Das war eine Überraschung: Die Botschafter der Vierländerregion Bodensee erfuhren noch vor den Mitgliedern des Planungsausschusses, wie die Vorzugsvariante für die Sanierung der Stockacher Oberstadt aussehen soll. Stadtbaumeister Lars Heinzl sprach in einem Vortrag über den Entwurf mit viel Grün.
Die Teilnehmer aus mehreren Ländern erhielten zudem in einer Führung mit Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier Einblicke in die Kunstmeile in der Oberstadt, Eine Führung mit durch das Stadtmuseum mit Leiter Julian Windmöller und Lars Heinzl stellte auch die Pläne für den Aachpark samt Zeitplan vor.
Eine Liebeserklärung an Stockach
Alles in allem: Stockach stand komplett im Mittelpunkt der Veranstaltung. Bürgermeister Rainer Stolz, der noch bis Jahresende im Amt ist, nahm aber bewusst weiter hinten im Publikum Platz – um schon einmal zu üben, wie er auf Nachfrage sagte. Für seine Rede musste er natürlich auf die Bühne und hob die Vorzüge von Stockach vor.
Sein Grußwort an die Botschafter war sogar eine Art Liebeserklärung an die Stadt, in der er seit 30 Jahren Bürgermeister ist. Stolz bezeichnete Stockach als „schönste Stadt am See“, fügte aber auch gleich hinzu, dass auch andere Orte dies für sich beanspruchen würden. Stockach habe ihn vor rund 30 Jahren mit der „traumhaften Landschaft“ direkt gefesselt. Für ihn sei klar gewesen, dass er hier leben wolle.
Stockach habe eine sehr gute, zentrale Lage, betonte Stolz. Man könne von hier Ziele, wie den Schwarzwald, das Donautal oder den Säntis in der Schweiz sehr gut erreichen. Die Stadt sei daher für Firmen ein sehr guter Standort. „Es ist uns gelungen, zwei leistungsfähige Gewerbegebiete und ein Industriegebiet zu entwickeln.“ Einige große Betriebe wie Eto und Topocrom seien dort ansässig.
Stolz betonte auch die Verantwortung der Stadt als Mittelzentrum, das Aufgaben für die umliegenden Orte übernehmen. Auch ein Hinweis auf das leistungsfähige Krankenhaus, das sich in kommunaler Hand befindet, fehlte nicht: „Wir haben ein kleines Haus mit großer Qualität.“

Die (Ober-)Stadt soll (noch) schöner werden
Lars Heinzl umriss für die Botschafter die öffentlich bereits bekannten Pläne für den Aachpark samt neuem See und einem Grünen Klassenzimmer. Er hobt unter anderem dem Aachturm hervor, der ein Projekt der Stadtwerke sichtbar mache. Die Stadtwerke Stockach wurden eine Art Fernwärmenetz aus einem Eisspeicher anlegen, um ein angrenzendes Gebiet am Osterholz zu versorgen. Der Turm bilde einen Teil davon ab. Die Gesamtinvestition für den Aachpark betrage 7,5 bis 8 Millionen Euro und die Stadt will Fördermittel beantragen.
Der spannendste Teil kam mit einem Blick in die Zukunft der Oberstadt. Die Vorzugsvariante für die Sanierung betrifft nicht nur diese selbst, sondern hat auch Ideen, um wortwörtliche Bögen und Brücken zum Aachpark und dem Stadtgarten zu schlagen. Hier kam die Barrierefreiheit ins Spiel. Heinzl zeigte eine Übersichtsgrafik auf der mögliche Brücken zu sehen waren, die allen Personengruppen leichte Wege bieten würden: Von Stadtgarten zur Oberstadt oder umgekehrt sowie zwischen Stadtwall und Aachpark.
„Sie sehen das als Erste“, sagte er zu den Oberstadt-Entwürfen. Heinzl gab einen kurzen Rückblick darauf, dass die Oberstadt früher eine zweispurige Hauptstraße mit Parkplätzen an beiden Straßenseiten hatte. Heute ist es eine Einbahnstraße, aber mit recht wenig Grün. Genau das soll sich ändern.

Grün rein, Verkehr raus
Zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und für das Klima, das alle treffen werde, sollen sich einiges ändern. „Was hilft, sind Grün, Bäume und Wasser“, sagte Heinzl. Ein Entwurf zeigte eine Oberstadt mit zahlreichen Bäumen und Wasserrinnen. „Ein durchgehendes grün-blaues Band“, beschrieb der Stadtbaumeister. Das sei gleichzeitig auch eine Daseins- und Schutzvorsorge, da es bei Starkregen das Wasser ableiten könne. „Aktuell gibt es 40 Bäume in der Oberstadt. Später sollen es mehrere hundert sein“, so Heinzl. Auch Fassadengrün sei eine Idee, Wasserspiele für Kinder, ein Aussichtsstadtbalkon beim Kriegerdenkmal und verschiedene Platzsituationen.
Heinzl sagte klar, dass es sicherlich eine große Diskussion geben werde. Bäume bräuchten Platz und das einzige, das in der Oberstadt weichen könnte, sei der Durchgangsverkehr. „Wir wollen den Durchgangsverkehr rausnehmen“, so Heinzl. Nur Anwohner, Feuerwehr und Lieferverkehr sollen dann noch reinfahren dürfen.
Heinzl wird den Entwurf am Mittwoch, 27. September, um 17 Uhr im Planungsausschuss im Rathaus detailliert vorstellen. Die Sitzung ist öffentlich.
Norbert Fritsch, der Vorsitzende des Vierländerregion Bodensee Botschafterclubs, hatte nach den Vorträgen von Stolz und Heinzl direkt viel Lob. Er zeigte sich beeindruckt: „So sieht eine moderne Stadtentwicklung aus. Sie sind auf einem super Weg.“
Ratsbeschluss in vergangener Sitzung
In der jüngsten Gemeinderatssitzung war die Oberstadt kurz Thema. Lars Heinzl in der Sitzung erklärte, mit einem Beschluss solle formal die zweite Phase der Vorbereitungen für die Oberstadtsanierung eingeleitet werden. Laut Sitzungsvorlage gibt es im Rahmen einer Untersuchung eine Auskunftspflicht für Eigentümer, Mieter und Pächter im Bereich des geplanten Sanierungsgebiets. Damit soll die Sanierungsbedürftigkeit beurteilt werden.
Heinzl führte weiter aus, ein endgültiger Beschluss, welche Straßen und Bereiche der Oberstadt das Sanierungsgebiet am Ende tatsächlich umfassen wird, stehe erst am Ende der Untersuchung fest. Für den Start liege der Fokus, grob gesagt, auf dem Bereich zwischen La Roche Platz und Linde-Kreisel, erklärte Heinzl.
Auf Nachfrage von Stadtrat Christoph Stetter (CDU) erklärte Heinzl, dass im Zuge der Oberstadtsanierung auch Augenmerk auf die Wärmeplanung gelegt werden solle. „Das geht alles Hand in Hand“, betonte er und verwies darauf, dass es dabei etwa auch um die Frage gehe, ob ein Nahwärmenetz für die Oberstadt in Frage kommen könnte.