Leistungselektonik, erneuerbare Energien, Bahntechnik: Die Firma STS ist vielseitig aufgestellt und spürt die Corona-Krise zwar, wächst aber auch gleichzeitig wie sie es immer tut. „STS steht auf mehreren Säulen“, erklärt Geschäftsführer Christof Gulden. „Im Maschinenbaubereich hat es uns getroffen, in der Bahntechnik läuft es aber besser als 2019. Es ist trotzdem ein erfolgreiches Jahr.“ Zum Umgang mit der Pandemie-Situation erklärt er, dass eine Taskforce bei wöchentlichen Treffen Maßnahmen festgelegt habe.
Research and Development für Firma dieser Größe ungewöhnlich
Der Blick geht immer in die Zukunft. Und STS leistet sich etwas, das nur wenige kleinere Firmen hätten, erklärt Daniel Benner, Teamleiter Forschung und Technologie. Es gebe eine kleine Gruppe Research and Development (Forschung und Entwicklung, R&D), die sich rein der Zukunftsentwicklung von Bauteilen widme. „Das ist für unsere Größe eher unüblich“, so Benner, der promovierter Physiker ist. „Wir haben festgestellt, dass es wichtig ist, am Nabel der Zeit zu sein.“
Gulden ergänzt zu den Bauteilen: „Die Leistungselektronik ist hochdynamisch. Es wird alles immer kleiner und leistungsdichter.“ R&D beschäftige sich mit Lösungen für in drei, fünf oder zehn Jahren.
Zusammenarbeit mit Experten
Es gebe auch Kooperationen mit Forschungsinstituten und Konzernen, um breit aufgestellt zu sein, erläutert Benner. Zudem finde eine Zusammenarbeit mit wichtigen Experten im Bereich der Leistungselektronik statt, zum Beispiel Bruce Carsten. So setze sich das R&D aus zwei Mitarbeitern von STS als Kernmannschaft und weiteren Experten zusammen. „Ich bin stolz darauf, dass ein weltweiter Papst der Induktivitäten wie Bruce Carsten mit STS zusammenarbeitet“, sagt Gulden.
Die Aufgabe des R&D sei es, die Bauteile und Berechnungsmöglichkeiten so zu entwickeln, dass diese in der Serienentwicklung verwendbar seien, erklärt Benner: „Es macht Spaß, den Dingen auf den Grund zu gehen und Neues zu erproben.“ Dazu seien Kenntnisse aus verschiedenen Teilbereichen notwendig. Gulden ergänzt, dass STS immer einen Beitrag leisten wolle, damit Dinge besser werden. Ein Beispiel dafür seien Bauteile, die in Abgasreinigungsfiltern von Schiffen zum Einsatz kommen. Benner erzählt, dass es auch bereits erste Pilotanlagen für Wasserstoffantriebe gebe.
Mitarbeiter wurde zum Professor berufen
Die Firma STS habe auch einen nicht-technischen Erfolg zu verzeichnen: Ein Mitarbeiter sei zum Professor geworden. „Es ist ganz selten, dass ein Mitarbeiter aus der Industrie zum Professor berufen werde“, erklärt Gulden. Benner fügt hinzu, dass große Firmen zwar Professoren an Fachhochschulen stellen, „aber unsere Größe nicht“.
Entwicklung von Schnellladestationen für Fahrzeuge
Christof Gulden macht Wachstum und Erfolg von STS daran fest, dass sich die Firma mit Neuentwicklungen beschäftigt und die Mitarbeiter dafür Zeit haben: „Wir haben sehr gute Mitarbeiter.“ Was ganz genau an Bauteilen entsteht, darf er nur sehr eingeschränkt sagen, weil STS Geheimhaltungsvereinbarungen unterschrieben hat.
Ein erlaubtes Beispiel: Schnellladestationen für Fahrzeuge, die Puffer eingebaut haben, so dass es eine hohe Ladeleistung gibt, ohne dass sie an eine Hochspannungsleitung angeschlossen werden müssen. Zu den bekanntesten Kunden der Firma STS gehören Siemens, Bosch und ABB.
Ein Projekt zu einem Elektroflugzeug, das 50 Personen transportieren kann und für das STS für die induktiven Bauteile ausgewählt worden sei, sei aufgrund der Corona-Pandemie gestoppt worden. Die Krise habe die Flugzeugindustrie stark getroffen. Gulden ist sich aber sicher, dass der Elektrohybrid-Antrieb kommen werde und Flugzeuge dann mit einem Bruchteil des bisherigen Lärms abheben können, was vor allem in Ballungsräumen wichtig sei.
Starkes Wachstum und mögliches Bauprojekt
STS wachse jährlich im Durchschnitt um zehn Prozent, erklärt der Geschäftsführer. Es gab bereits mehrere Vergrößerungen am Standort. Ein Anbau reiche für etwa sieben Jahre aus. Vor fünf Jahren sei zuletzt angebaut worden und im kommenden Jahr stehe vielleicht ein Minibauprojekt an. „Wir sind aber vorsichtig, weil die wirtschaftliche Zukunft nicht absehbar ist“, sagt Christof Gulden. Es sei auch nicht so einfach, Nachwuchskräfte für die Entwicklungsabteilung zu finden. Es laufe zum Beispiel schon länger die Suche nach einem Ingenieur für Elektrotechnik mit Spezialwissen in der Leistungselektronik.
Im kommenden Jahr werde der Produkt-Entstehungs-Prozess (PEP) ein großes Thema sein, so Christof Gulden. Dieser solle für gute Qualität und wettbewerbsfähige Produkte optimiert werden. Daniel Benner nennt zudem weitere Schritte in der Digitalisierung als Ziel.