Mögliche Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Oberstadt sorgen in Stockach weiter für Gesprächsstoff. Im Planungsausschuss des Gemeinderats wollte Stadtbaumeister Lars Heinzl ein Stimmungsbild dazu einfangen. Seit dem Inkrafttreten der neuesten Satzung zur Änderung des Bebauungsplans „Oberstadt“ im Juli dieses Jahres erreichten die Stadt Anfragen, was man umsetzen dürfe und wie dabei vorzugehen sei.
Heinzl zeigte im Ausschuss nun eine Fotomontage, in der viele Dächer in der Oberstadt mit konventionellen Photovoltaikanlagen belegt waren. „Deutlich schwärzer als vorher, aber aus meiner Sicht verträglich“, so Heinzls Einschätzung.
Stadt offen für Ausbau von Anlagen auf Dächern
Durch die Änderung des Bebauungsplans „Oberstadt“ sind Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen zulässig, wenn sie in Form und Farbe der Dachdeckung entsprechen und grundsätzlich als integrierte Lösung ausgeführt werden. Weiter heißt es im Satzungstext: „Bei ausnahmsweise nicht integrierten Anlagen ist sicherzustellen, dass diese abgedichtet werden.“ Dies soll verhindern, dass Tiere, insbesondere Tauben, unter den Anlagen nisten. Die Gestaltungsvorschriften gelten für alle Dachflächen, die von den Straßen der Oberstadt einsehbar oder in der Stadtansicht aus der Umgebung sichtbar sind.
Laut Lars Heinzl lässt der Denkmalschutz satzungsgemäße Belegungen der Dächer zu. Somit bleibe das Thema der Optik. Er wies darauf hin, dass es sich um einen Prozess über Jahre hinweg handeln werde. Einzelne Häuser seien heute schon voll belegt. „Aus meiner Sicht wäre es in Ordnung – kein optisches Highlight, aber vor dem Hintergrund der Energiewende und für die Leute, die damit ihr Eigentum so sinnvoll wie möglich nutzen können“, urteilte der Stadtbeumeister.
Bürgermeisterin Susen Katter sagte, man habe sich bereits an das Bild von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach gewöhnt. Wenn jemand diese haben wolle, um einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, wolle sie das ungern verweigern.
Ausschussmitglieder sind skeptisch
Harald Karge (SPD) fragte nach der Rechtslage: „Ist es haltbar, wenn wir es nicht zulassen?“ Heinzl betonte, die Stadt lasse es zu, aber mit Gestaltungsvorgaben. „Das Thema wird sein: Es kostet die Eigentümer alles Geld“, sagte er.
Es gebe zwar für die integrierte Lösung inzwischen für jede Ziegelform eine entsprechende Form als Photovoltaikziegel, doch der Wirkungsgrad einer solchen Anlage sei geringer und die Anschaffung deutlich teurer als bei einer konventionellen Anlage. Er stellte daher die Frage: „Können wir mit dieser Stadtansicht leben, oder wollen wir schöne rote Dächer, an die wir uns gewöhnt haben?“
Alice Engelhardt (Grüne) fand das finanzielle Argument ausschlaggebend. In denkmalgeschützten Gebäuden müssten die Eigentümer sehr viel Geld zusätzlich investieren oder könnten für ihren Eigenbedarf keinen Strom generieren. Der Umweltbeauftragte der Stadt, Kim Krause, wies darauf hin, dass es auch Module mit schwarzem Rahmen gebe, der weniger auffalle als die silbernen in der Fotomontage.
So geht es nun weiter
Martin Bosch (CDU) forderte schließlich, dieses Thema müsse mit dem gesamten Gemeinderat besprochen werden. Die visuelle Darstellung nannte er „katastrophal und der Altstadt nicht würdig“. Photovoltaik-Anlagen müssten ins Dach integriert werden. „Wenn jeder ein anderes Modul draufmacht, gibt es ein wahnsinnig unruhiges Stadtbild. Das erachte ich als falsches Erscheinungsbild der Stadt“, befand er.
Vor eineinhalb Jahren hatte der Planungsausschuss bereits über Solaranlagen diskutiert, die aussehen wie römische Dachziegel im italienischen Pompeji und sich daher gut ins Erscheinungsbild der Stadt einfügen könnten. Doch schon damals waren Kosten ein hinderndes Thema: Anlagen, die so erstellt werden, seien im Schnitt noch 20 bis 30 Prozent teurer als konventionelle Photovoltaikanlagen, erklärte Stadtbaumeister Heinzl damals.
Bürgermeisterin Susen Katter sagte nun zu, das Thema Photovoltaik-Anlagen dem Gemeinderat vorzustellen.