Im interkommunalen Gewerbegebiet Blumhof gibt es zwei neue Unternehmen. Im September 2024 hatte die Dialunox GmbH verkündet, ihren Betrieb in Stockach mit Wirkung zum 30. Juni 2025 einzustellen. Anfang Juli haben zwei bisherige Dialunox-Kunden deren ehemalige Räumlichkeiten bezogen: Die Firma dg technologies mit 14 Mitarbeitern ist Mitglied der Dento-Gruppe – einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Diagnose von oralem Gewebeabbau mit Hauptsitz in Solingen.

Und die Firma Dermagnostix, ein Diagnostikunternehmen speziell für Hauterkrankungen mit Sitz in Freiburg im Breisgau, wird ab Oktober mit acht Mitarbeitern vor Ort sein. Was bedeutet das für den Wirtschaftsstandort Stockach?

Firma diagnostiziert Entzündungen im Mund

Die beiden neuen Unternehmen haben die Assets von Dialunox zur Fortführung ihrer jeweiligen Produktlinien erworben. Bei einem Asset-Deal, so erläutert Christian Fischer-Rasokat, Vertriebsleiter bei dg technologies, im Gespräch mit dem SÜDKURIER, werden nicht das Unternehmen als Ganzes, sondern einzelne Wirtschaftsgüter (englisch: Assets) wie Maschinen, Immobilien oder Lizenzen erworben.

Mit einem kleinen Team von 14 Personen startet dg technologies im Blumhof durch.
Mit einem kleinen Team von 14 Personen startet dg technologies im Blumhof durch. | Bild: Martina Ketterer

Er erklärt weiter, sein Unternehmen sei spezialisiert auf ein System zur Präventionsdiagnostik für Entzündungen im Mund. Zahnärzte nutzten es beispielsweise, um eine Parodontitis-Vorhersage zu machen. Sie könnten damit ermitteln, wie weit diese schon fortgeschritten ist – lange bevor man sie sehen könne.

Und je früher man eine solche Entzündung erkenne, die auch weitere Entzündungen im Körper auslösen könne, desto mehr könne man durch Prävention erreichen. Geschäftsführer Patric Schwarz ergänzt, ein Biomarker messe den Kollagenabbau, der ebenso ein Indikator für weitere Entzündungen im Körper sei.

Darum übernimmt das Unternehmen die Mitarbeiter

Zudem stellt die Firma wieder den Kern der Mannschaft ein, die sich bereits bei Dialunox speziell mit dieser Technologie beschäftigt hat. „Wir hatten viele langjährige Mitarbeiter, die zwölf oder 13 Jahre oder länger dabei waren. Eine Übernahme garantiert, dass wir ziemlich nahtlos weitermachen können und nicht von vorne beginnen müssen“, sagt Fischer-Rasokat.

Das neue Unternehmen sei sehr jung, aber vom Erfahrungswert der Produktlinien greife man auf 20 Jahre Erfahrung zurück. „Wir müssen wirklich alle Systeme neu aufsetzen und stellen uns neu auf, können aber gleichzeitig den teils langjährigen Kunden Kontinuität in der Lieferkette bieten“, so der Vertriebsleiter weiter.

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Darum zieht es die Firmen nach Stockach

Als Vorteil des Standorts Stockach nennen beide Männer die sehr hohe Standorttreue und Verbundenheit der Mitarbeiter. Man habe die Wahl gehabt, an einem neuen Ort von Null anzufangen oder das vorhandene Knowhow zu nutzen und zu bleiben. „Unsere Mitarbeiter bieten eine Brücke von IT-Knowhow zu mechanischem Knowhow, das ist nicht überall um die Ecke zu finden“, lobt Fischer-Rasokat.

Er führt aus: „Es war eine aktive Entscheidung, nicht nur Bequemlichkeit, denn wir müssen einiges anders denken.“ Mit ihrem kleinen Team wollen sie nun durchstarten. Christian Fischer-Rasokat betont: „Wir haben jetzt eine funktionale Mannschaft. Geräteentwicklung im medizinischen Bereich ist eine komplexe Sache, die viel Disziplinen erfordert. Diese haben wir alle hier.“

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Dermagnostix produziert PCR-Tests in Stockach

Michael Lihs, Standort-Leiter bei Dermagnostix in Stockach, ist aktuell erst mit zwei Mitarbeitern eingezogen. Er sagt: „Momentan sind wir ein sehr kleiner Betrieb. Ab Oktober kommen dann fünf weitere Mitarbeiter hinzu.“ Das Unternehmen stellt kompakte PCR-Testgeräte für den Betrieb in Laboren, Krankhäusern oder bei Ärzten und die dazugehörige Tests her, mit denen Hautkrankheiten unterschieden werden können. „Damit sind wir einzigartig, es ist ein innovatives Forschungsfeld, Hautkrankheiten anhand der Gen-Signatur zu identifizieren und voneinander zu differenzieren. Hierfür reicht eine minimal-invasiv entnommene Hautprobe aus“, so Lihs.

Am Standort Stockach werden die PCR-Geräte produziert. Zudem werden Fluoreszenzdetektions-Einheiten für den Einsatz in der Industrie oder als Komponente in Analyse- und Diagnostikgeräten entwickelt und gefertigt.

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Was sagt die Wirtschaftsförderung dazu?

Für die städtische Wirtschaftsförderin Regina Schlecker ist es ein positives Zeichen, wenn sich aus einer Umbruchsituation, wie der Schließung eines Betriebs, neue Initiativen entwickeln. Die beiden Unternehmen zeigten Unternehmergeist, schafften Perspektiven für Fachkräfte und stärkten die industrielle Wertschöpfung am Standort. „Gerade in der aktuell herausfordernden Zeit ist das besonders erfreulich. Wir begrüßen diesen Schritt und stehen gerne unterstützend zur Seite“, so Schlecker.

Als Wirtschaftsförderin freue es sie außerdem, dass einige der ehemaligen Mitarbeitenden in die beiden neuen Unternehmen übernommen werden und andere sich erfolgreich neu orientieren konnten.

Dass sich die jungen Firmen wie auch andere neu angesiedelte Unternehmen und Betriebe, die sich aktuell in einer Phase des Umbruchs oder der Neuausrichtung befinden, bewusst für den Standort Stockach entschieden hätten und sich den derzeitigen Herausforderungen stellten, sei laut Schlecker ein wichtiges Zeichen für die Zukunftsfähigkeit von Stadt und Region.