Wandern galt bei jungen Menschen lange nicht als Höhepunkt der Freizeitgestaltung. Anders ist das in Tengen. „Das Schönste am Wandern mit Kindern ist, die Welt durch kindliche Augen wieder neu zu entdecken“, beschreibt Diana Effinger ihr Erlebnis bei den Familienwanderungen. Die Tengener Ortsgruppe im Schwarzwaldverein hat das Wandern bei der jüngeren Generation wieder modern gemacht – und das auch mit Gewaltmärschen.

Der Tengener Schwarzwaldverein bietet inzwischen jedes Jahr eine 100-Kilometer-Wanderung an. Stoppen kann die Wanderer dabei höchstens noch das Wetter – wie in diesem Jahr. „Die Tour war für September geplant. Die Wettervorhersage hatte aber vier Grad und Regen angesagt“, erläutert Matthias Back als Vorsitzender des Vereins. Daher fand eine kürzere Variante statt mit nur 50 Kilometer. Die robusten Wanderer des Vereins sprechen bei dieser Distanz liebevoll von einer „Genießertour“. Seit einigen Jahren bietet der Verein solche Langstreckenwanderungen an.

Oliver Bock und Matthias Back (von links) sind Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Tengen und Wanderführer. Der Verein bietet neben ...
Oliver Bock und Matthias Back (von links) sind Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Tengen und Wanderführer. Der Verein bietet neben Touren für Familien und Senioren auch ausgefallene Angebote wie 100-Kilometer-Wanderungen oder Bierverkostungs-Wanderungen an. | Bild: Stefan Lowin

50 Kilometer waren manchen nicht genug

Die 50 Kilometer in diesem Jahr waren einigen Wanderern aber dann doch noch nicht genug, wie der Vorsitzende Oliver Bock ergänzt: „Wir haben am Schluss noch den Gipfel des Hohenhewens eingebaut, um die Teilnehmer an ihre Grenze zu führen.“ Nach über neun Stunden und 52 Kilometern hatten einige der Wanderer dann sogar noch Kraft für weitere Kilometer.

Sie sind von der Spitzhütte Tengen aus noch nach Hause marschiert – nach Tengen, Watterdingen oder sogar nach Engen. Nach Engen beispielsweise sind es dann erneut rund zehn Kilometer und eine Wanderzeit von weiteren zweieinhalb Stunden.

Die Wanderer der Langstreckenwanderung des Tengener Schwarzwaldvereins (von links) Samuel Arnold, Alexander Mangold, Hanna-Katrin Ott, ...
Die Wanderer der Langstreckenwanderung des Tengener Schwarzwaldvereins (von links) Samuel Arnold, Alexander Mangold, Hanna-Katrin Ott, Alexandra Hohlwegler, Martina Back, Johannes Wangler, Ilona Fischer, Carmen Haungs, Manuel Fischer und Hans-Peter Sattler. | Bild: Stefan Lowin

Jedes Jahr lernen die Organisatoren vom vorigen Jahr dazu. Ist man im ersten Jahr noch von Tengen aus Richtung Bodensee marschiert, wandern sie inzwischen in die umgekehrte Richtung. Es sei motivierender, in Richtung Heimat zu wandern. Und wenn man zurückschaue und den See sehe, motiviere es, wenn man die weite Distanz hinter sich sehe. In diesem Jahr hätten sich außerdem neue Wanderführer bereit erklärt, die Gruppen zu leiten. Dank der neuen Wanderführer will der Verein in Zukunft auch vermehrt sportliche Touren anbieten.

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Warum Teilnehmer so gerne mitmachen

Teilnehmer Rainer Haungs wird wohl wieder dabei sein: „Extremläufe bieten mir die Möglichkeit, die eigene mentale Stärke zu testen und zu verbessern. Sie helfen dabei, persönliche Grenzen zu verschieben und den Blick auf das Wesentliche zu fokussieren“, sagt er. Anita Porsche sieht es ähnlich: „Es ist der Reiz, die persönlichen Grenzen auszuloten. Mental stark genug zu sein, um weiterzugehen, wenn der Körper eigentlich aufhören will. Und das einzigartige Gefühl im Ziel, es gemeinsam als Team geschafft zu haben.“

Alexander Mangold kennt das Gefühl nach 25 Kilometern: „Eigentlich ist man genug gelaufen. Aber gerade, wenn es zäh wird, ist man nur damit beschäftigt weiterzulaufen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren?“ Am Ende des Tages, nach vielen Kilometern, spüre man eine tiefe Zufriedenheit.

So eine Wanderung als „eine Reise zu dir selbst“

„Dieser eine Tag schenkt dir das Gefühl einer Woche erholsamen Urlaubs. Du bist müde, aber glücklich. Du hast nicht nur den Weg zurückgelegt, sondern auch deinen Geist und deine Seele erfrischt“, beschreibt Manuel Fischer seine Beweggründe, sich sich auf den Weg zu begeben. „Warum 50 oder 100 Kilometer wandern? Weil es mehr als nur eine Wanderung ist. Es ist eine Reise zu dir selbst, in die Natur und zu den Menschen, die dir wichtig sind. Jeder Schritt, jede Begegnung und jeder Atemzug machen es zu einer unvergesslichen Erfahrung.“

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Schon einige Pläne für 2025

Schon im Mai geht es wieder los. Zum Saisonstart kündigen die Schwarzwaldvereinsvertreter einen besonderen Höhepunkt an. Bei einer anspruchsvollen Tour will der Verein die drei Schwarzwaldberge Herzogenhorn, Belchen und Feldberg meistern. Das entspreche 2200 Höhenmetern und 55 Kilometern Laufleistung. Dabei handele es sich um eine ortsgruppenübergreifende Tour mit den Schwarzwaldvereinen Todtnau und Engen.

Im Juli sei wieder eine 50- und 100-Kilometerwanderung des Schwarzwaldvereins Tengen und im September eine weitere Bierwanderung geplant. Und im Oktober soll es eine 25-Kilometer-Abendwanderung von Schaffhausen nach Stein am Rhein geben.