Sechs Mitarbeiter und Redakteure der Lokalredaktion Stockach erzählen schöne, witzige oder kuriose Geschichten rund um Weihnachtsbäume aus der Vergangenheit oder Gegenwart.
Ramona Löffler: Katze auf Treppe vs Christbaum-Behang
„Eigentlich war das Wohnzimmer in unserem früheren Haus in Nenzingen groß. Aber – und ich weiß nicht so recht warum – für den Christbaum gab es nur einen bestimmten Platz: Unter der Wendeltreppe zum Dachgeschoss neben dem Fernseher. Natürlich passte er gut dorthin.
Das Problem: Ein nicht ganz so kleiner, aber sehr neugieriger und verspielter Kater, der die Kugeln am Baum natürlich super fand und nicht so ganz verstand, dass die zur Dekoration und nicht für ihn zum Spielen sind. Gleiches galt auch für die Figuren in der Krippe.

Also saß er regelmäßig auf einer Treppenstufe und angelte mit den Pfoten nach den glänzenden Kugeln. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Die Strategie, ihm Kugeln, von denen es ohnehin nicht mehr viele gab, ganz unten an den Baum zu hängen, half nur bedingt. Oben war nun mal spannender.
Die schöne, weiße Christbaumspitze blieb in den ersten Jahren verschont. Aber irgendwann schaffte Kater Pit, auch Schnuffelchen genannt, es dann doch, sie vom Baum zu schubsen. Die Nachfolge trat ein Holzengel an, der vermutlich im Kunstunterricht entstanden ist. Da verlässt mich die Erinnerung ein bisschen.“
Constanze Wyneken: Weihnachten im Weihnachtswald
„Oh, Tannenbaum, oh, Tannenbaum, so heißt es in einem der bekanntesten Weihnachtslieder. Dieses Lied wurde bereits im 16. Jahrhundert verfasst und es lobt offenbar zwei Weihnachtsbäume: Tannenbaum und Tannenbaum. Zu toppen war diese leichte Übertreibung des Festschmucks (denn, mal ehrlich, ein Baum reicht doch eigentlich, nicht wahr?) nur noch von meiner Mutter, die einmal einen Weihnachtswald in ihrem Wohnzimmer hatte.
Und das kam so: Sie lebte auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern und war in die recht weit entfernte Stadt gefahren um noch einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Ihre Schwester, die im gleichen Ort gewohnt hatte und dachte, meine Mutter habe vergessen, einen Baum zu kaufen, kaufte ihr einen, als Überraschung.
Auf dem Rückweg aus der Stadt, sah meine Mutter durch den Nebel plötzlich etwas auf der Straße liegen: einen Weihnachtsbaum, den offenbar jemand verloren hatte, und den meine Mutter nun einlud. Sich bereits sehr amüsierend, dass sie nun zwei Weihnachtsbäume hatte, kam sie zuhause an, wo vor ihrer Haustür der von ihrer Schwester mitgebrachte Weihnachtsbaum schon auf sie wartete.
Meine Mutter beschloss dann, alle drei Bäume in ihrem Wohnzimmer aufzubauen und empfing mich am Heiligabend quasi in einem Weihnachtswald, was dann auch den Hund sehr erfreute. Oh Tannenbaum, Tannenbaum und Tannenbaum!“
Laura Marinovic: Dekorieren mit dem Bruder
„Als Kind gehörte der Weihnachtsbaum für mich unausweichlich zum Fest dazu. Erst kurz vor Heiligabend, meistens sogar noch am Vormittag des 24. Dezembers, wurde eine Nordmanntanne im Wohnzimmer meiner Familie aufgestellt. Die Aufgabe, diese zu schmücken, wurde mir und meinem Bruder übertragen – was für eine Ehre.
Allerdings war unsere Kreativität stark eingeschränkt, denn solange wir klein waren, durfte aus Sorge um zerdepperte Kugeln nur der Plastikschmuck verwendet werden und den gab es bei uns nur in Rot. Erst als wir ein wenig älter wurden, wurden auch Glaskugeln verwendet und wir durften jedes Jahr aufs Neue entscheiden, in welcher Farbe der Weihnachtsbaum daher kommen sollte.
Mittlerweile gibt es bei mir keinen Weihnachtsbaum mehr – der Platz in meiner Wohnung ist beschränkt und wer berufstätig ist, hat ohnehin recht wenig vom nadelnden Grün, sage ich mir. Eines darf bei mir aber dennoch nicht fehlen: Die Christbaumkugeln werden auch ohne Baum als Dekoration aufgehängt, ordentlich aufgereiht an einem dicken Haselnussast.“
Alexandra Wolf: Bonbons an den Tannenzweigen
„Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie der Christbaum meiner Großeltern früher immer geschmückt wurde: Die beiden waren Donauschwaben, kamen also ursprünglich aus Ungarn. Während des Krieges mussten sie aus Ungarn fliegen, hatten aber noch Verwandtschaft dort. Und jedes Jahr sind sie mehrmals nach Ungarn gefahren, um die Verwandten dort zu besuchen oder dort ihren Urlaub zu verbringen. Meine Schwester und ich durften oft mitfahren.
Jedes Mal haben sie auf der Rückreise neben anderen Sachen auch tütenweise Pfefferminzbonbons mitgebracht – Pfefferminze umhüllt von leckerer Schokolade. Die Bonbons an sich waren ja schon total lecker, aber fast am Schönsten daran war die Verpackung. Das war ganz bunte Alufolie mit vielen verschiedenen Farben und Mustern. Die Enden dieser Bonbonverpackung waren jeweils mindestens so groß wie der Inhalt selbst, so dass diese Bonbons ausgesehen haben wie Schmetterlinge, Fledermäuse oder Ähnliches.
Und diese Enden waren dann auch noch in Fransen geschnitten. Diese Bonbons wurden dann immer für Weihnachten als Christbaumschmuck aufgehoben. Zusätzlich zu diesen bunten Bonbons hing dann haufenweise Lametta am Baum, sonst nichts, so dass der ganze Baum von oben bis unten mit Alufolie geschmückt war. Greta und alle anderen Umweltschützer würden heute die Hände über dem Kopf zusammen schlagen.
Ich erinnere mich an ein Jahr, da war ich vielleicht acht oder neun Jahre alt und meine Schwester vier oder fünf Jahre, da hat uns so der Heißhunger auf diese Bonbons überfallen, dass wir erst wieder mit Naschen aufhören konnten, als die Hälfte bereits gegessen war. Als uns das bewusst wurde, sind wir über uns selbst richtig erschrocken. Und damit es keiner merken sollte, haben wir die (leeren) Bonbon-Verpackungen wieder so am Baum drapiert, dass es fast ausgesehen hat, als wären sie noch gefüllt…“
Doris Eichkorn: Christbaum-Premiere in St. Wendelin
„Die kleine Kapelle St. Wendelin in Hecheln hat dieses Jahr zum ersten Mal einen kleinen Weihnachtsbaum erhalten. Das war die Idee von Carola Fischer von der Dorfgemeinschaft Hecheln, die zum Beispiel immer den Erntedankaltar dekoriert.

Die Krippe setzt sich aus verschiedenen Geschenken zusammen. Die Figuren kommen von Familie Deyer, Krippe und Gebäude von anderen Seiten und ich habe Zweige und Moos im Wald für die Dekoration gesammelt.“
Stephan Freißmann: Schokolade im Christbaum – damals wie jetzt
„Ein schön geschmückter Christbaum gehört zum Weihnachtsfest dazu. Wenn er auch noch süß geschmückt ist, ist die Sache für Kinder aber noch ein bisschen besser. So erinnere ich mich daran, dass in meiner Kindheit neben den elektrischen Kerzen auch immer Nougat-Kugeln und Schoko-Nikoläuse im Weihnachtsbaum hingen. Und dass es nach der Bescherung an Heiligabend an die Plünderung gehen konnte – mit ganz friedlichen Mitteln natürlich.
Mittlerweile, im eigenen Haus und mit eigener Familie, sieht der Christbaum bei uns ein wenig anders aus. Es gibt echte Kerzen und keine Schokolade mehr im Baum. Nur bei meinen Eltern, da blieb es beim Alten. Und die Enkel freut‘s. Was damals galt, gilt nämlich heute weiterhin: Nach der Bescherung dürfen die Kinder plündern – nämlich die Schokolade vom Baum. Zu Weihnachten erlaubt.“