Normalerweise gehen Besucher in ein Museum, doch ab April macht sich das Stockacher Stadtmuseum auf den Weg zu seinen Betrachtern und kommt in die einzelnen Ortsteile. Bei „Museum auf Achse“ ist bis Dezember ein Abend pro Teilort vorgesehen. Wie Museumsleiter Julian Windmöller erklärt, soll diese Veranstaltungsreihe Hemmschwellen abbauen und zeigen, dass der Ruf der Museen als Räume mit staubigen Ausstellungsstücken absolut nicht stimme.
Windmöller und seine Mitarbeiterin Sybille Trefflich wollen zu den Terminen individuell zum jeweiligen Ortsteil passende Stücke aus dem Fundus des Stadtmuseums mitbringen, außerdem sind Mitmach-Stationen geplant. Sie beschreiben die geplanten Veranstaltungen als gemütliche Abende, an denen es erst eine halbe Stunde Vortrag zur Arbeit des Stadtmuseums geben soll und dann viel Raum für Austausch und Gespräche. Eine Frage dabei sei auch, was die Besucher bewegt, in das Stadtmuseum zu kommen, oder warum sie genau nicht ins Museum gehen.
Reihenfolge und Stationen
Zizenhausen macht den Anfang bei „Museum auf Achse“. Dann geht es rückwärts im Alphabet von Winterspüren, Wahlwies, Raithaslach, Mahlspüren im Tal/Seelfingen sowie Mahlspüren im Hegau über Hoppetenzell und Hindelwangen nach Espasingen. Windmöller erzählt, er sei inzwischen ein Jahr in Stockach und habe damals die Idee mitgebracht, dass er das Museum in die Ortsteile bringen wolle. Nun stehe das Konzept und habe sich parallel zum 50. Jubiläum der Eingemeindungen der Ortsteile wunderbar ergeben.
Zum offenen Teil der Abende beschreibt Windmöller drei Stationen, die es geben werde. An der ersten sei das Thema „Geschichte bewahren“. Dort sollen die Gäste sehen können, wie das Stadtmuseum die Geschichte des Teilorts sammelt und bewahrt. Dazu sollen sie auch historische Objekte, Fotos und weiteres Archivmaterial sehen können. Zudem gehe es um die Frage, was in der neuen Dauerausstellung auf keinen Fall zur Geschichte des jeweiligen Stockacher Ortsteils fehlen dürfe. Die Besucher könnten Anregungen direkt aufschreiben.
Wie das Stadtmuseum eigentlich arbeitet
Die zweite Station dreht sich um Objekte des Stadtmuseums: Wie viele Stücke es gibt, wie professionelle Fotos davon entstehen und wie man in der Online-Sammlung stöbern kann. Wer möchte, könne dem Stadtmuseum auch neue Objekte zur Verfügung stellen.
Sybille Trefflich erklärt, das Stadtmuseum habe jetzt eine Fotobox mit einer professionellen Kamera, um Ausstellungsstücke viel besser ablichten zu können. Außerdem können Interessierte direkt sehen und probieren, wie man einen Archivkarton zur Aufbewahrung von kleinen Gegenständen faltet. In solchen Kartons würden auch Objekte in den Leihverkehr gehen, erklärt Windmöller.

Mitmachen steht an der dritten Station im Mittelpunkt. Dort gebe es Informationen über die pädagogischen Angebote in den Ausstellungen, also zum Beispiel den Kinderpfad oder den Audioguide. Der Audioguide könne auch direkt auf dem Handy installiert und ausprobiert werden.
Was gezeigt wird, steht noch nicht fest
„Ich bin schon sehr gespannt, wie das Format ankommt“, sagt Julian Windmöller über „Museum auf Achse“. Ihm sei es wichtig, zu zeigen, wie das Museum arbeite und die Leute abzuholen. Sybille Trefflich ergänzt, sie erlebe bei Schulführungen manchmal, dass Kinder noch nie zuvor in einem Museum gewesen seien.
Was genau die beiden aus dem Museumsfundus in die jeweiligen Ortsteile mitnehmen, steht noch nicht fest. „Wir überlegen das noch“, sagt Windmöller. Er könne bisher nur sagen, dass bei Zizenhausen natürlich besondere Stücke der Terrakotten dabei sein werden. Das Museum habe eine Schenkung eines fast kompletten Satzes der Terrakotten-Figuren vom „Großen Orchester“ erhalten. Ein Wunsch und eine Vorgabe dazu sei, dass es in Zizenhausen zu sehen sein solle – das ist mit „Museum auf Achse“ möglich. Zudem gebe es ohnehin eine kleine Dauerausstellung im Zizenhausener Rathaus, in der die Figuren immer wieder mal ausgetauscht würden, so Windmöller.
Kunst trifft Natur und Kommunalwahl
Mit Blick auf das Jahr nennt Windmöller zwei andere anstehende Termine, zu denen er einlädt. Zur laufenden Ausstellung „Kunst und Kurioses“ gibt es eine Wanderung mit dem Umweltzentrum unter dem Motto „Kultur trifft Natur“ auf den Spuren der Maler, die Stockach in Stadtansichten festgehalten haben. Diese findet am Sonntag, 14. April, 14 Uhr, statt. Außerdem ist vor der Kommunalwahl, die am 9. Juni sein wird, ein Vortragsabend zu Wahlen geplant.