Was bedeutet die Wärmeplanung für Hausbesitzer? Einige Eigentümer befürchten offenbar, dass es einen Zwang gibt, sich an ein Wärmenetz anzuschließen, wenn ein solches gebaut wird. Das schilderten einige Gemeinderäte in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Doch Bürgermeister Ralf Baumert konnte Entwarnung geben, vielmehr ging es erstmal um den Bestand – und welches Potenzial es in der Gemeinde gibt, damit die Klimaneutralität gelingen kann.
Laut dem Wärmeplanungsgesetz des Bundes sind größere Städte verpflichtet, einen Wärmeplan zu erstellen. Rielasingen-Worblingen ist dieses Thema freiwillig schon 2022 im Konvoi mit den sechs anderen Gemeinden, Gottmadingen, Gailingen, Büsingen, Öhningen, Gaienhofen und Moos, mit insgesamt rund 37.800 Einwohnern angegangen. Die Doppelgemeinde hat mit dem Klimaneutralitätsbeauftragten Andreas Zeller dabei die Federführung übernommen.
80 Prozent heizen mit fossilen Brennstoffen
Das Freiburger Beratungsunternehmen Greenvectory ist mit der Wärmeplanung für den Konvoi beauftragt und Sven Killinger stellte Ergebnis der Bestands- und Potenzialanalyse für Rielasingen-Worblingen vor. Bei der Bestandsanalyse habe sich unter anderem herausgestellt, dass 80 Prozent der Heizungen mit fossilen Brennstoffen, Erdgas gefolgt von Erdöl, betrieben würden. Der Wärmebedarf der Gemeinde betrage 119 Gigawattstunden pro Jahr.
Das Unternehmen stellte die fünf aussichtsreichsten Maßnahmen im Rahmen der Wärmeplanung vor. Das waren unter anderem der Ausbau und Bau von Wärmenetzen. Bei einem Wärmenetz wird die Wärme an einem zentralen Punkt erzeugt und dann über an Rohrnetz an die Verbraucher verteilt. Die Gemeinde will mögliche Wärmenetze, wie schon die Gas- und Stromnetze in Eigenregie über das Unternehmen RWG bauen und betreiben.
Ein möglicher Ausbau wäre demnach beim Wärmenetz Hegaustraße, an dem auch Rathaus und Jugendtreff Juca hängen, und beim Insel-Wärmenetz Hardbergschule möglich. Ein neues Netz könnte an der Kolpingstraße mit dem Neubaugebiet Langenäcker entstehen.
Der heimliche Riese ist die Sanierung von Häusern
Das größte Potenzial sieht Greenvectory aber in der Sanierung von Häusern. Das sei der heimliche Riese. „Das würden wir unbedingt empfehlen, die Sanierung muss vorangehen“, erklärte Killinger. Deshalb wird der Ausbau der Energie-, Sanierungs- und Förderberatung empfohlen. Die Gemeinde habe da auch eine Vorbildfunktion und müsse ihre Gebäude sanieren. Als letzte Maßnahme empfehlen die Berater den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen.
Räte sehen wenig Bedarf für Wärmenetze
Gemeinderat Herman Wieland (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass Neubauten ja fast keine Wärme mehr bräuchten und dann ein Anschluss an ein Wärmenetz keinen Sinn mache. Dem stimmte Sven Killinger zu, deshalb gelte es vor dem Bau eines Wärmenetzes früh die Anschlussquote abzuklären. Wenn es nicht genügend Anschlussnehmer gebe, lohne sich ein Netz nicht. Volkmar Brielmann (CDU) erklärte, dass er bei einer Sanierung privater Gebäude in der Mehrzahl dann Wärmepumpen sehe, die mit Strom betrieben würden. Das sieht auch Sven Killinger so: Deshalb sei auch der Ausbau von Photovoltaik wichtig, um den erhöhten Strombedarf zu decken.
Wieland Spur (Freie Wähler) bezeichnete die Sanierung als Gegenspieler zu Wärmenetzen. Deshalb gebe es seiner Ansicht nach keinen Bedarf an weiteren Wärmenetzen. Dagmar Eisenhart (Grüne) wies darauf hin, dass sich in der Gemeinde der Abwasser-Verbandssammler des Hegaus befinde und man hier Abwärme nutzen könnte. Das sollte man ebenfalls in den Blick nehmen. Der Gemeinderat stimmte der vorgestellten Planung einstimmig zu.