Immer wieder werden Stimmen laut, die eine Belebung der Stockacher Oberstadt fordern. Wie könnte diese in einigen Jahren aussehen? Stadtbaumeister Lars Heinzl stellte dem Planungsausschusses mehrere Konzepte zur Umgestaltung vor, erklärte den Ist-Zustand und ging auf die Vorzugsvariante der Planung ein. Die Mitglieder des Ausschusses lobten die Entwürfe und gaben einstimmig ein empfehlendes Votum. Im nächsten Schritt wird der Gemeinderat sich mit dem Thema befassen.
Die Umgestaltung der Oberstadt sei ein Baustein der Innenstadt-Sanierung, so Heinzl. Der Bestand an Grünflächen sei dabei ein ganz großes Thema. „In der gesamten Oberstadt gibt es 34 Bäume, den meisten geht es nicht so gut.“ Es gebe aber keine Grünflächen und keine Verbindung zu Stadtgarten und Aachpark.
Autos raus?
Ein Problem ist der Autoverkehr. Die Fahrer seien einerseits Anwohner, doch subjektiv entfalle ein großer Teil auf den Parksuchverkehr. Das Parkhaus sei aber statistisch nur zu 15 Prozent ausgelastet und habe genügend Kapazitäten, um den ruhenden Verkehr aufzunehmen. Daher könne man aus seiner Sicht die öffentlichen Parkplätze zur Diskussion stellen.

Mit der Neugestaltung soll die Verbindung von der Unterstadt in die Oberstadt, zum Aachpark und zum Stadtgarten verstärkt werden. Lars Heinzl sprach drei Varianten an. Alle beinhalten einen einheitlichen Stadtboden, mehr Grün in der Stadt, mehr Wasseraufnahme und bieten mehr Aufenthaltsqualität für Fußgänger.
Details der Vorzugsvariante
Aber die Vorzugsvariante heißt „Grünes Band und grüne Stadt“. Vom La Roche Platz bis zum Linde-Kreisel soll es dabei durchgehend ein grünes Band geben. Heinzl sprach von Schwammstadt‐Pflanzbeeten mit Rigolen (unterirdischen Auffangbecken für Regenwasser), Hochbeeten in Leitungsbereichen, Rankseilen, Kletterpflanzen, Säulen- und Fassadenbegrünung und schattenspendenden Baumdächern.
Ein Stadtgartensteg ist ebenso Teil des Plans wie ein grüner Stadtwall als Verbindung zum Aachpark. Man wolle den Marktplatz und den Gustav-Hammer-Platz aufwerten. Auch der Platz um das Kriegerdenkmal sei eine schöne Stelle mit toller Aussicht auf die Stadt. „Unsere Idee ist ein Stadtbalkon, wo man sich gerne aufhält“, erklärte Heinzl. Im Bereich Bürgerhaus/Altes Forstamt seien Wasserspiele geplant und auch ein Mobilitätshub solle dort entstehen.

Es werde im Zuge der Umgestaltung viele Baustellen geben, so Heinzl. Keller reichten teilweise halb in den Straßenraum hinein, das müsse beim Einbau der Rigolen beachtet werden. Zusammenfassend machte er klar, für mehr Grün und mehr Platz für die Menschen müssten Autos, Durchgangs- und ruhender Verkehr weichen. Natürlich kämen die Anwohner zu ihren Häusern und dürften private Stellplätze weiter nutzen. Auch Lieferdienste, Feuerwehr, Krankenwagen und Müllabfuhr dürften dort fahren.
Bürgerbeteiligung soll kommen
Bürgermeister Rainer Stolz sprach von spannenden Entwicklungsperspektiven. „Der Durchgangsverkehr muss verlagert werden. Wo der Verkehr hingeht ist die zentrale Frage. Wenn ich da keine Lösung habe, brauche ich keine Pläne machen.“ Mehr Grün und Wasser seien richtig, das müsse unterstützt werden. Der Kostenaufwand werde beträchtlich sein, denn die Pläne seien sehr ehrgeizig. „Es gibt viele Diskussionspunkte, viele Hemmnisse, aber es ist ein wichtiger Impuls, unsere Stadt in dieser Richtung weiterzuentwickeln.“ Man wolle wie auch beim Aachpark mit Bürgerbeteiligung arbeiten.
Christoph Stetter (CDU) bestätigte, wenn man über Bürgerbeteiligung die Leute mitnehme, sei die Zustimmung am Ende viel größer. Zur Umgestaltung sagte er: „Es ist absolut der richtige Weg, es so zu machen – klimatechnisch, optisch und für das soziale Miteinander.“
Kosten liegen im Millionenbereich
Roland Fiedler (FWV) sagte mit Blick auf die vielen Privatgrundstücke: „Einiges wird nicht gehen, weil die Anlieger nicht mitmachen.“ Er sei skeptisch, denn es gehe um einige Millionen Euro. Man müsse die Leute mitnehmen, um ein Stimmungsbild zu bekommen und die Maßnahmen kostentechnisch im Rahmen zu halten. Auch Joachim Kramer (SPD) äußerte sich: „Es ist ein interessanter Vorschlag für Zukunft. Wir müssen klären, welche Bestandteile wir präferieren und welche hintangestellt werden können. Das Gesamtpaket wird nicht machbar sein.“
Alice Engelhardt (Grüne) dankte Heinzl und nannte den Entwurf teils visionär. Eine neugestaltete Innenstadt „würde viele Leute herziehen und wäre ein schöner Punkt für einen Ausflug. Es wird natürlich viel Geld kosten, aber der Stadt insgesamt einen großen Fortschritt bringen.“
Wolf-Dieter Karle (FWV) sieht in den Vorschlägen die Chance, die Oberstadt wiederzubeleben und einem Mittelzentrum würdig zu machen. „Wenn wir das eine oder andere umsetzen können, falls wir das blaue Band schaffen wie in Freiburg, zieht das viele Menschen an. Dann hätten wir ein Juwel hier am Bodensee.“
Umgestaltung könnte zehn Jahre dauern
Wie lange eine derartige Umgestaltung brauchen würde, wollte Martin Bosch (CDU) wissen, der auch vorschlug, die Eigentümer gleich mit ins Boot zu nehmen. Die Dauer hängt laut Bürgermeister Stolz davon ab, sich zunächst auf einen Plan zu einigen, der für alle tragbar und gut ist. Bis zur Fertigstellung könnten zehn Jahre vergehen, man dürfe nichts übers Knie brechen.
Erst wenn aus den momentanen Vorstellungen ein fester Plan entstanden sei, könne man überschlägig darstellen, was an Kosten auf die Stadt zukomme. Dazu ergänzte Lars Heinzl, Stockach sei ins Oberstadtsanierungsprogramm aufgenommen worden. Dieses sei auf 2032 terminiert und die Stadt bekomme Fördermittel von 250 Euro pro Quadratmeter. Es gebe aber noch andere Förderprogramme, für die man Anträge stellen könne.