Auf der Gemarkung Hoppetenzell entsteht derzeit der drittgrößte Solarpark des Landkreises Konstanz. Ihren Ursprung hatten die Pläne für den Solarpark Schorenweiher im Jahr 2022. Zunächst waren auf der fünf Hektar großen Fläche von Landwirt Andreas Deyer zwei getrennte Parks angedacht worden. Dann beschlossen die Stadtwerke Stockach und er, die Synergien zu nutzen und gemeinsam zu bauen. Dafür wurde die Solarpark Schorenweiher GmbH & Co. KG gegründet, in der Andreas Deyer und die Stadtwerke Stockach gleichberechtigte Gesellschafter sind. Die Stadtwerke übernehmen die Betriebs- und Geschäftsführung.

Nun kommen die Bauarbeiten schnell voran: Schon im Dezember soll der Bau abgeschlossen sein. Künftig können die Module, die sowohl das direkte Sonnenlicht auf der Vorderseite als auch das gestreute Licht auf der Rückseite zur Energieerzeugung nutzen, rund sieben Millionen Kilowatt Strom im Jahr erzeugen. Damit können bilanziell rund 2000 Haushalte versorgt werden.

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3,5 Millionen Euro Investition

Zu einem Termin, der erst als Spatenstich geplant war, aber dann zum Richtfest wurde, kamen jüngst alle Beteiligten und Vertreter der Stadt zusammen. Jochen Stein, Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, erläuterte, die Solarcomplex AG aus Singen habe die Projektierung übernommen und baue in Zusammenarbeit mit verschiedenen regionalen Unternehmen eine schlüsselfertige Anlage. Wenn man überlege, dass jetzt eigentlich der Spatenstich geplant war, und sehe, wie weit das Vorhaben schon sei, habe man die richtige Entscheidung getroffen, lobte er.

Das Investitionsvolumen liegt bei rund 3,5 Millionen Euro, es gebe keine Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), sondern 100 Prozent Eigenverantwortung, so Stein weiter. Er dankte der Sparkasse Bodensee für die gute, unkomplizierte Finanzierung. Die Stadtwerke werden den hier erzeugten Strom als Energieversorger vermarkten. Aktuell kommt der Regionalstrom aus dem Windpark Verenafohren. Die Energie aus dem Solarpark Schorenweiher wird das Angebot ergänzen.

Überschuss soll gespeichert werden

Ein Energiespeicher solle eines der nächsten Projekte sein, ergänzte Andreas Deyer. Wie Jochen Stein ausführte, müsse man im Sommer mit negativen Strompreisen umgehen, also für die Einspeisung zahlen oder die Zufuhr abriegeln. Beides widerspreche der Optimierung der Wirtschaftlichkeit. Ziel sei daher, überschüssige Energie vor Ort zu speichern, um sie in Zeiten, in denen sie benötigt wird, beispielsweise nachts, transferieren zu können.

Bürgermeisterin Susen Katter, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Stockach ist, freute sich über den raschen Baufortschritt. Sie sei froh, „dass wir dieses Projekt im Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft und im Gemeinderat gemeinsam vorangebracht haben“. Ihr Dank galt vor allem Andreas Deyer, der die Fläche zur Verfügung gestellt hatte. Mit der neuen PV-Anlage komme die Stadt ihrem ehrgeizigen Ziel ein Stück näher, bis 2040 zwei Prozent ihrer Fläche für erneuerbare Energien zu nutzen. Dass der erzeugte Strom an die Stadtwerke Stockach verkauft und dann an regionale Gewerbe- und Industriebetriebe sowie Haushalte weiterverteilt werde, sorge dafür, dass die Energieversorgung vor Ort nachhaltiger wird und unabhängig bleibt.

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Ein guter Platz für die Anlage

Andreas Deyer sprach über seine Motivation, in Solarenergie zu investieren. Der Strombedarf steige und man wisse, dass Photovoltaik und Wind große Bausteine im Bereich der regenerativen Energien sein werden. Aus Sicht der Landwirtschaft gebe es teils Konflikte mit Investoren, die gerne ebene Ackerflächen nutzen würden, weil Freiflächenanlagen dort gut zu bauen seien. Er wolle sich für seinen Betrieb ein neues Standbein aufbauen und zur Energiewende beitragen. Die jetzt genutzte Grünlandfläche sei in den 1970er- und 1980er-Jahren Kiesabbaugebiet gewesen. „Der Ertragswert war nicht so hoch. Und hier, 400 Meter von der Wohnbebauung entfernt, stört die Anlage auch niemanden.“ Regional Strom zu erzeugen, diesen in der Region zu vermarkten und den Solarpark mit Solarcomplex als regionalem Projektierer zu erstellen, sei ein Projekt, bei dem die Wertschöpfung in der Region bleibe.

Bene Müller, Vorstand Vertrieb und Marketing bei Solarcomplex, griff das Thema Wertschöpfung auf und beglückwünschte den Landwirt und die Stadtwerke. „Es wurde ein gutes Betreiberkonzept gefunden, bei dem der Grundstückseigentümer an der Wertschöpfung langfristig partizipiert. Das macht Schule.“

Für das Projekt werden keine Ausgleichsflächen nötig. Die Fläche bleibt der Landwirtschaft als extensiv genutztes Grünland erhalten. Auf der Fläche könnten künftig Schafe grasen. Die Umzäunung lässt außerdem 20 Zentimeter Bodenfreiheit, damit Kleintiere passieren können.