Snowboarden gehört in Deutschland eher zu den Randsportarten – auch wenn es seit 1998 zum Programm der Olympischen Winterspiele gehört. Einer, der diese Sportart höchst professionell betreibt, ist Michael Dammert. Er kommt aus Wahlwies, ist Cheftrainer im Team Freestyle des Dachverbandes Snowboard Germany und hat mit dem SÜDKURIER über seine Karriere gesprochen.
Mit sechs Jahren Geräteturnen
Alles habe damit begonnen, dass er im Turnverein Wahlwies war, erzählt Michael Dammert. Dort habe er mit sechs Jahren mit dem Geräteturnen angefangen. Noch immer sei er seinen damaligen Trainern Ernst Schmitt und Daniel Lehmann dankbar, dass sie ihn so gefördert hätten und so geduldig mit ihm gewesen seien. Denn eigentlich habe er in die Turnerriege gar nicht so gut hineingepasst, vor allem weil das Turnen sehr viel Disziplin erfordert.
„Die hatte ich nie, zumindest bis ich etwa 14 Jahre alt war. Ich war auch nie mega gut, war eher ein Quatschkopf und wollte lieber Saltos von den Tribünen runter machen als unten im Saal zu turnen“, sagt Dammert. Dennoch war der Grundstein für sein weiteres Fortkommen mit eben den turnerischen Kenntnissen gelegt worden.
Über Snowboarder geärgert
Der nächste Schritt sei seine Mitgliedschaft in der Skizunft Stockach gewesen, wo er und sein Können auch stark gefördert worden seien. Doch wie kam er vom Ski zum Snowboard? Dammert erzählt: „Ich habe mich beim Skifahren immer aufgeregt, dass hinter den Kuppen irgendwelche Snowboarder saßen. Da hat mich meine Mutter mehr oder weniger gezwungen, das mal auszuprobieren, damit ich mich nicht mehr so doll aufrege. Beim Ausprobieren merkte ich dann, wie schnell man beim Snowboarden auf dem Po sitzt und sich blaue Flecken holt.

Diese Seitwärtsbewegung ist toll, aber sie ist ja im Grunde ganz unnatürlich, wie Surfen oder Skaten, während das Skifahren in Vorwärtsrichtung eher dem Fahrradfahren gleicht.“ An dem Abend, an dem er das Snowboarden ausprobierte, habe er seine Eltern zum ersten Mal in seinem Leben darum gebeten, schlafen gehen zu dürfen, so kaputt sei er gewesen, erinnert sich Dammert.
Ausfahrten mit der Skizunft
Die Trainer Henning und Andrea Kaeß hätten ihn dann regelmäßig auf Ausfahrten mit dem Snowboard mitgenommen, wo er schnell Fortschritte gemacht habe. Zeitgleich begann Dammert, anderen das Snowboarden beizubringen und sich so das für die Pisten notwendige Kleingeld, und ein wenig mehr, hinzuzuverdienen. Die Skizunft habe ihm die Möglichkeit gegeben, beim Skiverband Schwarzwald die Ausbildung zum Snowboard-Lehrer zu machen und habe ihm diese finanziert.

Seinen ersten Salto machte Dammert im ersten Snowboardjahr. Überhaupt sei das Springen sein Ding gewesen und so strebte er an, durch eine noch bessere Ausbildung auch bessere Schüler zu bekommen. Deshalb habe er dann die Ausbilder-Ausbildung gemacht und kam ins Landeslehrteam des Skiverbands Schwarzwald Süd. Es folgten etliche Ausbildungswochen im Ausbildungshaus am Herzogenhorn, zum Trainer C, dann B, dann A. Und dann sei er quasi entdeckt worden, von Peter Furrer vom Bundeslehrteam für Snowboard.
Psychologie und Sportwissenschaften
Nach dem Abi am Stockacher Nellenburg-Gymnasium und einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in Peru folgte die Sichtung und Prüfung für das Bundeslehrteam, in welches Dammert dann mit 24 Jahren, 2011, kam. Gleichzeitig begann er, in Innsbruck Psychologie und Sportwissenschaften zu studieren. Es habe, so erzählt Dammert, von Anfang an so ausgesehen, als habe er mit seinen Studienrichtungen auf den Beruf als Bundestrainer hingearbeitet.
Dem sei jedoch nicht so gewesen, denn: „Ich wollte nie mein Hobby zum Beruf machen, aber dann kam es anders.“ Im Urlaub, nachdem er den Master in Psychologie hatte, habe er sich auf Anraten eines Freundes auf die gerade ausgeschriebene Stelle als Bundestrainer für Freestyle beworben. Nach Vorstellungsgesprächen und Probetrainings klappte es, und so trat er seinen Posten dort im Jahr 2015 an.
Cheftrainer für Halfpipe und Freestyle
Mittlerweile ist Michael Dammert Cheftrainer für Halfpipe und Freestyle, hat also etliche Bundestrainer unter sich. Er sagt, die Personalführung mache ihm riesigen Spaß. Außerdem sei er glücklich, dass sein Team-Zusammenhalt so gut sei. Dies sei unter anderem auch dadurch bedingt, dass das Team bei Wettkämpfen oft zusammen zelte oder in Airbnbs wohne. Dammert erklärt: „Wir sind zwar bundesgefördert, aber wir sind ganz unten in der Nahrungskette.“
Außerdem macht Dammert noch eine Weiterbildung als Sportpsychologe, um noch besser trainieren zu können, zum Beispiel das Imaginationstraining für Sprünge. Zum Runterkommen geht er am Eisbach in München surfen: „Da bin ich im Flow, da kann ich abschalten.“