Projekt zurückziehen, um der Initiativgruppe freie Bahn zu lassen.

Wie Bernd Rüffer erklärt, würde das aber damit einhergehen, dass die Gruppe dann auch nicht auf die Unterstützung der Stadt und der Stadtwerke zählen können. Diese wäre aus Sicht der Gruppe allerdings wünschenswert.

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„Wir halten das Angebot der Firma Deer, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke Calw, für deutlich schlechter für Stockach als das Angebot von Stadtmobil Südbaden“, erklärt Rüffer, der inzwischen eine Gegenüberstellung der beiden Angebote erarbeitet hat.

Angebot konnte nicht eingesehen werden

„Insbesondere was die Kosten für die Nutzer, die Kosten für die Einrichtung der Ladesäulen, die Erfahrung des Anbieters und die Bürgerbeteiligung angeht, halten wir das Angebot von Stadtmobil Südbaden für besser“, sagt Rüffer. Die Gegenüberstellung der beiden Angebote sei kein leichtes Unterfangen gewesen, denn das genaue Angebot, dass die Firma Deer den Stadtwerken Stockach unterbreitet hat, sei nicht öffentlich.

„Wir haben es nie zu Gesicht bekommen“, erklärt Rüffer. Deshalb habe die Initiativgruppe mit den Informationen gearbeitet, die öffentlich auf der Homepage der Firma Deer einsehbar seien. Der angestellte Vergleich sei aus diesem Grund auch nicht in allen Punkten vollständig. Die Mitglieder der privaten Initiative sehen ihn aber als ausreichend an, um ihre Entscheidung für Stadtmobil Südbaden/my-e-car zu begründen.

„Es ist aber wichtig, dass wir viele Nutzer generieren können, denn Carsharing lebt davon, dass die Leute mitmachen“, sagt Rüffer, der 1991 in Freiburg zu den Mitbegründern von Stadtmobil Südbaden gehörte, das Unternehmen aber nach kurzer Zeit schon wieder verließ.

Ein Auto braucht 20 bis 30 Nutzer

Aus dieser Erfahrung wisse er, dass die Einführung eines Carsharing-Angebots nicht leicht sei. Damit es sich rechne, müsse ein Auto mindestens 650 Euro pro Monat umsetzen, erklärt Rüffer. Das entspreche 20 bis 30 Nutzern, die das Auto jeweils mindestens ein- bis zweimal im Monat nutzen.

Rückenwind spürt die Gruppe von den Ergebnissen einer Umfrage, die sie angestoßen hat. Von 200 Befragten, die angeschrieben wurden, hätten sich rund 50 zurückgemeldet. Die Antworten stimmen Rüffer positiv, denn nicht nur stehe die Mehrheit derer, die sich an der Umfrage beteiligt haben, der Einrichtung eines Carsharing-Angebots positiv gegenüber – überraschend viele hätten sogar angegeben, bereit zu sein, den eigenen Zweitwagen dafür abzugeben.

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„Das ist ja eigentlich genau das, was wir mit einem solchen Angebot bewirken wollen“, sagt Rüffer. Aus diesem Grund hofft er, den Aufsichtsrat der Stadtwerke, der seinen Informationen zufolge am Dienstagabend tagt, noch umstimmen zu können.

Eine SÜDKURIER-Anfrage vom Donnerstag an die Stadtwerke zu den Angeboten und zur Zusammenarbeit mit der privaten Initiativgruppe, blieb bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels am Montag unbeantwortet.