Die Stockacher Innenstadt ist besser als ihr Ruf. „Aus Sicht der Wirtschaftsförderung ist derzeit kein beunruhigender Leerstand zu beklagen. Es herrscht eine normale Fluktuation“, sagt Wirtschaftsförderin Regina Schlecker. Kunden fänden zahlreiche Geschäfte mit einer bunten Vielfalt an Waren und Dienstleistungen.

Mit im Boot bei der Förderung der Innenstadt ist auch Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier, mit der Regina Schlecker Formate entwickelt, wie sich Unternehmer besser vernetzen und austauschen können. Aktuell freuen sich die beiden Frauen auf ein besonderes Projekt. „Für 2024 wurden wir vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg zusammen mit Singen als einer von fünf Standorten für das Popup Labor BW ausgewählt“, berichtet Corinna Bruggeier.

Was bietet das Popup-Labor?

Das Popup-Labor biete in Workshops, Impulsvorträgen und weiteren Formaten ein Unterstützungsangebot für die Unternehmen in der Region und könne auch zur Vernetzung der Unternehmen beitragen. „Innerhalb einer Woche wird es jeweils an drei Tagen verschiedene Veranstaltungen in Singen und in Stockach geben, die wir passend zu unserem Ort und unseren Anliegen gestalten können“, so die Kulturamtsleiterin.

Dabei sollen verschiedene Akteure aus der Innenstadt und der Umgebung, aus Handel, Handwerk und Industrie zusammenkommen und von dem Angebot profitieren, wünschen sich Schlecker und sie.

Land fördert Regionen mit Programm

Regina Schlecker erläutert die Bedeutung des Popup Labors: „Das Land Baden-Württemberg fördert mit diesem Programm verschiedene Regionen, um die Wirtschaft durch Wissenstransfer zu stärken und regionale Akteure schwerpunktmäßig bei Prozessen im Zusammenhang mit der Digitalisierung zu vernetzen.“

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In Stockach gebe es verschiedenste Unternehmen vom Kleinbetrieb bis hin zu Industriekonzernen. Diese hätten unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen – gerade in der aktuellen von mehreren Krisen geprägten Zeit. Schlecker betont: „An Themen rund um Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation kommt keiner vorbei. Hier können alle sowohl voneinander lernen als auch von Erfahrungen anderer Regionen und Wissen von Experten profitieren.“

Verschiedene Interessengruppen zusammenbringen

In Stockach gehe es darum, die verschiedenen Interessensgruppen, also Bevölkerung, Unternehmen und auch Besucher, zusammenzubringen, die Qualität und Vielzahl der Angebote – sei es gewerblich, historisch oder kulturell – ins Bewusstsein der Menschen zu bringen und die Lebens- und Aufenthaltsqualität bekannter zu machen.

„Eine attraktive Stadt lockt neue Geschäfts- und Unternehmensideen an und hilft bei der Findung und Bindung von ...
„Eine attraktive Stadt lockt neue Geschäfts- und Unternehmensideen an und hilft bei der Findung und Bindung von Unternehmensmitarbeitenden“, sagt Wirtschaftsförderin Regina Schlecker. | Bild: Dominique Hahn

Dies helfe der Bevölkerung genauso wie den ansässigen Unternehmen. „Denn eine attraktive Stadt lockt neue Geschäfts- und Unternehmensideen an und hilft bei der Findung und Bindung von Unternehmensmitarbeitenden“, sagt Schlecker. Hierzu arbeitet sie im Bereich des Stadtmarketings ebenfalls mit Corinna Bruggaier zusammen.

Gibt es bereits Anfragen von Unternehmen?

Ja, es gibt bereits Anfragen, bestätigt Regina Schlecker. Die Spanne reiche von Einzelpersonen, die zum Beispiel einen kleinen Handwerksbetrieb gründen oder eine Praxis einrichten wollen, bis hin zu großen Industrieunternehmen.

Große Gewerbegrundstücke seien allerdings nicht verfügbar. Sie führt aus: „Die Unternehmensstruktur in Stockach und Umgebung besteht aus einer gesunden Mischung an Branchen und Unternehmensgrößen, die in den beiden Gewerbegebieten Himmelreich und Blumhof, dem Industriegebiet Hardt und im Stadtgebiet angesiedelt sind.“

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Was fehlt, sind zum Beispiel Hotels für Geschäftsreisende und Touristen, ein breiteres Gastronomieangebot und vielleicht „besondere, kreative und moderne“ Ladengeschäfte oder Dienstleistungen in der Oberstadt.“ Auch Anbieter von Elektrogeräten, Haushaltseinrichtungen oder hochwertigere Modeketten wären ihrer Meinung nach wünschenswert.

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Im Sektor Baumarkt wird sich bald Hornbach in Form eines „Compact-Marktes“ ansiedeln. Und mit der Ansiedlung von Green-Places im Industriegebiet Hardt erhalten Kleinunternehmen und Start-ups die Möglichkeit, Hallenmodule zu mieten oder zu kaufen und sich so allmählich im Markt zu etablieren.

Hohe Pachtkosten sorgen für Probleme

Es gibt also durchaus Bewegung in der Stockacher Unternehmenslandschaft. Wie wichtig sind da die seit Langem bestehenden Betriebe für die Innenstadt? Alteingesessene Betriebe wie Sport Martin, Moser und Jährling sorgen für eine Konstanz in der Stadt, erklärt die Wirtschaftsförderin. Diese Geschäfte könnten sich oft deshalb gut halten, weil die Inhaber gleichzeitig Immobilienbesitzer sind. Wenn hohe Pachten gezahlt werden müssen, wird es dagegen immer schwerer.

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Schlecker macht klar: „Es wird immer wichtiger, mit den Immobilienbesitzern in der Innenstadt ins Gespräch zu gehen und gute Lösungen für alle zu finden. Die alten Gebäude in der Oberstadt erfordern zudem hohe Renovierungs- und Modernisierungskosten.“

Mehr Austausch zwischen Betrieben gewünscht

Gemeinsam mit Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier ist es Regina Schlecker ein wichtiges Anliegen, die Kontakte zwischen Betrieben und Unternehmen fördern. So gab es zum Beispiel beim Schweizer Feiertag am letzten Abend einen Feierabendhock. Der Austausch von Unternehmern soll künftig wieder regelmäßiger stattfinden, betont Regina Schlecker.

Eine Abend- oder Vormittagsveranstaltung sei weiterhin geplant, der Business Treff im März bei Eto habe dafür den Auftakt gebildet.