
Stück für Stück nimmt das Bauwerk Form an. Nachts hieven Kräne bis zu 30 Meter lange Holzteile in die Höhe, tags montieren Experten in luftiger Höhe von Arbeitsbühnen aus die Verbindungselemente. Und mittendrin ein Gerüst, wie man es in Konstanz selten gesehen hat: Frei in der Mitte des künftigen Rundbaus stehend, stützt es die ersten Teile der Dachkonstruktion ab.
Wie Speichen eines unfertigen Rades verlaufen die Träger jetzt ins Zentrum. Bald werden sie sich gegeneinander abstützen, und es entsteht ein riesiger runder Raum ohne eine einzige Säule. Und eine der anspruchsvollsten freitragenden Decken, die wohl je aus Holz gebaut worden sind.

Passanten reiben sich verwundert die Augen. Wo jüngst noch ein gewaltiger Betonturm einsam in die Höhe ragte und wo man sich schon mal fragte, was auf der Baustelle überhaupt vorankommt, geht es jetzt Schlag auf Schlag. Es entsteht ein Ring von Stützen, die den eigentlichen Schauraum des riesigen Rundbildes umgrenzen.
Noch ragt der Betonturm über die Konstruktion. Später werden hier, gewissermaßen auf dem Dach des eigentlichen Panoramabaus, zwei Etagen draufgesetzt – Veranstaltungsräume und Platz für ein Restaurant inklusive Rund-Terrasse mit 360-Grad-Blick, gewissermaßen das Panorama auf dem Panorama.

Bis in den Winter hinein werden sich die Bauarbeiten fortsetzen. In einigen Wochen wird die Holzkonstruktion fertiggestellt sein, dann wird die Fassade mit Holzbrettern geschlossen, 90.000 Schrauben sind allein dafür nötig. Am Schluss folgt die bunte Außenhaut aus Metall.

Das Panoramabild selbst, so sagte es der Künstler Yadegar Asisi dem SÜDKURIER, ist im Prinzip fertiggestellt. Zusammengesetzt wird es aus 30 Meter langen und drei Meter breiten Bahnen, die mit einer besonderen Technik vernäht werden. Weil die Maße gleich sind wie bei anderen Asisi-Panoramen beispielsweise in Leipzig, Dresden oder Pforzheim.
Wann die neue Attraktion eröffnet wird, steht unterdessen noch nicht fest. Zuletzt hatten die Bauherren um den Pforzheimer Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler wie auch Bauleiter Mike Vivas das Jahresende 2025 genannt, doch seither hatte es auf der Baustelle sichtbare Verzögerungen gegeben.

Jetzt sagt Scheidtweiler dem SÜDKURIER: „Wir öffnen, wenn wir fertig sind“ – das könne noch 2025 oder auch Anfang 2026 sein. Bevor die ersten zahlenden Besucher kommen, solle es auch außen rund um das Gebäude herum ordentlich aussehen.
Bis dahin ist noch viel zu tun. Wo zukünftig ein Foyer gleich mehrere Busladungen von Besuchern auf einmal aufnehmen kann, ist derzeit nur nackter Beton und ein Gerüst zu sehen.

Kein Wunder – auf der Betonplatte, die einmal der Boden des eigentlichen Raums wird, fahren Hubsteiger von bis zu 23 Tonnen Gewicht herum. Das Gerüst in der Mitte, sagt Bauleiter Mike Vivas, dient nur dazu, die Deckenbalken abzustützen, bis das Rund geschlossen ist und sie sich gegenseitig tragen. Statt eine statisch einfache Kuppel nach oben zu bauen, haben sich die Bauherren hier für eine nach unten ragende Fischbauch-Konstruktion entschieden.

Wenn sie fertig ist, muss das gewaltige Stützgerüst wieder raus. Daran mussten die Planer ebenso denken wie an einen Wassertank für die Sprinkleranlage und eine Überdruckanlage für die Aufzugschächte – „damit wir den Lift auch im Brandfall benutzen können“, so Wolfgang Scheidtweiler. Auch die Energieversorgung mit Erdwärme durch die fast unglaubliche 45 Meter langen Gründungspfeiler gilt als anspruchsvoll.


Doch nicht nur Passanten staunen über eines der größten Holzbauwerke, die in Baden-Württemberg je errichtet wurden. Eine Studentin, sagt Mike Vivas, wird für ihre Abschlussarbeit den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes berechnen und auch klären, wie groß der Vorteil des Baustoffs Holz gegenüber Beton ist. Architekten aus dem weiten Umkreis kommen für Exkursionen auf die Baustelle, auch Touristiker aus der Region werden sich bald schon mal ein eigenes Bild machen von der entstehenden Attraktion.

Bis zu 250.000 Besucher pro Jahr erwartet Wolfgang Scheidtweiler, der über seine Unternehmensgruppe einen ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag in den Standort Konstanz investiert. Ob sich das lohnt? Der Gedanke, einen Bau des weltweit renommierten Architekturbüros Sauerbruch Hutton direkt an der Konstanzer Stadteinfahrt zu platzieren, gefällt dem Bauherren sichtlich.
Und sonst? „Es macht einfach auch großen Spaß, einmal etwas Verrücktes zu bauen“, sagt Wolfgang Scheidtweiler. Sein Bauherr nickt, und von den Gästen, die an diesem Abend auf der Baustelle sind, will auch keiner widersprechen.