Sie haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, länger kontrovers diskutiert und sich dann doch mit ganz knapper Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung entschieden: Die Gemeinderäte von Herdwangen-Schönach stimmten am Dienstagabend einer Erhöhung der Kindergartengebühren zu. Zum 1. September werden die Kosten für die Betreuung im Herdwanger „Kinderland“ und Aftholderberger „Märchenland“ um rund 8,5 Prozent steigen. Nicht erhöht wurden die Essenspreise in den beiden Einrichtungen, da diese bereits zum 1. Januar dieses Jahres angehoben worden waren.
Beiträge bereits im Jahr 2022 erhöht
Zuletzt waren die Kindergartengebühren in der Gemeinde im Juli 2022 für das derzeit laufende Kindergartenjahr erhöht worden, wie Kämmerin Andrea Rothmund erinnerte. Damals habe man die Beiträge sehr moderat angehoben. Mit einer erneuten Erhöhung folge man den Empfehlungen des Städtetags, Gemeindetags und der Leitungen der kirchlichen Fachverbände in Baden-Württemberg, die in einem gemeinsamen Schreiben darauf hingewiesen hatten, dass Eltern und Familien „verschiedentlich bei der Kompensation der gestiegenen Lebenshaltungskosten geholfen wurde“ und die Erhöhung damit „vertretbar“ sei. Damit wird unter anderem auf die im vergangenen Jahr beschlossene Prämie zum Inflationsausgleich angespielt.
Verwaltung argumentiert für die Erhöhung
Die Verwaltung befürworte die Erhöhung, so Kämmerin Rothmund. „Wenn wir die Gebühren jetzt unverändert lassen, dann trifft es die Eltern in den kommenden Jahren umso stärker. Die nächste Generation von Kindergarteneltern müsste das dann ausbaden“, erklärte die Kämmerin. Dieses Argument konnte Gemeinderat Sebastian Blender (Freie Wähler) nachvollziehen: „Ich sehe das auch so, dass wir am Ball bleiben müssen, damit die nachkommenden Familien nicht dann den doppelten Preis zahlen müssen.“
Familien durch Teuerungen belastet
Trotzdem sei es in der aktuellen Lage schwierig für junge Familien, die ständigen Teuerungen zu stemmen. Dass man in der derzeitigen Situation eine solche Erhöhung beschließen solle, sei schon „eine Hausnummer“. Dem stimmte Andrea Rothmund zu, wandte aber ein, dass die Gemeinde als Arbeitgeber die Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst, die auch die Erzieherinnen betreffen, ebenfalls verkraften müsse. „Das ist auch eine Hausnummer“, konterte sie. Dem pflichtete Gemeinderätin Sandra Reddemann (Freie Wähler) bei. Erhöhungen seien immer „blöd“, aber wenn man die gestiegenen Kosten für die Gemeinde sehe, müsse man einen Weg finden, diese aufzufangen.
Springerin für die Kindergärten beschlossen
Andrea Rothmund wies darauf hin, dass das Gremium im Rahmen der Haushaltsplanberatung beschlossen habe, bei der Stellenplanung für die Kindergärten über den Mindestpersonalschlüssel hinauszugehen und künftig eine Mitarbeiterin einzustellen, die als Springerin bei Krankheitsfällen in beiden Einrichtungen eingesetzt werden kann. Damit könne verhindert werden, das Gruppen geschlossen werden müssen, wenn Erzieherinnen ausfallen. „Das sind natürlich auch zusätzliche Personalkosten“, erinnerte die Kämmerin.
Gemeinde soll jungen Familien entgegenkommen
Junge Familien treffe es derzeit besonders stark, wandte Hermann Fetscher (Freie Wähler) ein. Nicht nur die Teuerungen, sondern auch die Zinserhöhungen für das Eigenheim schlagen dabei zu Buche, stellte Fetscher klar. Deshalb regte er an, in diesem Jahr die Kindergartengebühren stabil zu lassen. „Wir können es uns als Gemeinschaft leisten, den jungen Familien entgegenzukommen“, sagte er in seinem engagierten Plädoyer.
Einkommensabhängige Gebühren vorgeschlagen
Fraktionskollege Peter Atzenhofer räumte ein, dass das Gremium keine leichte Aufgabe habe: „Die Entscheidung darüber, die Gebührensätze zu erhöhen, macht jedem Gemeinderat Bauchweh.“ Den anvisierten Prozentsatz von 8,5 Prozent fand er zu hoch. Er schlug vor, langfristig darüber nachzudenken, ob man in der Gemeinde nicht einkommensabhängige Kindergartengebühren einführen sollte. „Für mich wäre es sozial ausgewogen, wenn wir die Gebühren vom Einkommen abhängig machen würden“, sagte er.
Andrea Rothmund bestätigte, dass dies möglich sei, erinnerte aber daran, dass bei einkommensschwachen Familien sowieso die Möglichkeit bestehe, dass das Landratsamt die Kosten für die Kinderbetreuung übernimmt. „In unseren beiden Kindergärten sind es derzeit zwischen acht und zehn Familien, die von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch machen“, ergänzte Verwaltungsmitarbeiter Wolfgang Schmid.
Das Kostenloch muss gefüllt werden
Auch Manfred Demmer (CDU) schloss sich der Meinung an, dass eine 8,5-prozentige Erhöhung zu hoch sei. „Die Familien sind im Moment die Leidtragenden“, sagte Demmer. Deshalb sollte man den Eltern bei den Kindergartengebühren entgegenkommen, plädierte er. Bürgermeisterin Alexandra Kipp zollte der lebhaften Diskussion Lob und zeigte Verständnis für die Bedenken einiger Gemeinderäte, betonte aber, dass es wichtig sei, dass die gestiegenen Kosten für die Gemeinde in der Kinderbetreuung ausgeglichen werden. „Das Kostenloch löst sich nicht in Luft auf“, sagte sie.
Dass man sich von den Empfehlungen des Städtetags immer weiter entfernen würde, wenn man dieses Mal die Gebühren nicht erhöht, gab Erwin Knoll, Ortsvorsteher von Oberndorf, zu bedenken. „Dann wird es später einmal eine ganz gewaltige Erhöhung geben müssen“, blickte er besorgt in die Zukunft. Deshalb halte er es für sinnvoll, die vorgeschlagene Erhöhung der Kinderbetreuungsgebühren jetzt umzusetzen.
Knappes Ergebnis bei der Abstimmung
Ein knappes Ergebnis brachte die Abstimmung nach der lebhaften Diskussion: Fünf der an diesem Abend Stimmberechtigten votierten für die Erhöhung; vier Gemeinderäte waren dagegen und einer enthielt sich. Somit treten die neuen Gebühren zum Start des Kindergartenjahres 2023/2024 am 1. September in Kraft. Zu Beginn des derzeitigen Kindergartenjahres waren die Preise für das Mittagessen der betreuten Mädchen und Jungen erhöht worden. Auch wenn diese nicht kostendeckend sind – im Jahr 2022 ergab sich laut Andrea Rothmund ein Defizit für beide Kindergärten in Höhe von rund 12.000 Euro –, werden diese Preise nicht erneut angehoben.
Die neuen Kosten
Regelkindergarten für Kinder ab drei Jahren:
- Ein Kind aus einer Familie mit einem Kind: 138 Euro (bisher: 127 Euro)
- Ein Kind aus einer Familie mit zwei Kindern unter 18 Jahren: 107 Euro (bisher: 99 Euro)
- Ein Kind aus einer Familie mit drei Kindern unter 18 Jahren: 72 Euro (bisher: 66 Euro)
- Ein Kind aus einer Familie mit vier oder mehr Kindern unter 18 Jahren: 24 Euro (bisher: 22 Euro)
Kinder unter drei Jahren:
- Ein Kind aus einer Familie mit einem Kind: 408 Euro (bisher: 376 Euro
- Ein Kind aus einer Familie mit zwei Kindern unter 18 Jahren: 303 Euro (bisher: 279 Euro)
- Ein Kind aus einer Familie mit drei Kindern unter 18 Jahren: 205 Euro (bisher: 189 Euro)
- Ein Kind aus einer Familie mit vier oder mehr Kindern unter 18 Jahren: 81 Euro (bisher: 75 Euro)