Der Breitbandausbau in Herdwangen-Schönach hinkt dem Zeitplan hinterher, und könnte unvollendet bleiben. Grund ist, dass die Baufirma Mehrkosten in Höhe von mindestens 380.000 Euro geltend macht, die von der Gemeinde übernommen werden müssen.

Abteilungsleiterin der BLS erklärt Situation

In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend erläuterte Jenny Fischer, technische Abteilungsleiterin der Breitbandversorgung Landkreis Sigmaringen (BLS) GmbH, die im Auftrag der BLS-Mitgliedsgemeinde Herdwangen-Schönach, den Breitbandausbau durchführt, einige Hintergründe. Die von der Firma präsentierte Mehrkostenaufstellung ist nach ihren Angaben noch nicht detailliert geprüft.

Baufirma muss finanziell in Vorleistung gehen

Die Gemeinderäte taten sich denn auch sichtlich schwer, über eine Mehrbelastung für den Haushalt zu befinden, ohne deren Ursache zu kennen. BSL-Vertreterin Fischer wies auf die diversen Krisen hin, die auch Tiefbaumaßnahmen verteuerten, wobei die Baufirma derzeit diese Mehrkosten übernehme und in finanziell in Vorleistung gehe. Eine solche Mehrkostendebatte habe es im Gemeinderat schon einmal gegeben, wandte Sandra Reddemann ein, dass derzeit doch Baukosten eher rückläufig seien. „Wenn wir ablehnen, zieht die Baufirma ihre Maschinen ab“, antwortete Bürgermeisterin Alexandra Kipp glasklar auf die Frage von Berthold Baumann.

Zeitliche Verzögerung des Breitbandausbaus hat viele Ursachen

„Jeder hat seinen Beitrag geleistet“, fiel ihre Antwort bezüglich der zeitlichen Verzögerung beim Breitbandausbau eher diplomatisch aus. Eigentlich sollte man im Mai 2023 fertig sein, und aktuell habe man knapp 50 Prozent der Arbeiten erledigt. Die Planungen hätten sich mehrmals verzögert, unter anderem weil Leitungen häufig über Privatgrundstücke verlaufen wären, sodass man umplanen musste. „Ich bin schockiert“, entfuhr es Peter Atzenhofer, der darauf hinwies, dass die Baufirma ein Angebot abgegeben, den Zuschlag erhalten und die Arbeit binnen drei Jahren erledigt haben wollte. Nun müsse man nachforschen, wo die Ursachen für die nachträgliche Kostensteigerungen liegen, forderte Atzenhofer. „Wir können nicht sagen, wer Schuld ist“, erklärte Fischer, wobei Herdwangen-Schönach ein besonderer Fall sei und die Umstände zu dieser Situation geführt hätten.

Andere Kommunen haben keine Probleme

In den anderen Gemeinden, die mit Herdwangen-Schönach jüngst die Landesförderung erhalten haben, gebe es keine Probleme. Bekanntlich war der Zuschussantrag der Kommune zunächst abgelehnt worden, worauf die BLS ein sogenanntes „Cluster“ mit den Gemeinden Eigeltingen, Gammertingen, Herdwangen-Schönach und Veringenstadt gebildet hatte und dieser gemeinsame Antrag war erfolgreich. Letztlich verzichtete Bürgermeisterin Alexandra Kipp auf eine Abstimmung, zumal sich in Bälde der neue Gemeinderat konstituiert. Dann sollen ein Vertreter der Baufirma und der BLS die Ergebnisse der detaillierten Prüfung der Mehrkosten im Gremium vorstellen.

Luftdruckprüfung und Kalibrierung kostet zusätzlich rund 84.000 Euro

Mit 8:3 billigte der Gemeinderat hingegen die Übernahme von Mehrkosten von rund 84.000 Euro, die für die Qualitätssicherung beim Glasfasernetz nötig sind. Um sicherzustellen, dass in eine Leerrohrstruktur später problemlos die Glasfaserkabel eingeblasen werden können, muss zunächst eine Luftdruckprüfung und eine Kalibrierung durchgeführt werden. Diese Prüfungsleistung war bei der Auftragsvergabe an die Baufirma nicht enthalten, wird aber von der BLS als unabdingbar definiert. In mehreren Kommunen habe man Probleme beim Glasfasereinblasen bekommen, und das Auffinden und Reparieren der schadhaften Leitungen sei teuer, nannten die BLS-Vertreter für Mühlingen den Betrag von rund 80.000 Euro. Die dringende Empfehlung der Experten lautete deshalb, den Prüfungsauftrag nachträglich zu erteilen. „Wir müssen in den sauren Apfel beißen“, brachte Manfred Demmer dann die Mehrheitsmeinung auf den Punkt.