Über die Stockacher Oberstadt kursieren in den vergangenen Tagen viele Gerüchte: Gibt die Stadtbücherei ihre Räumlichkeiten im Alten Forstamt auf? Plant das Stockacher Narrengericht eine dauerhafte Ausstellung im Stadtmuseum? Zieht die Stadtbücherei in die Hauptstraße 24, da die Volksbank dort ihre Filiale aufgibt? Was ist an diesen Gerüchten dran? Der SÜDKURIER liefert die Hintergründe dazu.
Gekommen, um zu bleiben
Die Stadtverwaltung plant einen Umzug der Stadtbücherei? Laut Hubert Walk, Hauptamtsleiter bei der Stadtverwaltung Stockach, ist an dieser Nachricht nichts dran. Im Gegenteil: „Richtig ist, dass sich die Verwaltung einen Ausbau des Stadtmuseums vorstellen kann“, teilte Walk auf Anfrage mit. Laut seiner Einschätzung sei eine Vergrößerung des Stadtmuseums durchaus legitim, nachdem die Stadt mit den Zizenhausener Terrakotten, dem Nachlass Hotz und der Kunstsammlung Heinrich Wagner bedeutende Zugänge und Exponate erhalten habe.
Ein weiteres Signal für eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum gab es vom Stockacher Narrengericht, wie Walk erklärte: „Das Narrengericht hat bereits signalisiert, dass es bei einer Vergrößerung des Stadtmuseums der Fasnacht außerhalb der närrischen Zeit eine Bühne widmen und Teile aus dem Bestand und dem Archiv ausstellen möchte.“ Allerdings wurden laut Walk noch keine genaueren Details mit dem Narrengericht besprochen.
Bisher gibt es erst Überlegungen
Auch bezüglich der Vorstellungen der Stadtverwaltung, wie eine Vergrößerung des Stadtmuseums aussehen könnte, hält sich Walk bedeckt. „Die Vergrößerung könnte in einem eigenen Museumsgebäude geschehen oder aber auch im Obergeschoss des Alten Forstamtes“, sagt er. Im zweiten Fall wäre für die Bücherei ein anderer Standort zu finden, so Walk weiter. „Das sind jedoch nur Überlegungen, die noch nicht vertieft oder gar spruchreif sind“, betont er.

Volksbank setzt auf Selbstbedienung
Die Volksbank wird zum 1. August Veränderungen im Filialbereich vornehmen. Wie Pressesprecher Erich Heggenberger mitteilte, ist davon auch die Filiale in der Hauptstraße in Stockach betroffen. „Was die Volksbankfiliale in der Hauptstraße in Stockach anbelangt, so wird der Servicebereich im Untergeschoss zu einer Selbstbedienungs-Filiale umgestaltet“, sagt er. Beratungen finden weiterhin wie gewohnt in den oberen Räumen und auf Terminvereinbarung statt. Die Mitarbeiter der Volksbank seien über diesen Schritt bereits im Vorfeld informiert worden.
Zu wenig Frequenz in der Hauptstraße
Als Gründe für die Veränderungen nannte Heggenberger ein deutlich verändertes Kundenverhalten und immer weiter sinkende Kundenfrequenzen in der Hauptstraße. „Die aktuelle Corona-Situation hatte auf diese Entscheidung keinen Einfluss“, betont er. Seit längerem habe die Volksbank festgestellt, dass insbesondere Servicegeschäfte wie Überweisungen, Kontoabfragen oder Fragen rund um das Thema Zahlungsverkehr über die digitalen Vertriebskanäle massiv zunehmen. Damit räumt die Volksbank Überlingen auch mit Gerüchten auf, die besagen, dass die Filiale in der Hauptstraße ganz geschlossen werde.
Das Narrengericht ist zum Umzug bereit
Das Stockacher Narrengericht will seine Ausstellung zur fünften Jahreszeit vergrößern. Dies bestätigte Narrenrichter Jürgen Koterzyna. „Wir nutzen momentan die Gunst der Stunde, um über die GAK-Förderung durch die Integrierte Ländliche Entwicklung Bodensee unsere Ausstellungstechnik zu ergänzen und zu professionalisieren. Wir wissen, dass wir nicht immer im Schaufenster in der Hauptstraße sein können.“ Sobald dort ein Mieter gefunden sei, werde das Narrengericht den Standort räumen und sich nach einer sinnvollen Alternative umsehen müssen.
Dafür sei man laut Koterzyna bereits seit einiger Zeit im Austausch mit der Stadt, die die Bestrebungen unterstütze. „Viele Gäste reisen derzeit nach Stockach, zeigen Interesse am Stockacher Narrengericht und an unserem Brauchtum. Deshalb haben wir ja auch das Mini-Fasnachtsmuseum im Schaufenster installiert“, so Koterzyna weiter.
Keine schnelle Lösung in Sicht
Aber eine schnelle Lösung zeichnet sich derzeit nicht ab. „Die gemeinsamen Überlegungen mit einem festen Standort im Stadtmuseum zielen auf eine noch ferne Zukunft. Dann nämlich, wenn es auch dort Bewegung in den Räumlichkeiten gibt“, betont Koterzyna. Bis dahin müssen sich alle Beteiligten seiner Einschätzung nach aber noch gedulden. „Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, so der Narrenrichter.
Derzeit befinde man sich über den Archivar des Stockacher Narrengerichtes, Marcel Reiser, im Austausch mit Museumsleiter Johannes Waldschütz, um möglichst im Winter 2022 eine längere Fasnachtsausstellung im Kulturzentrum zu etablieren. Deutlich weiter voran geschritten ist man hinsichtlich des Inhaltes der dauerhaften Ausstellung: Laut Koterzyna biete es sich an, dass verschiedene Häser der Gliederungen und des Narrengerichts gezeigt werden. „Zudem haben wir jede Menge interessanter Exponate, die einen Blick hinter die Kulissen erlauben und einen Sprung in die Vergangenheit ermöglichen“, sagt er.