140 Seiten voller Zahlen, Daten und Fakten: Stadtverwaltung und Zeppelin-Stiftung haben ihren Bedarfsplan für die Kindertagesstätten 2025/2026 zur Beratung vorgelegt. Dieser bildet Betreuungsangebote, die gegenwärtige Personalsituation und die Finanzierung ab. Am Montag, 19. Mai, muss der Gemeinderat über den Plan abstimmen.

Zahl der Betreuungsplätze

Aktuell gibt es in Friedrichshafen 627 Plätze für unter Dreijährige und 2336 Ü3-Plätze. Für das Kita-Jahr 2025/2026 stehen in 48 Einrichtungen verschiedener Betreiber neben 611 Betreuungsplätzen in U3-Gruppen (Kinder unter drei) 2299 für den Ü3-Bereich (Kinder, die älter als drei Jahre alt sind) zur Verfügung. Das sind insgesamt 53 Plätze weniger als 2024/2025.

Die Stadt begründet das mit der Schließung des Kindergartens Kitzenwiese. Dadurch werden rund 60 Plätze wegfallen. Da sich der Bau des neuen Kinderhauses Habakuk verzögert, sollen die belegten Plätze in der Kitzenwiese im derzeitigen Kinderhaus Habakuk aufgefangen werden. Zudem plane Rolls-Royce Power Systems eine Erweiterung um eine Kleingruppe. „Diese Plätze können den Wegfall des Kindergartens aber nicht vollständig auffangen“, heißt es im Bedarfsplan. Spätestens mit der Neueröffnung des Kinderhauses Habakuk werde die Platzzahl wieder steigen. Die Eröffnung ist allerdings erst für 2026 vorgesehen.

Betreuungsquote

Auch im Kita-Jahr 2025/2026, das im September beginnt, werden die Gruppen bis zur Höchstgruppenstärke belegt. In den Unterlagen werden die künftigen Versorgungs- und Betreuungsquoten gegenübergestellt. Die Versorgungsquote beschreibt die vorhandenen Plätze im Verhältnis zur Gesamtzahl der Kinder einer Altersgruppe. Sie dient als Maßstab für die Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen und zeigt den Versorgungsgrad an. Die Betreuungsquote gibt an, wie viele Kinder in Bezug auf die Gesamtzahl der Kinder dieser Altersgruppe tatsächlich betreut werden. Für den Ü3-Bereich wird deutlich, dass die Versorgung mit Betreuungsplätzen für alle Häfler Kinder in der Theorie gewährleistet wäre. Die Betreuungsquote liegt aber nur bei 91 Prozent.

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Abweichungen gibt es auch im U3-Bereich. Bei den Ein- bis Dreijährigen etwa liegt die Versorgungsquote bei 55 Prozent, der Bedarf von 52 Prozent könnte damit grundsätzlich gedeckt werden, heißt es in den Unterlagen. Die Betreuungsquote erreicht allerdings nur 41 Prozent. Wie lässt sich die Differenz zwischen Betreuungs- und Versorgungsquote erklären? Die Stadt führt dazu mehrere Gründe auf, unter anderem den Personalmangel und unbesetzte Stellen. So werde es immer schwieriger, Mitarbeiter für die insgesamt rund 530 Planstellen zu finden. Mit der Konsequenz, dass in einigen Einrichtungen Betreuungsplätze frei bleiben.

Insgesamt stehen im nächsten Kita-Jahr 2910 Betreuungsplätze zur Verfügung.
Insgesamt stehen im nächsten Kita-Jahr 2910 Betreuungsplätze zur Verfügung. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Im Vergleich zum Ü3-Bereich benötigen die U3-Gruppen zudem mehr pädagogische Fachkräfte pro Kind. Da Kinder nur vom ersten bis zum dritten Lebensjahr in reinen Krippengruppen betreut werden, gestalte sich die Platzsuche etwa für ein Kind im Alter von zwei Jahren schwierig. „Da das Kind nur eine kurze Zeit in der Krippe bleiben könnte“, führt die Stadt dazu aus. Zudem sieht die Verwaltung organisatorische Gründe. Durch den Wechsel von der Krippe in den Kindergarten zum dritten Geburtstag der Kinder würden unter dem Jahr Plätze frei, die nicht unmittelbar nachbesetzt werden können. Auch die Eingewöhnung der Kinder binde viel Zeit, sodass Plätze erst zeitversetzt nachbesetzt werden können.

Angebotsformen

Nach Angaben der Stadtverwaltung wird für Kinder über drei Jahre mit 73 Prozent vor allem das Angebot der verlängerten Öffnungszeiten angefragt. Insgesamt 83 Gruppen bieten diesen Betreuungsumfang an. Gefolgt von der Ganztagsbetreuung mit 23 und der Regelbetreuung mit vier Prozent. Im U3-Bereich sei das Verhältnis zwischen den verlängerten Öffnungszeiten (58 Prozent) und der Ganztagsbetreuung (35 Prozent) ausgeglichener. Auch hier seien die Anfragen nach einer Ganztagsbetreuung im Vergleich zum Vorjahr (42 Prozent) zurückgegangen, so die Stadt. Für die Ganztagsbetreuung stehen 32 Gruppen zur Verfügung, für die verlängerten Öffnungszeiten sind es 49 Gruppen.

Ausblick

Durch die Lage der Stadt, die örtliche Industrie und die Neubaugebiete wird auch im folgenden Kitajahr – 2026/2027 – mit einem Anstieg bei den Anfragen zur Kinderbetreuung gerechnet. Insgesamt gab es im aktuellen Kita-Jahr (Stand 1. März) fast 5200 Anfragen. Die Weiterentwicklung der Kitalandschaft sei daher ein zentraler Aspekt. Bei den Bedarfsanfragen durch die Eltern werden der Verwaltung zufolge insbesondere Einrichtungen in der Innenstadt beziehungsweise den innenstadtnahen Gebieten angefragt. Im laufenden Kitajahr waren (ebenfalls Stand 1. März) 237 Kinder noch ohne Platzzusage. Zum Stichtag seien allerdings noch nicht in allen Einrichtungen die Planungen abgeschlossen gewesen. Daher seien hier noch Familien enthalten, die einen Betreuungsplatz bekommen.

Gebühren

Die Gebührensatzung für die Kindertagesstätten wurde auf Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses im März überarbeitet. In Stufe eins, die ab September greift, bedeutet das im Ü3-Bereich: Verlängerte Öffnungszeiten: +50 Euro; Ganztagsbetreuung: +83 Euro. Unter drei Jahren: Verlängerte Öffnungszeiten: +150 Euro, Ganztagsbetreuung: +250 Euro. Sieben Fallbeispiele für Familien finden Sie hier.