Die Fronten zwischen der Stadt Tengen und den beiden Sportvereinen, der SG Tengen-Watterdingen und dem SV Fortuna Tengen, scheinen verhärtet. Denn das Espelstadion samt Vereinsheim soll weichen, damit auf dem städtischen Grundstück ein Badesee entstehen kann – daran ändert auch ein Besitzerwechsel des angrenzenden Campingplatzes nichts. Mittlerweile sprechen die beiden Seiten nur noch über ihre jeweiligen Anwälte.
Treibende Kraft hinter dem Vorhaben war bis vor Kurzem der Inhaber des Campingplatzes, Frank Anhorn. Der hat seinen Platz mittlerweile an die Überland Camping GmbH mit Sitz in Berlin verkauft. In ersten Gesprächen hätten die neuen Besitzer aber signalisiert, an den Badesee-Plänen festzuhalten, schildert Bürgermeister Selcuk Gök dem SÜDKURIER.
Rund um das Vorhaben gibt es allerdings einige Bedenken und auch Gerüchte. „Die Befürchtung, dass dort zusätzliche Wohnmobilstellplätze gebaut werden, ist nicht richtig“, betont der Bürgermeister. Der Investor darf auf dem Areal, sollte es die Stadt verkaufen, lediglich einen Badesee bauen. Und sollte der Campingplatz eines Tages doch mehr Stellplätze beantragen, dann brauche das die Zustimmung des Rates. „Wir haben das Ruder hier in der Hand“, so Gök weiter, das solle ein vorhabenbezogener Bebauungsplan sicherstellen.
Vereine fühlen sich hintergangen
Bei einem Besuch im Espelstadion wirken die Vorstände der TeWa, Lars Unger, und der Fortuna, Michael Zendler, Harald Schuhwerk und Kordula Alt, gefasst. Von Wut keine Spur, aber Enttäuschung schwingt bei ihren Worten mit. „Wir sind nicht die Verhinderer dieses Vorhabens. Aber die Vorgehensweise ist nicht die richtige. Hier wird ehrenamtliche Vereinsarbeit mit Füßen getreten“, teilt die Fortuna-Vorstandschaft geschlossen mit.
Mittlerweile würden beide Seiten – also Stadt und Vereine – zum größten Teil nur noch über ihre Anwälte kommunizieren. Das bestätigt auch Bürgermeister Selcuk Gök. Aber die Vereins-Vertreter betonen: Der Austausch über Anwälte sei von Seiten der Stadt eröffnet worden.

Mitte 2024 sei die Gemeinde mit dem Vorhaben auf die Vereine zugekommen. Bei einem Verkauf des Areals samt Vereinsheim, Sport- und Trainingsplatz habe man den Vereinen ein neues Spielgelände in Aussicht gestellt. Ende November 2024 sei der Druck auf die Vereine dann massiv erhöht worden – und die Stadt habe auf einen Verkauf binnen weniger Tage gedrängt. Dem haben die Vereine widersprochen.
„Wir haben Sorge, dass alles verkauft wird und wir dann mit gar nichts mehr da stehen“, lautet die einheitliche Meinung der Vereinsvertreter. Vor allem mit Blick auf die angespannte Haushaltslage.
Die Stadt habe für 2029 zwar einen neuen Sportplatz als Ersatz für das Espelstadion in Aussicht gestellt. Es gebe aktuell aber keinen Zeitplan und auch keine konkrete Zusage, wie es weitergehen soll. Die Sportplätze in Büßlingen und Watterdingen seien als Alternative vorgeschlagen worden, aber laut Unger zu alt und zu klein für den Spielbetrieb – hauptsächlich im Jugendspielbereich insbesondere bei damit verbundenen Jugendspieltagen.
Der Bürgermeister schießt zurück
Die Stadt schildert einen wesentlich längeren Zeitraum. Laut Bürgermeister Gök habe es schon vor Jahren erste Gespräche mit den Vereinen gegeben, in denen klar kommuniziert worden sei, dass man einen neuen Standort präferiere. „Und jetzt soll auf einmal alles anders sein“, kritisiert der Rathauschef, der damals noch gar nicht im Amt war.

Gök nennt im Gespräch mit dem SÜDKURIER erstmals Zahlen zum geplanten Verkauf des Espelstadions. Der Investor des Badesees habe der Stadt 500.000 Euro angeboten. Laut einem unabhängigen Gutachten wurde das Vereinsheim der Fortuna auf einen Wert von 290.000 Euro geschätzt. „Die Stadt ist bereit, den Vereinen diese Summe aus dem Verkauf des Areals zu geben“, betont Gök. Mit dem Rest sollen etwa die Sanitäranlagen am Sportplatz in Watterdingen saniert werden.
Ein faires Angebot, wie Gök meint. Denn: „Der Vorwurf, den ich oft höre, ist, dass wir mit dem Verkauf des Stadions unseren Haushalt sanieren. Das ist nicht so, wir würden damit den Sport fördern und stellen einen neuen Sportplatz in Aussicht.“
Deal im Mallorca-Urlaub?
Was hingegen nicht fair sei, sei ein Gerücht, mit dem der Rathauschef aufräumen wolle: Dem SÜDKURIER wurde zugetragen, dass Gök und Campingplatz Besitzer Anhorn den Deal rund um das Espelstadion im Mallorca-Urlaub eingefädelt haben sollen. Das weist Gök vehement zurück. Er sei nicht mit Anhorn im Urlaub gewesen. „Ohnehin, eine solche Mauschelei würde angesichts der neuen Besitzverhältnisse gar nichts mehr bringen“, sagt Gök.
Das schlagen die Vereine vor
Die Vereine halten so oder so nicht viel vom Vorschlag der Stadt: „Was bringt es uns, wenn wir 290.000 Euro für das Clubheim haben, aber keine fixe Zusage über einen neuen Sportplatz?“, kritisieren die Vorstände. Fortuna und TeWa schlagen stattdessen einen anderen Weg vor, damit der neue Sportplatz kein Luftschloss bleibt.
Dafür brauche es zwei Zusagen: Der Stadt, dass die Vereine das Stadion so lange wie möglich nutzen dürfen. Das könne über die Baugenehmigung im Gemeinderat geregelt werden. Und des Badischen Sportbunds, dass das neue Stadion gefördert wird. Dafür müsste die TeWa als künftiger Bauherr einen entsprechenden Antrag stellen.

„Wir sind nicht gegen das Vorhaben, wir brauchen nur Sicherheit“, sagen die Vorstände. Und betonen dabei: Man werde alles tun, um für beide Seiten eine gute Lösung zu schaffen. Denn der Streit mit der Stadt habe nicht nur Nerven gekostet und die Stadt in zwei Lager gespalten, sondern auch jede Menge Zeit und Geld gekostet. Alleine die Anwaltskosten beziffern die Vereinsvertreter auf über 5000 Euro.
Eine juristische Prüfung nach der anderen
Auch in anderer Sache sind Anwälte gefordert: Die Stadt hat laut Gök eine rechtliche Prüfung durch das Grundbuchamt beauftragt, ob der Erbpacht-Vertrag mit der Fortuna überhaupt rechtens ist. Nicht, wie Gök betont, um der Fortuna zu schaden. „Wir brauchen bei einem so großen Vorhaben einfach rechtliche Sicherheit“, sagt er. Wenn der Vertrag nichtig wäre, würde das bedeuten, dass die Fortuna ihr Vereinsheim auf einem städtischem Grundstück gebaut hat und die Stadt eine Räumung veranlassen könnte. „Wir wollen das allerdings tunlichst vermeiden“, so Gök.
Wie es nun weitergehen soll
Bis 15. Mai will die TeWa einen Landschaftsarchitekten mit der Planung eines neues Sportplatzes beauftragen. Dies ist das Ergebnis eines jüngsten Gespräches zwischen der SG und der Stadt. Bis dahin will die Stadt auch weiterkommen, was ein mögliches Grundstück für den Neubau angeht: Stadt und Vereine favorisieren ein Grundstück in der Nähe der Kalkgrube. Das Gelände befinde sich aktuell allerdings nicht im Besitz der Stadt, schildern die Vereinsvertreter, sondern ist Eigentum des Landes Baden-Württemberg.