Was Rolf Kind über seine Erfahrungen als Vermieter zu erzählen hat, hört sich nach einem bösen Traum an. Vollkommen verdreckte Zimmer, in denen teilweise verdorbene Lebensmittel herumliegen. Mehrere Schuppen, die bis unters Dach mit Müll vollgestopft waren. Und noch dazu abmontierte und gestohlene Kupfer-Regenrinnen. So schildert er, was er mit Mietern erlebt habe, die sich als Mietnomaden herausgestellt hätten. In acht Monaten habe das Paar mit zwei Kindern zwar keinen Cent Miete bezahlt, dafür aber alles komplett verdreckt und zugemüllt hinterlassen.

So fanden die Vermieter das Haus vor, nachdem die Bewohner ausgezogen waren.
So fanden die Vermieter das Haus vor, nachdem die Bewohner ausgezogen waren. | Bild: Halima Kind

Dabei schien am Anfang alles in Ordnung zu sein. „Die beiden wirkten seriös und ich habe mir nichts dabei gedacht“, erzählt Rolf Kind, der als Maschinenbautechniker gearbeitet hat, inzwischen aber im Ruhestand ist. Das Haus habe 300 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Etagen. Doch da es nicht vollständig ausgebaut gewesen sei, habe er eine günstige Kaltmiete verlangt. 600 Euro hätte er im Monat berechnet, sagt Kind. Die Mieter hätten sich im Mietvertrag verpflichtet, das Haus selbst zu renovieren. Und den Vertrag habe er auf sieben Jahre angelegt, damit die Bewohner keine Angst vor Kündigung hätten haben müssen, nachdem die Renovierung gemacht ist.

Dieser Schuppen war bis obenhin vollgestopft mit Abfall. Einiges haben die Kinds schon weggeräumt.
Dieser Schuppen war bis obenhin vollgestopft mit Abfall. Einiges haben die Kinds schon weggeräumt. | Bild: Freißmann, Stephan

Heute sagt Kind nur noch: „Ich war naiv.“ Denn im Lauf der Zeit habe sich herausgestellt, dass der Mann, der zu dem mietenden Paar gehört, sich unter falschem Namen vorgestellt habe. Es sei eine Rechnung von einem Handwerker eingetroffen, den die Mieter einfach ohne Rücksprache beauftragt hätten. Und im Mai habe er dann gemerkt, dass die Regenrinnen und Fallrohre aus Kupfer abmontiert worden seien. Eine neu eingebaute Heizung sei nun auch kaputt, weil wegen der fehlenden Dachrinne Wasser hineingelaufen sei.

Auch Lebensmittel haben die Mietnomaden zurückgelassen – teilweise waren die schon verdorben.
Auch Lebensmittel haben die Mietnomaden zurückgelassen – teilweise waren die schon verdorben. | Bild: Halima Kind

Per Räumungsklage habe er das Haus wieder freibekommen. Im Haus hätten er und seine Frau dann bergeweise Müll, verdorbene Lebensmittel samt Insekten und Möbel der Mietnomaden vorgefunden. Nach wie vor seien viele Insekten im Haus, wenn auch weniger als unmittelbar nach dem Auszug der Bewohner. Und in einem großen Raum, der der Vorbesitzerin als Näherei gedient habe, hätten die Mietnomaden sogar eine Rollerwerkstatt eingerichtet. Mehrere halb zerlegte Motorroller haben sie im Gebäude zurückgelassen, inklusive der Flüssigkeiten auf dem Boden. Für Halima und Rolf Kind war erst einmal harte Aufräumarbeit angesagt. Eigentlich hätten sie, die bei Tettnang leben, das Haus vor ein paar Jahren gekauft, um vielleicht selbst einzuziehen.

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Dass er den Schaden ersetzt bekommt, darauf hofft Rolf Kind nicht – auch nicht nach einer Anzeige bei der Polizei wegen der gestohlenen Regenrinnen. Diesen Eindruck teilt Jörg-Dieter Kluge, Pressesprecher am Polizeipräsidium Konstanz. Denn Mietnomaden hätten in der Regel kein Geld. Ganz allgemein und ohne Bezug zum konkreten Fall sagt er: Fälle mit Mietnomaden seien sehr selten, der größte Teil seien anständige Mieter. Auch wenn keine Miete fließe, dürfe man Menschen nicht ohne Weiteres vor die Tür setzen, sondern erst nach erfolgreicher Räumungsklage. Den Polizisten seien die Hände gebunden, solange kein Straftatbestand wie Betrug oder Diebstahl vorliege. Und: Die Regeln des Rechtsstaates hätten durchaus ihren Sinn. Denn Menschen können auch unverschuldet in Notlagen geraten. Allerdings gibt es offenbar auch Menschen, die solche Regeln ausnutzen.