Warum beginnt der Bau des Pflegeheims im Neubaugebiet Kapellenäcker nicht? Steht es auf der Kippe und wird in Zukunft sogar ein Heim in der Stadt wegfallen? Zumindest Korian als Betreiber ist momentan unsicher: „Die heimrechtliche Erlaubnis des Casa Reha läuft bis Ende 2027, eine Realisierung des Neubaus durch Korian wird nicht mehr angestrebt“, teilte Bürgermeisterin Susen Katter auf SÜDKURIER-Nachfrage zum Stand mit, da sich seit Monaten in dem Gebiet nichts tut. Beim Regierungspräsidium Freiburg sei eine Widerspruchsklage gegen die Baugenehmigung eingereicht worden, erklärt sie weiter.

Momentan betreibt Korian das alte Heim Casa Reha, also das „Zentrum für Betreuung und Pflege am Osterholz“. Allerdings läuft die Genehmigung dafür Ende 2027 aus, daher soll im Kapellenäcker ein Neubau mit 130 Plätzen entstehen. Der Bereich „Am Osterholz II“ soll dann neu geordnet werden, das Ziel ist neuer Wohnraum in Mehrfamilienhäusern durch Nachverdichtung. Bisher hatte Korian in diesem Zusammenhang auch Appartements für betreutes Wohnen angedacht.

Doch nun ist die Frage, ob diese Pläne noch umgesetzt werden können. Ob das alte Heim Casa Reha Ende 2027 ersatzlos wegfällt, ist derzeit noch unklar. Die Stadt Stockach möchte das auf jeden Fall verhindern und führt Gespräche mit Korian und anderen potenziellen Projektentwicklern für das Gebiet Kapellenäcker, denn: „Diese Entwicklung insgesamt ist für die Stadt Stockach bitter“, sagt Susen Katter. Die Vorbereitungen laufen bereits seit Jahren und waren immer wieder Thema im Gemeinderat oder Planungsausschuss.

Das künftige Baugebiet Kapellenäcker in Stockach im Oktober 2022. Das Pflegeheim soll zwischen der Ludwigshafener Straße (unten) und der ...
Das künftige Baugebiet Kapellenäcker in Stockach im Oktober 2022. Das Pflegeheim soll zwischen der Ludwigshafener Straße (unten) und der Erschließungsstraße entstehen. Links ist die Obere Walke zu sehen. | Bild: Gerhard Plessing

Ein Pflegeheim ist weiter das Ziel

„Die Stadt Stockach hat viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt. Angesichts des demografischen Wandels und des Wegfalls der stationären Einrichtung Casa Reha haben wir nach wie vor ein großes Interesse daran, dass das Projekt realisiert wird“, so die Bürgermeisterin weiter. Ein Wechsel auf normale Wohnbebauung auf der Fläche, die für das Pflegeheim gedacht ist, sei nicht geplant.

Tanja Kurz, Pressesprecherin von Korian, erklärt auf SÜDKURIER-Anfrage: „Leider müssen wir bestätigen, dass das Bauvorhaben im Neubaugebiet Kapellenäcker gestoppt wurde.“ Das laufende Widerspruchsverfahren gegen die Baugenehmigung habe einen Bau- und Planungsstopp zur Folge gehabt. „Ohne eine eindeutige Klarheit können wir als Unternehmen ein Projekt dieser Größenordnung nicht realisieren und müssen auf die endgültige Entscheidung warten.“

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Korian hat den Standort Stockach aber noch nicht aufgegeben. „Bezüglich der Zukunft des bestehenden Hauses ‚Zentrum für Betreuung und Pflege am Osterholz‘, dessen Genehmigung Ende 2027 ausläuft, möchten wir betonen, dass Korian fest entschlossen ist, eine langfristige Lösung zu finden“, teilt Tanja Kurz mit. „Wir prüfen derzeit alle möglichen Alternativen, um sicherzustellen, dass die Pflege und Betreuung unserer Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin gewährleistet bleibt. Wir sind aktiv auf der Suche nach praktikablen Optionen und stehen in engem Austausch mit den zuständigen Behörden und der Stadt Stockach, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten.“

Wer und was hinter der Klage steckt

Das Regierungspräsidium Freiburg hält sich derzeit bedeckt, was der genaue Inhalt des Widerspruchsverfahrens ist. Matthias Henrich, der stellvertretende Pressesprecher des Regierungspräsidiums, bestätigt lediglich, dass „ein Nachbarwiderspruch bezüglich des Pflegeheims anhängig ist“. Weiter erklärt er: „Der Widerspruch wurde uns Anfang des Jahres vorgelegt und ist derzeit noch in Bearbeitung. Angesichts des noch laufenden Verfahrens können wir in der Sache derzeit keine weitergehenden Auskünfte geben.“

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Widerspruch richtet sich gegen die Baugenehmigung

Auch die Stadtverwaltung möchte nicht in Details gehen, da sonst Rückschlüsse auf den Kläger möglich wären. Susen Katter erklärt lediglich, der Widerspruch richte sich gegen die Baugenehmigung. „Wir als Stadt gehen davon aus, dass unsere Entscheidung rechtmäßig ist. Sofern das Regierungspräsidium zu einem anderen Ergebnis gelangen sollte, so werden wir als Stadt entsprechend Abhilfe leisten. Deswegen wird unabhängig von dem Ergebnis des laufenden Widerspruchsverfahrens schlussendlich ein Pflegeheim an dem geplanten Standort realisierbar sein.“

Der Blick vom Neubaugebiet Kapellenäcker in Richtung Stadt. (Archivbild)
Der Blick vom Neubaugebiet Kapellenäcker in Richtung Stadt. (Archivbild) | Bild: Löffler, Ramona

Und wie sieht es sonst im Neubaugebiet Kapellenäcker aus? Die Erschließung schreite voran, so die Bürgermeisterin. „Die Stadt bereitet gerade die Ausschreibung für den zweiten Bauabschnitt und die Regenwasserleitung in die Kniebreche vor. In 2025 sollen die restlichen Arbeiten erfolgen, sodass Anfang 2026 mit einer Bebauung gerechnet werden kann“, schildert sie.