Die Stimmung zwischen der Tengener Stadtverwaltung und zwei Vereinen, der SG Tengen-Watterdingen und dem SV Fortuna Tengen, ist seit Wochen angespannt. Grund für den Stunk ist die Zukunft des Espelstadions. Denn die Stadtverwaltung plant, das Grundstück an einen Investor zu verkaufen. Und der soll große Pläne haben: Statt Fußball soll dort schon bald an einem Badesee gebadet werden können. Der SÜDKURIER hat nachgehakt, was an den Plänen dran ist und mit beiden Parteien gesprochen. Die Lage ist knifflig, aber nicht hoffnungslos.

Das Gerücht, dass das Gelände rund um das Espelstadion verkauft werden soll, erhitzt die Gemüter. Mehr als 150 Bürger kamen in eine Gemeinderatssitzung, um sich darüber zu informieren. Laut Lars Unger, Vorsitzender der SG Tengen-Watterdingen, soll Campingplatzbetreiber Frank Anhorn einer der treibenden Motoren hinter dem Vorhaben sein. Geplant sei an der Stelle ein Naturbad. Auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigt Bürgermeister Selcuk Gök, dass es einen Investor gibt. Namen wolle er aus vertraglichen Gründen keine nennen. Anhorn selbst war bisher im Weihnachtsurlaub nicht für die Redaktion zu erreichen.

Viele Sportler verlieren ihre Heimat

Das Problem: Die SG Tengen-Watterdingen und der SV Fortuna Tengen würden dann ihre sportliche Heimat, das Espelstadion, verlieren. Aktuell wird das Espelstadion in Erbpacht an die Fortuna verpachtet, die Stadt strebt nun aber einen Verkauf des Geländes an.

Als der SÜDKURIER Lars Unger von der SG Tengen-Watterdingen auf den möglichen Verkauf des Espelstadions anspricht, ist dieser gefasst. Immer wieder betont er, dass die Fußballer nicht gegen das Vorhaben seien – im Gegenteil: Ein Naturbad steigere die Attraktivität der Stadt Tengen. Aber: „Uns stehen hinter dem Vorhaben zu viele Fragezeichen“, sagt er.

Lars Unger, Vorsitzender SG Tengen-Watterdingen.
Lars Unger, Vorsitzender SG Tengen-Watterdingen. | Bild: Uli Zeller

Die Folgen für den Verein wären drastisch: „Wir haben dann zukünftig keinen Platz mehr“, sagt Unger. Die Sportplätze in Büßlingen und Watterdingen seien zwar von der Stadtverwaltung als Alternative vorgeschlagen worden, aber diese seien laut Unger zu alt und zu klein für den Spielbetrieb – gerade bei Jugendturnieren. „Da kommen gut und gerne 150 Kinder samt Eltern an einem Tag zusammen“, so Unger.

2029 habe die Gemeinde den Vereinen einen neuen Sportplatz als Ersatz für das Espelstadion in Aussicht gestellt. Es gebe aktuell aber keinen Zeitplan und auch keine konkrete Zusage, wie es weitergehen solle. „Es ist frustrierend, wenn wir immer nur Stückwerk erhalten“, so Unger.

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Außerdem hatten die SG Tengen-Watterdingen und die Fortuna erst im Jahr 2022 satte 40.000 Euro in die Sanierung des Clubheim beim Espelstadion investiert. Dabei wurden vor allem die Sanitäranlagen auch Vordermann gebracht.

Mit einer Plakatprotestaktion machen die Tengener ihrem Unmut Luft.
Mit einer Plakatprotestaktion machen die Tengener ihrem Unmut Luft. | Bild: Uli Zeller

Mittlerweile wächst der Unmut in Tengen. Die Fußballer der SG haben in einer Protestaktion mit Schildern ihrem Ärger Luft gemacht. In Vereinskreisen wird vor allem kritisiert, dass man zu viel aufgeben müsse und beim weiteren Vorgehen zu viele Fragezeichen bleiben würden. „Der Zeitraum bis 2029/30 ist angesichts der angespannten Haushaltslage sehr, sehr fraglich“, so Unger weiter. Durch das forsche Vorgehen der Gemeinde in der jüngsten Sitzung sei Vertrauen verloren gegangen. Seine Forderung: „Wir brauchen eine verbindliche Zusage über den Verkauf des Geländes, aber wir erhalten nur spärliche Infos.“

Bürgermeister: Projekt ist wichtig für Tourismus

Im Rathaus kann man diesen Frust nicht ganz nachvollziehen, wie Bürgermeister Selcuk Gök im Gespräch betont. Vor Jahren habe es mit den Vereinen erste Gespräche gegeben, in denen klar kommuniziert worden sei, dass man einen neuen Standort präferiere. Laut dem Tengener Bürgermeister könne man nicht jedes Projekt bis ins kleinste Detail vorplanen.

Gerade mit Blick auf über 150.000 Übernachtungen pro Jahr in der Stadt sei es für Tengen wichtig, sich touristisch weiterzuentwickeln. Mit dem geplanten Naturbad würden laut Bürgermeister Gök auch weitere Projekte durch einen zweiten Investor denkbar werden – etwa ein Nahversorgungszentrum.

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Und die betroffenen Vereine könnten auf die Sportplätze in Büßlingen und Watterdingen ausweichen – wo ohnehin mehrere Spiele in der Saison stattfinden müssten, da das Espelstadion immer wieder mit einem unbespielbaren Platz zu kämpfen hätte. Das hänge damit zusammen, dass das Gebiet ein Sumpfgebiet sei. „Der jetzige Platz ist in zwei Jahren nicht mehr zu gebrauchen“, so Gök weiter. 2029 könnte dann laut Gök der neue Sportplatz stehen.

Das Interesse ist groß: Mehr als 150 Bürger nahmen an der jüngsten Gemeinderatssitzung in Tengen teil.
Das Interesse ist groß: Mehr als 150 Bürger nahmen an der jüngsten Gemeinderatssitzung in Tengen teil. | Bild: Uli Zeller

Nicht dass die Investoren abspringen?

Mit dem Investorengeld würde Geld in die Stadtkasse fließen, womit man weitere Projekte stemmen könnte. Und für Gök steht fest: „Wenn wir 2025 nicht zu einer Einigung kommen, springen die Investoren wohl ab.“ Die Vereine seien vor drei Jahren auf die Verwaltung und den Gemeinderat zugekommen und hätten selbst nach einer Lösung für das in die Jahre gekommene Espelstadion gesucht. „Diese Lösung haben wir jetzt geschaffen.“

Damit die Zeit bis 2029 überbrückt werden könne, sicherte Gök zu, dass die Sportplätze in Büßlingen und Watterdingen ertüchtigt werden. Zeitgleich soll dort auch die Infrastruktur aufgewertet werden. „Wir lassen die Vereine natürlich auch bei einem Verkauf die kommenden Jahre bis 2029 nicht im Regen stehen“, so Gök. Aber von heute auf morgen könne man eben keinen neuen Sportplatz bauen.

Und dann schiebt der Rathauschef noch hinterher: Sollte kein Geld in die Stadtkasse durch den Verkauf fließen, sei ein neuer Sportplatz auch 2029 angesichts der angespannten Finanzlage nicht darstellbar.