Über viele Jahre hatte Bürgermeister Rainer Stolz einen großen eisernen Schlüssel vom alten Portal des Krankenhauses in einem Rahmen in seinem Büro – nun gehört dieses Stück zu den ersten der neuen Sammlung von Gegenständen der Stockacher Alt-Bürgermeister im Stadtarchiv und -museum. Stolz, der seit 30 Jahren im Amt ist, und sein Vorgänger Franz Ziwey übergaben insgesamt fünf Gegenstände an Leiter Julian Windmöller.
Gegenwart wird zur Vergangenheit
„Die Bürgermeisterwahl ist einschneidend für Stockach. Da sehen wir, wie die Gegenwart zur Vergangenheit wird“, sagt Windmöller im Hinblick auf den 15. Oktober, wenn die Nachfolge von Rainer Stolz entschieden ist. Stolz ist seit 1993 im Amt, also fast vier Amtszeiten. Ziwey war davor von 1969 bis 1993 drei Amtszeiten lang Rathaus-Chef von Stockach.
Er habe geschaut, was in der Museumssammlung zu den früheren Stadtoberhäuptern vorhanden sei. „Was die Objekte angeht, sind wir bisher noch grau bis blind“, beschreibt Windmöller. Daher seien der Wunsch und das Projekt entstanden, die Sammlung mit Dingen der Alt-Bürgermeister ins Leben zu rufen.

Symbol für die Beständigkeit des Krankenhauses
Windmöller erzählt, er habe Rainer Stolz angesprochen, ob er dem Museum ein Objekt geben würde, das ihn durch seine Amtszeiten begleitet habe oder symbolisch dafür stehe. „Es ist dann nicht nur ein Objekt geworden. Das hat mich sehr gefreut.“ So könne nun ein neuer Sammlungsbereich begonnen werden.
Von Rainer Stolz, der noch bis zum Jahresende im Amt ist, kommen nun zwei Gegenstände für die Sammlung: Der bereits erwähnte Schlüssel in einem Ausstellungskasten habe für Stolz mit dem Kampf um den Erhalt des lokalen Krankenhauses zu tun. „Ich gebe den Schlüssel nun für ewig der Geschichte der Stadt als Symbol, dass das Krankenhaus ewig existieren kann.“
Ziwey ergänzte, dass Rainer Stolz das Krankenhaus in seinen so guten Zustand gebracht habe, wie kein Minister dazu fähig gewesen wäre. Der Alt-Bürgermeister wies auch darauf hin, dass die Ära Stolz weitergeht, da Christoph Stolz, einer der Zwillingssöhne von Rainer Stolz, seit dem 1. Juli Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen ist.
Die Bedeutung des Blumhofs
Das zweite Objekt ist ein Kunstwerk von Ursula Haupenthal anlässlich der Eröffnung des interkommunalen Gewerbegebiets Blumhof, quasi die Mini-Version des Tors zum Bodensee. Das Kunstwerk habe immer in seinem Büro gestanden. Das Gegenstück steht übrigens im Bürgermeisterbüro in Ludwigshafen.
Beide Objekte seien Symbole für Themen, mit denen er sich sehr stark beschäftigt habe, erklärte Stolz. „Beide stehen für Dinge, die viel Nerven gekostet haben und mir sehr am Herzen liegen. Mir war klar, dass wir neben dem Industriegebiet Hardt ein leistungsfähiges Gewerbegebiet brauchen.“ Ein Industriegebiet und ein Gewerbegebiet seien zwei paar Schuhe.

Franz Ziwey plauderte zum Hardt ein bisschen aus dem Nähkästchen. Er blickte zurück, wie er Eto damals unter strengster Geheimhaltung nach Stockach geholt habe. So etwas zwei Jahre unter Verschluss zu halten, das könne sich ein Bürgermeister heutzutage nicht mehr erlauben. Doch für Stockachs Wirtschaft sei die Ansiedlung von Eto im damals neuen Industriegebiet Hardt unglaublich wichtig gewesen.
Was Franz Ziwey für die Sammlung ausgesucht hat
Franz Ziwey, der auch Ehrenbürger ist, hat drei Gegenstände ausgewählt: Der erste ist eine Gedenkmedaille zur Städtepartnerschaft zwischen Stockach und La Roche in Frankreich, die seit dem Jahr 1972 besteht und deren 50. Jubiläum coronabedingt dieses Jahr nachgefeiert wird. Die Medaille ist vom 30-jährigen Bestehen. „Die Städtepartnerschaft hatte gut zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg eine ganz andere Bedeutung als heute“, sagt Ziwey im Rückblick.
Das zweite Objekt für die Sammlung ist eine kleine, abstrakte Skulptur, die er vom Verein Handel, Handwerk und Gewerbe erhalten hat, und das dritte ist der Alefanz-Orden, mit dem ihn die Langensteiner Cumpaney ausgezeichnet hat.
Eigentlich ging aber noch viel mehr von Ziwey an die Stadt: Er hat dem Stadtarchiv auch bereits schon einen Teil seines eigenen Archivs übergeben.
Was jetzt mit den Objekten geschieht
Windmöller freut sich über die fünf Objekte. Diese seien eine schöne breite Auswahl. Er habe sogar nur an so etwas wie einen Füller, mit dem ein wichtiger Vertrag unterzeichnet worden sei, gedacht. Jetzt sei es sehr viel mehr geworden und zeige viele Facetten. Es zeige auch die Kreativität der beiden Schenker.
Vermutlich kämen die Objekte nun ins Museumsdepot, allerdings kam direkt in der Runde die Idee auf, sie in die laufende Ausstellung einzubauen. Windmöller wird ohnehin bald ein paar Dinge in „Kunst und Kurioses“ tauschen. Das kleine Tor zum Bodensee durfte zudem direkt auf der Stele zwischen zwei Fenstern im Foyer des Alten Forstamts stehen bleiben, da es dort sehr gut hinpasst.