Faire Verlierer und ein Zeichen für den ganzen Landkreis: Reportage und Analyse
Selcuk Gök hat einen beachtlichen Wahlerfolg erzielt: Bei sieben weiteren Kandidaten hat er mehr als 50 Prozent der Stimmen erzielt. Deutlicher geht es kaum. Doch die Tengener Wahl setzt auch ein Zeichen für den ganzen Landkreis. Der neue Bürgermeister wurde in der Randenhalle förmlich von einer Welle der Sympathie getragen – so war die Stimmung am Wahlabend.
20.15 Uhr: Der neue Bürgermeister greift zum Taktstock
Wenn die Reden vorbei sind, wird gefeiert. Dazu spielt die Stadtkapelle Tengen standesgemäß das Badnerlied – und der frisch gewählte Bürgermeister Selcuk Gök greift selbst zum Taktstock, um Kapelle und Publikum zu dirigieren.
19.35 Uhr: Der Sieger steht fest: Selcuk Gök wird neuer Bürgermeister von Tengen
Ein spannender Wahlkrimi mit packendem Finale: Im zweiten Wahlgang haben die Tengener nach einem außergewöhnlichen Wahlkampf ihren neuen Bürgermeister gewählt. Gewonnen hat Selcuk Gök, Mitarbeiter der Arbeitsagentur in Ludwigshafen am Rhein und SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat seiner Heimatstadt Brühl. Er siegte mit 50,3 Prozent der gültigen Stimmen (1217 Stimmen). Gök wird damit der erste Bürgermeister im Landkreis Konstanz, der einen türkischen Hintergrund hat.
Der Erstplatzierte des ersten Wahlgangs, Sven Müller, erhielt nun 24,7 Prozent der Stimmen (598 Stimmen). Auf den Plätzen drei und vier folgten die beiden Tengener Kandidaten Thomas Wezstein (12,6 Prozent, 305 Stimmen) und Gertrud Homburger (9,0 Prozent, 218 Stimmen). Die weiteren vier Kandidaten erzielten folgende Ergebnisse. Fabian Kern: 2,52 Prozent, 61 Stimmen; Roland Weibezahl: 0,45 Prozent, elf Stimmen; Heiko Strauß: 0,12 Prozent, drei Stimmen; Markus Bauermeister: 0,08 Prozent, zwei Stimmen.
18.37 Uhr: Sven Müller holt auf
Sieben von zehn Wahlbezirken sind ausgezählt und Sven Müller, der Stimmkönig aus dem ersten Wahlgang, holt leicht auf. Er liegt weiterhin mit 30,64 Prozent der abgegebenen Stimmen auf dem zweiten Platz. Noch immer führt Selcuk Gök mit 49,07 Prozent. Auf Platz Drei liegt Thomas Wezstein mit 10,52 Prozent, danach folgen Gertrud Homburger auf Platz Vier mit 6,99 Prozent und Fabian Kern als Fünfter mit 2,02 Prozent. Auf sonstige Stimmen entfallen 0,75 Prozent der gültigen Stimmen. .
18.20 Uhr: Selcuk Gök führt nach Auszählung von vier der zehn Stimmbezirke
Selcuk Gök hat nach der Auszählung von vier der zehn Stimmbezirke einen deutlichen Vorsprung. Er holt demnach 54,96 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sven Müller kommt auf 19,55 Prozent, Thomas Wezstein auf 16,15 Prozent, Gertrud Homburger auf 6,80 Prozent. Auf Sonstige entfallen 2,55 Prozent der Stimmen.

18.15 Uhr: Die Wahllokale sind geschlossen
Nun geht es für die Tengener Wahlhelfer ans Auszählen: Die Wahllokale haben um 18 Uhr geschlossen, die Urnen mit den Stimmzetteln wurden ausgeschüttet. Was sich schon am Nachmittag abzeichnete, bestätigte sich am Abend: Die Wahlbeteiligung beim heutigen zweiten Wahlgang zur Bürgermeisterwahl 2023 lag höher als bei der ersten Runde vor zwei Wochen.
15.15 Uhr: Wahlbeteiligung dürfte höher liegen als im ersten Wahlgang
Für den zweiten Wahlgang zeichnet sich ab, dass mehr Wahlberechtigte ihr Wahlrecht auch genutzt haben. Friederike Häfeli, die in der Stadtverwaltung für Wahlen zuständig ist, sagte am Nachmittag, dass es um 14 Uhr schon etwa 35 Prozent Wahlbeteiligung im Wahllokal im Tengener Rathaus gegeben habe. Vor zwei Wochen lag die Wahlbeteiligung um 13.15 Uhr noch bei knapp 25 Prozent. In den Ortsteilen sei der Andrang der Wähler am Vormittag vereinzelt etwas größer gewesen als im ersten Wahlgang, sagt Häfeli. Zu all diesen Werten kommen allerdings die Briefwähler noch hinzu. Von ihnen gebe es nun im zweiten Wahlgang etwas mehr als bei der ersten Runde, so die Wahlleiterin.
11.15 Uhr: Der scheidende Bürgermeister gibt seine Stimme ab – wieder einmal
Etwa 3800 Wahlberechtigte sind in Tengen aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen – heute zum zweiten Mal, denn beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen erreichte keiner der damaligen Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit. Beim heutigen zweiten Wahlgang gibt es auf jeden Fall eine Entscheidung, denn nun genügt die einfache Mehrheit – wer die meisten Stimmen bekommt, gewinnt. Das Rennen ist vollkommen offen. Entschieden hat sich aber offenbar der scheidende Bürgermeister Marian Schreier. Er hat gegen 11.15 Uhr im Wahllokal Rathaus seine Stimme abgegeben.

19. März, 8 Uhr: Heute wird es ernst
Tengen wird am heutigen Sonntag einen neuen Bürgermeister wählen. Im zweiten Wahlgang entscheidet sich, wer von den drei Kandidaten aus der ersten Runde, Sven Müller, Heiko Strauß und Markus Bauermeister, sowie den fünf neuen Kandidaten Fabian Kern, Gertrud Homburger, Selcuk Gök, Thomas Wezstein und Roland Weibezahl neuer Rathauschef in der Randen-Stadt wird. Seit 8 Uhr haben die Wahllokale geöffnet. Auftakt zum letzten Kapitel im Wahlkrimi vom Randen.
18. März: Einordnung kurz vor der Wahl
Redaktionsleiter Stephan Freißmann hält in seinem Standpunkt fest: In diesem Wahlkampf war wirklich alles drin. Große Emotionen, kühles Taktieren und engagierte Auftritte – der Tengener Bürgermeisterwahlkampf hat viel geboten. Vieles würde ausgereizt, was die Wahlordnung hergibt. Was jetzt noch fehlt? Das große Finale am Sonntag, 19. März, denn dann entscheidet sich, wer neuer Rathauschef in Tengen wird. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Kandidaten auch so souverän mit dem Ergebnis umgehen, wie sie in den vergangenen Tagen Wahlkampf betrieben haben. Hier geht es zu seinem Beitrag.
15. März: Wahlarena läutet Schlussakkord ein
Ein letztes Mal vor dem zweiten Wahlgang kommen alle Kandidaten, die am 19. März zur Wahl stehen, auf einer Bühne zusammen. Dabei entlocken ihnen Stephan Freißmann, Leiter der SÜDKURIER-Lokalredaktion Singen, sowie Jörg-Peter Rau, Mitglied der SÜDKURIER-Chefredaktion, einige neue Standpunkte – und haken auch kritisch nach, wenn es beispielsweise um überraschend zwei Kandidaten aus Tengen geht. Bei der Wahlarena mussten sich Thomas Wezstein und Gertrud Homburger auch von Besuchern kritische Fragen gefallen lassen – von Absprachen und Unehrlichkeit war die Rede.

So unterschiedlich die Redebeiträge der Kandidaten auf dem Podium mit Blick auf Redezeit und Qualität sind, beim Thema Klima- und Umweltschutz sind sie sich nahezu einig. Außerdem ging es unter anderem um bürgerliches Engagement, Integration und Flächenverbrauch.
13. März: Großer Andrang bei zweiter Vorstellung
Bei der Kandidatenvorstellung der Stadt standen erstmals alle neuen Kandidaten auf der Bühne – gemeinsam mit den drei verbliebenen Kandidaten aus dem ersten Wahlgang. Während sich der eine dabei viel Zeit für den Binninger Baggersee nimmt, will der andere das längste Blumenfeld Europas schaffen. Neben kuriosen Momenten bleiben gute Absichten.

13. März: Ganz schön viel Konkurrenz für bisherigen Favorit
Die Stimmung vor dem zweiten Wahlgang der Tengener Bürgermeisterwahl ist angespannt: Dass acht Namen auf dem Stimmzettel stehen, sorgt durchaus für Diskussionen. Denn nicht jeder ist mit den Nachrückern für den zweiten Wahlgang einverstanden. Der SÜDKURIER hat sich umgehört und auch mit Sven Müller gesprochen. Was sagt der Stimmenkönig des ersten Wahlgangs zu so viel neuer Konkurrenz?
9. März: SÜDKURIER lädt zur zweiten Wahlarena
Nachdem das Kandidaten-Karussell in Tengen binnen weniger Tage ordentlich an Fahrt aufgenommen hat, wird der SÜDKURIER auch vor dem zweiten Wahlgang eine Wahlarena anbieten. Bei der Podiumsveranstaltung am Mittwoch, 15. März, um 19 Uhr in der Randenhalle werden die Moderatoren Jörg-Peter Rau, Mitglied der Chefredaktion des SÜDKURIER, und Stephan Freißmann, Leiter der Lokalredaktion in Singen, den fünf neuen Kandidaten und dem aussichtsreichsten Kandidaten aus dem ersten Wahlgang, Sven Müller, auf den Zahn fühlen.
Wie stehen die Kandidaten zum Bauen – Innenverdichtung, Sanierung, Neubauten? Wie können Verkehrsprobleme gelöst werden? Wo sollen schnelle Internetleitungen herkommen? Und wie halten es die Kandidaten mit den Gemeindefinanzen? Kurz gesagt: In welche Richtung soll es in den Gemeinden gehen? Spannende Fragen gibt es genügend, auf welche die Kandidaten Antworten geben sollen. An beiden Abenden wird es außerdem Zeit für Publikumsfragen geben. Aufgrund der Kürze der Zeit ist das zweite SÜDKURIER-Podium für alle Interessierten offen, eine Anmeldung ist nicht nötig.
Auch Gemeinde stellt die Kandidaten vor
Zwei Tage vor dem SÜDKURIER-Podium am Mittwoch, 15. März, wird es auch eine offizielle Kandidatenvorstellung zum zweiten Wahlgang der Stadtverwaltung Tengen geben. Sie findet am Montag, 13. März, um 19 Uhr in der Randenhalle statt. Dabei treffen die drei verbliebenen Kandidaten aus dem ersten Wahlgang erstmals auf die fünf neuen Kandidaten, die zum zweiten Wahlgang antreten.
Das sind die Kandidaten für die zweite Runde
- Sven Müller (27) ist in Engen-Welschingen aufgewachsen und will sich nun wieder in seiner Heimat einbringen. Aktuell arbeitet er als Prozessoptimierer bei einem Unternehmen mit Sitz bei Rastatt und lebt in der Nähe in Gaggenau. Die Kandidatur als Bürgermeister sieht Müller als „die Herausforderung, die ich jetzt brauche“. Bei einem Wahlkampftermin in Beuren kam er mit möglichen Wählern ins Gespräch. Im ersten Wahlgang erhielt er 46,81 Prozent der Stimmen.
- Heiko Strauß (49) lebt mit seiner Familie in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann ist selbstständig und hat nach eigenen Angaben einen Betrieb für Holzbearbeitung. Er habe von fehlenden Bewerber gelesen und sofort zum Telefon gegriffen, um auf dem Tengener Rathaus anzurufen. Schon als 16-Jähriger habe er davon geträumt, Bürgermeister zu werden. Mit Tengen habe er die ländliche Gemeinde dazu gefunden, die er sich vorgestellt habe. Im ersten Wahlgang erhielt er 2,03 Prozent der Stimmen.
- Markus Bauermeister (33) stammt aus Dresden, ist in Ludwigsburg aufgewachsen und lebt seit 13 Jahren mit Unterbrechungen in Lottstetten. Seit einiger Zeit fahre der Softwareentwickler täglich auf dem Weg zur Arbeit in Singen durch Tengen und sei da zu dem Schluss gekommen: „Die Stadt hat Energie.“ Er sei schon lange politisch aktiv gewesen und möchte nun als neue politische Stimme den Menschen unter die Arme greifen. Im ersten Wahlgang erhielt er 0,37 Prozent der Stimmen.
- Fabian Kern (37) ist im Tengener Stadtteil Watterdingen aufgewachsen und will nun als Bürgermeister zurück in die Heimat. Er lebt in Freiburg und ist dort bei Stadtmobil Südbaden leitender Angestellter. Außerdem leitet er in einer Nebentätigkeit als Geschäftsführer den Regionalverband Südbaden des ökologisch ausgerichteten Verkehrsclub Deutschland (VCD).

- Gertrud Homburger (58) ist eine Ur-Tengenerin. Sie ist in Blumenfeld geboren, ging in Tengen zur Schule und saß von 1999 bis 2019 für die CDU/UW im Gemeinderat in Tengen. 15 Jahre davon fungierte sie zudem als Bürgermeisterstellvertreterin. Sie ist Industriekauffrau und leitete zuletzt je eine Postagentur in Tengen und in der Singener Nordstadt.
- Selcuk Gök (26) lebt aktuell in Brühl. Dort arbeitet er aktuell bei der Bundesagentur für Arbeit in Ludwigshafen am Rhein. Er ist zudem seit Juni 2019 im Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Brühl. Laut Gök trage er dort als Fraktionsvorsitzender in erster Reihe Verantwortung für knapp 14.000 Einwohner.
- Thomas Wezstein (51) arbeitet seit 2016 für das Landratsamt Tuttlingen, wo er Leiter der Spaichinger Straßenmeisterei ist. Er ist seit 1999 im Ortschaftsrat von Blumenfeld und dort seit 2019 Ortsvorsteher. Und er sitzt seit 2009 für die Freien Wähler im Tengener Gemeinderat, seit 2019 als Fraktionssprecher.
- Roland Weibezahl (53) ist in Konstanz geboren, lebt aktuell in Berlin und hat seit 2020 einen Zweitwohnsitz in Konstanz. Er ist gelernter Kaufmann, hat danach europäische Betriebswirtschaft studiert und ist aktuell selbstständiger Immobilienmakler in der Bundeshauptstadt.
8. März, 18.10 Uhr: Es sind wieder acht Bewerber
Die Bewerbungsfrist für den zweiten Wahlgang im Rennen um den Bürgermeisterposten in Tengen ist zu Ende und plötzlich sind es wieder acht Bewerber für die Nachfolge von Bürgermeister Marian Schreier: Wie dieser gegenüber dem SÜDKURIER bestätigt, ist eine weitere Bewerbung im Rathaus eingegangen: Laut Schreier will nun auch Bewerber Roland Weidezahl neuer Rathauschef in der Randen-Stadt werden. Er habe etwa eine Stunde vor Ablauf der Frist seine Unterlagen im Rathaus eingereicht.
Dies bedeutet: Neben den drei Kandidaten aus dem ersten Wahlgang, Sven Müller, Heiko Strauß und Markus Bauermeister, haben die fünf neuen Bewerber Gertrud Homburger, Selcuk Gök, Fabian Kern, Thomas Wezstein und Roland Weidezahl aus Berlin ihre Unterlagen fristgerecht im Tengener Rathaus abgegeben. Am heutigen Mittwochabend tagt der Gemeindewahlausschuss über die Zulässigkeit der Bewerber. Sollte er grünes Licht geben, stehen am Sonntag, 19. März, zum zweiten Wahlgang acht Namen auf dem Wahlzettel.
8. März, 17 Uhr: Jetzt sind es nur noch sieben
Katja Wosiewicz tritt nicht mehr zum zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl in Tengen an. Wie Bürgermeister Marian Schreier auf SÜDKURIER-Frage mitteilt, habe sie ihre Kandidatur schriftlich am heutigen Mittwoch zurückgezogen. Damit bleiben aus dem ersten Wahlgang mit Sven Müller, Heiko Strauß und Markus Bauermeister noch drei von fünf Kandidaten übrigen. André Schmal hatte seine Kandidatur bereits vor dem ersten Wahlgang zurückgezogen.
7. März: Vierte neue Bewerberin meldet sich
Nachdem Selcuk Gök, Fabian Kern und Thomas Wezstein ordentlich Bewegung in das Bewerberkarussell der Tengener Bürgermeisterwahl gebracht haben, hat ebenfalls am Dienstag eine weitere Bewerberin ihren Hut in den Wahlkampfring geworfen: Gertrud Homburger bewirbt sich um das Amt des Rathauschefes in der Randen-Stadt.

Und Homburger ist in Tengen keine Unbekannte. Sie saß 20 Jahre lang für die CDU/UW im Gemeinderat. Sie ist 58 Jahre alt, wohnt in Tengen, ist gelernte Industriekauffrau und war zuletzt selbstständig. Sie hat bis vor Kurzem die Postagentur in der Lessingstraße in Singen und in Tengen betrieben.
7. März: Drei weitere Männer bewerben sich
Einen Tag vor Ende der neuen Bewerbungsfrist am Mittwoch, 8. März, haben drei Männer erklärt, ins Rennen um den Bürgermeisterposten in Tengen einsteigen zu wollen.

Einer davon ist vielen schon bekannt: Thomas Wezstein ist in Tengen Gemeinderat für die Freien Wähler und Ortsvorsteher von Blumenfeld. Er hat über die freie Zeile bereits im ersten Wahlgang 30 Stimmen erhalten. Die anderen sind Selcuk Gök und Fabian Kern.

Selcuk Gök ist nach eigenen Angaben 26 Jahre alt und Gemeinderat sowie Fraktionsvorsitzender der Gemeinde Brühl im Rhein-Neckar-Kreis. Er ist als Integrationsmanager bei der Bundesagentur für Arbeit tätig, wie er dem SÜDKURIER erklärte.

Fabian Kern, 37 Jahre alt, ist im Tengener Ortsteil Watterdingen aufgewachsen, wie er mitteilt. Für Zivildienst und Studium zog er nach Freiburg und arbeitet dort derzeit als Geschäftsführer beim Regionalverband Südbaden des Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie als leitender Angestellter beim Carsharing-Anbieter Stadtmobil Südbaden.
6. März: Erste Namen am Tag danach
Über ein Drittel der Stimmen ging am ersten Wahlsonntag in Tengen an Menschen, die gar nicht auf dem Wahlzettel standen. Das ist außergewöhnlich hoch. Nun fragen sich natürlich viele, welche Namen denn da so zu lesen waren: Stephan Freißmann hat die Antwort und dabei auch einige alte Bekannte ausgemacht. Am Tag nach der Wahl erwarten Politiker vor Ort zwei wilde Wochen – in denen der Favorit Sven Müller fundierter auftreten kann, aber auch neue Kandidaten ihre Bewerbung bekannt machen können. Alle drei Fraktionsvorsitzenden sagen, dass hinter den Kulissen eifrig nach neuen Bewerbern gesucht werde.
20.15 Uhr: Es geht in die zweite Runde
Es war knapp, doch Tengen wählt im ersten Wahlgang erstmal keinen Bürgermeister: Sven Müller hat zwar lange an der absoluten Mehrheit gekratzt und sie zeitweise überschritten gehabt, doch nach Auszählen aller Stimmbezirke erreicht er mit 1013 Stimmen 47,09 Prozent und verpasst damit knapp den Sieg im ersten Wahlgang. Dennoch ertönt kräftiger Applaus für den 27-Jährigen, als das vorläufige Wahlergebnis in der Randenhalle verkündet wird.

Die weiteren Kandidaten erreichten deutlich weniger Stimmen: André Schmal (213 Stimmen, also 9,9 Prozent), Katja Wosiewicz (165 Stimmen, also 7,67 Prozent) und Heiko Strauß (44 Stimmen, also 2,05 Prozent). Abgeschlagen blieb Markus Bauermeister mit acht Stimmen und 0,37 Prozent.
Die zweitmeisten Stimmen erhielten allerdings Sonstige (708 Stimmen, also 32,91 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 58,05 Prozent.
19.15 Uhr: Womöglich ist Wahl schon heute entschieden
Acht von zehn Wahlbezirken sind ausgezählt, das Ergebnis ist deutlich: Sven Müller erreicht mit 626 Stimmen 52,96 Prozent, gefolgt von André Schmal (97 Stimmen, also 8,21 Prozent), Katja Wosiewicz (70 Stimmen, also 5,92 Prozent) und Heiko Strauß (25 Stimmen, also 2,12 Prozent). Abgeschlagen bleibt Markus Bauermeister mit inzwischen fünf Stimmen (0,42 Prozent).
Im ersten Wahlgang braucht es eine absolute Mehrheit, um Bürgermeister zu werden. Mit über 50 Prozent der Stimmen hätte Sven Müller das erreicht. Allerdings stehen die Ergebnisse der Briefwähler noch aus. Zahlreiche Menschen haben sich in der Randenhalle eingefunden, wo das Ergebnis bekannt gegeben werden soll. Ein Bildschirm zeigt dort bereits die ersten Ergebnisse.
Die zweitmeisten Stimmen gingen mit 30,37 Prozent (359 Stück) übrigens an Sonstige. Das bedeutet, dass viele Wähler einen neuen Namen auf den Wahlzettel geschrieben haben. Die Wahlbeteiligung liegt nach bisheriger Auswertung bei 42,41 Prozent.
18.55 Uhr: Sven Müller klar in Führung
Auch wenn sehr viele Menschen einen eigenen Vorschlag für ihren nächsten Bürgermeister auf die Wahlzettel geschrieben haben: Die Mehrheit der Tengener wählte in fünf von zehn Stimmbezirken Sven Müller. Er hat laut ersten Informationen der Stadt 272 Stimmen, das entspricht zu diesem Zeitpunkt 49,36 Prozent. Darauf folgen 192 Stimmen für Sonstige (34,85 Prozent).
Die weiteren Stimmen gingen nach bisherigem Stand an André Schmal (44 Stimmen, 7,99 Prozent), der seine Kandidatur zurückgezogen hatte, sowie Katja Wosiewicz (35 Stimmen, also 6,35 Prozent) und Heiko Strauß (acht Stimmen, also 1,45 Prozent). Keine Stimme erhielt bislang Markus Bauermeister.
18.30 Uhr: Die Wahllokale sind geschlossen – jetzt geht es ums Auszählen
Die Wahllokale haben um 18 Uhr geschlossen und auch die letzten Briefwahlstimmen wurden um 18 Uhr aus dem Briefkasten geholt. Nun stehen die Wahlhelfer vor ihrer wohl härtesten Aufgabe des Tages: dem Auszählen. Da davon auszugehen ist, dass viele Wähler die freie Zeile des Stimmzettels genutzt haben, um einen eigenen Vorschlag für den nächsten Bürgermeister zu machen, dürfte sich der Vorgang hinziehen. Denn jeder Name muss einzeln erfasst werden.

Am Nachmittag sind offenbar noch viele Wahlberechtigte zur Abstimmung gekommen. Robert Keller, Wahlhelfer im Wahllokal im Tengener Rathaus, sagt, dass an dieser Stelle mehr als 50 Prozent der Wahlberechtigten zur Abstimmung in Präsenz gekommen seien. Inklusive der Briefwähler schätzt er die Wahlbeteiligung auf etwa 60 Prozent. Vor acht Jahren lag sie bei mehr als 70 Prozent.
14.35 Uhr: Es zeichnet sich eine niedrigere Wahlbeteiligung ab
Traditionell ist die Wahlbeteiligung in Tengen hoch. Bei der Bürgermeisterwahl 2015 sind mehr als 70 Prozent der Wahlberechtigten dem Ruf zur Abstimmung gefolgt. In diesem Jahr ergibt sich ein anderes Bild: Zumindest am Vormittag zeichne sich ab, dass die Wahlbeteiligung niedriger liegen dürfte, sagt Friederike Häfeli, die im Tengener Hauptamt für Wahlen zuständig ist. Im Wahllokal im Tengener Rathaus sei gegen 13.15 Uhr knapp 25 Prozent Wahlbeteiligung erreicht gewesen.
Zu diesem Wert müsse man allerdings noch die Briefwähler hinzuzählen. 568 Wahlscheine habe die Verwaltung ausgestellt, sagt Häfeli, doch auch diese seien nicht vollständig wieder zurückgekommen. Und: Auch bei den Briefwählern ist die Tendenz laut der Wahlleiterin sinkend, selbst wenn man den Stand von vor der Corona-Pandemie zugrunde legt. Bis 18 Uhr sind die Wahllokale noch geöffnet.
13 Uhr: Der Amtsinhaber hat abgestimmt
Auch in Tengen wird seit 8 Uhr fleißig gewählt. Die rund 3800 Wahlberechtigten sind dazu aufgerufen, einen neuen Bürgermeister für die Randen-Stadt zu wählen. Einer von ihnen ist Noch-Amtsinhaber Marian Schreier.

Der Tengener Bürgermeister tritt bei der Bürgermeisterwahl nach acht Jahren im Rathaus nicht mehr an. Aber wie es sich für einen pflichtbewussten Tengener Bürger gehört, hat er am Sonntag gewählt und seinen Stimmzettel in einem Wahllokal in die Wahlurne geschmissen.
5. März, 8.30 Uhr: Die Abstimmung hat begonnen
Es ist eine besondere Bürgermeisterwahl, die heute in Tengen stattfindet. Acht Jahre nach dem deutlichen Wahlsieg von Marian Schreier geht es nun um seine Nachfolge. Bei seiner Wahl 2015 erreichte der Amtsinhaber im ersten Wahlgang mehr als 70 Prozent der Stimmen bei drei weiteren Kandidaten, die auf den Stimmzetteln standen. In diesem Jahr stehen fünf Namen auf den Stimmzetteln und 3800 Wahlberechtigte sind aufgerufen, ihr Kreuz zu machen.
Einer der Kandidaten, André Schmal, hat allerdings kurz vor der Wahl seine Kandidatur aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Zahlreiche Tengener kritisieren die vier verbliebenen Kandidaten, Sven Müller, Heiko Strauß, Markus Bauermeister und Katja Wosiewicz, als zu wenig kompetent. Ein spannender Wahlsonntag liegt vor der Hegau-Stadt.
3. März: Einordnung kurz vor der Wahl
Redaktionsleiter Stephan Freißmann hält in seinem Standpunkt fest: Offensichtlich gibt es Vorstellungen über die Arbeit eines Bürgermeisters, die mit den Anforderungen der Wirklichkeit nicht zusammenpassen. Und die gibt es auch bei Leuten, die als gestandene Menschen mitten im Leben sind – eine Formulierung, mit der sich ein Kandidat auf dem SÜDKURIER-Podium gegen Kritik verteidigte. Warum die Situation in Tengen verfahren ist.
1. März: Viele Fragen, wenig Antworten auf dem Podium
Es ist ein Abend voll kritischer Stimmen aus dem Publikum, bei dem Sven Müller, Heiko Strauß, Markus Bauermeister und Katja Wosiewicz auf dem Podium der SÜDKURIER-Wahlarena einiges einstecken müssen. Eine Zuschauerin geht gar so weit, den Kandidaten zu attestieren: „Sie sind alle nicht wählbar.“ Warum viele Fragen offen blieben und auch die Tengener sich Kritik stellen müssen, lesen Sie hier.

27. Februar: Eine bemerkenswerte Kandidatenvorstellung
Warum wollen die verbleibenden vier Kandidaten Bürgermeister von Tengen werden? Diese und weitere Fragen stellte das Publikum bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Stadt in der Randenhalle. Die Antworten stimmten in einigen Fällen nicht zufrieden und auch die eigene Vorstellung sorgte für kuriose Momente.

24. Februar: Ein Kandidat zieht sich zurück
André Schmal hat knapp eine Woche vor der Wahl überraschend mitgeteilt, dass er sich aus dem Wahlkampf zurückziehen wird und alle weiteren Termine absagt. Grund seien gesundheitliche Schicksalsschläge im engsten Umfeld. Marian Schreier erklärt als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses: Der Name bleibt auf dem Stimmzettel.
19. Februar: Podium kündigt sich an
Gleich zwei Bürgermeisterwahlen werden am 5. März den Hegau beschäftigen, denn in Tengen wird gleichzeitig gewählt wie in Rielasingen-Worblingen – wenn auch mit mehr Kandidaten zur Auswahl und ohne, dass der Amtsinhaber wieder antritt. Zu beiden Wahlen bietet der SÜDKURIER eine Podiumsdiskussion, bei der sowohl Redakteure als auch Zuschauer den Kandidaten auf den Zahn fühlen werden. Wie man daran teilnehmen kann, steht hier.
Hier finden Sie die Portraits aller Kandidaten:
- Sven Müller (27) ist in Engen-Welschingen aufgewachsen und will sich nun wieder in seiner Heimat einbringen. Aktuell arbeitet er als Prozessoptimierer bei einem Unternehmen mit Sitz bei Rastatt und lebt in der Nähe in Gaggenau. Die Kandidatur als Bürgermeister sieht Müller als „die Herausforderung, die ich jetzt brauche“. Bei einem Wahlkampftermin in Beuren kam er mit möglichen Wählern ins Gespräch.
- André Schmal (46) lebt mit seiner Familie in Hilzingen-Weiterdingen und arbeitet als Diplom-Verwaltungswirt seit 2000 in verschiedenen Bereichen bei der Agentur für Arbeit Konstanz. „Tengen braucht mehr als einen Bewerber“, erklärt er seine Bewerbung. „Mir ist es wichtig, voranzugehen – gut geplant und gut durchgedacht. Ich bin bereit für diese Aufgabe.“ Bei einem Wahlkampftermin in Talheim kam er mit möglichen Wählern ins Gespräch. Doch eine Woche vor der Wahl teilt er mit, dass er aus privaten Gründen aus dem Wahlkampf aussteigt.
- Heiko Strauß (49) lebt mit seiner Familie in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann ist selbstständig und hat nach eigenen Angaben einen Betrieb für Holzbearbeitung. Er habe von fehlenden Bewerber gelesen und sofort zum Telefon gegriffen, um auf dem Tengener Rathaus anzurufen. Schon als 16-Jähriger habe er davon geträumt, Bürgermeister zu werden. Mit Tengen habe er die ländliche Gemeinde dazu gefunden, die er sich vorgestellt habe.

- Markus Bauermeister (33) stammt aus Dresden, ist in Ludwigsburg aufgewachsen und lebt seit 13 Jahren mit Unterbrechungen in Lottstetten. Seit einiger Zeit fahre der Softwareentwickler täglich auf dem Weg zur Arbeit in Singen durch Tengen und sei da zu dem Schluss gekommen: „Die Stadt hat Energie.“ Er sei schon lange politisch aktiv gewesen und möchte nun als neue politische Stimme den Menschen unter die Arme greifen.
- Katja Wosiewicz (45) lebt seit ihrem 17. Lebensjahr am Bodensee und meint, dass sie in Tengen den richtigen Ort mit Menschen gefunden hat, die ähnliche Ziele wie sie hätten. Die ausgebildete Restaurantmanagerin war jahrelang selbstständige Unternehmerin und studiert aktuell Psychologie an der Universität Konstanz. „Ich werde ein Bürgermeister-Azubi sein, aber ich bin lernwillig“, verspricht Wosiewicz.
Februar: Was wünschen sich eigentlich die Leute vor Ort?
- Ortsvorsteher: Mehr als zwei Drittel der knapp 5000 Einwohner Tengens leben in einem Teilort, was wünschen sich die Menschen dort vom neuen Bürgermeister? Die Wünsche reichen von allgemein besserer Zusammenarbeit bis zu konkreter Unterstützung etwa beim Schloss Blumenfeld oder Bürgerhaus.
- Vereine: Bei 80 Vereinen kommen so einige Wünsche zusammen, einige davon werden auf SÜDKURIER-Nachfrage deutlich. Dabei geht es besonders um Räume, ob altes Schulhaus oder marodes Stadion, aber auch um allgemeine Unterstützung, regelmäßigen Austausch – und wärmere Probenräume.
11. Februar: Fachkräftemangel auch bei Bürgermeistern?
Offenbar haben immer weniger Leute Lust, das Amt eines Bürgermeisters zu übernehmen: In Tengen lagen am Freitag vor Ende der Bewerbungsfrist nur zwei Bewerbungen vor, auch anderswo ist die Suche nach geeigneten Bewerbern schwer. Woran das liegt – und warum sich das Amt trotzdem lohnt, erklären drei junge Bürgermeister, die es wissen müssen.

9. Februar: Jetzt stehen alle Kandidaten fest
Bis Montagabend, 6. Februar, konnten sich mögliche künftige Bürgermeister in Tengen bewerben. Nun hat der Gemeindewahlausschuss alle eingegangenen Bewerbungen zugelassen. „Es ist eine schöne Sache, dass es nun fünf Personen gibt, die sich ernsthaft für das Amt interessieren“, so Amtsinhaber Marian Schreier. Das Interesse bei den Bürgern sei hoch.
Februar: Auf einmal sind es fünf Kandidaten
Nach der ersten Bewerbung ging es Schlag auf Schlag: Aus einem Zweikampf wurde ein Dreikampf, bevor auch die vierte und die fünfte Bewerbung eingingen.
Januar 2023: Erst bleiben die Bewerbungen aus
Anfang des Jahres bangten schon die ersten um ihre Bürgermeisterwahl: Was, wenn sich keiner bewirbt? Drei Wochen vor Ende der Bewerbungsfrist hatte noch niemand seine Papiere eingeworfen, daher luden Bürgermeister Marian Schreier und die Fraktionssprecher aller Parteien zum Pressegespräch. Ihre Botschaft: Wir brauchen keine 15 Bewerber, nur den Richtigen“, so Thomas Wezstein (FWV).

Schon wenige Stunden nach Erscheinen des Artikels dann die Überraschung: Sven Müller will Bürgermeister von Tengen werden. Die ersten Reaktionen waren erleichtert – in der Hoffnung, dass sich noch weitere Bewerber melden.
November: Nächster Bürgermeister bekommt mehr Geld
Ein Beschluss des Gemeinderats könnte das kleine Städtchen noch attraktiver für einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin machen: Der Gemeinderat hat die Stelle des Bürgermeisters in die Besoldungsgruppe A 16 eingruppiert, damit liegt das Grundgehalt bei 7889,79 Euro. Der amtierende Bürgermeister verdiente bislang weniger.
August: Gemeinderat beschließt Details zur Wahl
Mit einigen Monaten Vorlauf wurden im August die Details der Bürgermeisterwahl bekannt: Am 18. November sollte die Stelle ausgeschrieben werden, sodass Bewerbungen bis 6. Februar möglich sind. Wahlsonntag ist am 5. März und falls im ersten Wahlgang kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht, findet eine Neuwahl am 19. März statt. Am 20. Mai wird Marian Schreier sein Amt offiziell übergeben.

Januar 2022: Marian Schreier wird nicht nochmal antreten
Die erste Gemeinderatssitzung des neuen Jahres endete mit einer wegweisenden Nachricht: Marian Schreier, vor damals sieben Jahren zum jüngsten Bürgermeister Baden-Württembergs gewählt, sah ein Etappenziel erreicht und werde daher nicht erneut in Tengen antreten. In Tengen habe er nicht nur gelernt, dass man immer Gummistiefel im Auto haben sollte – sondern dass man sich neuen Herausforderungen stellen müsse.