Egal, ob in der Freizeit, bei Blaulichteinsätzen, bei der Hilfe in der Nachbarschaft oder in vielen weiteren Bereichen – es gibt zahlreiche Menschen, die sich ehrenamtlich für das gesellschaftliche Miteinander einsetzen. Sie opfern Zeit, um zu einer besseren Gesellschaft in Herdwangen-Schönach beizutragen, und das auf die unterschiedlichste Art und Weise.

Er ist das soziale Gesicht der Gemeinde

Der 75-jährige Engelbert Sittler sprüht vor Lebensfreude.
Der 75-jährige Engelbert Sittler sprüht vor Lebensfreude. | Bild: Volk, Siegfried

Engelbert Sittler wurde in Unterfranken geboren, wohnt seit fast einem halben Jahrhundert in Herdwangen-Schönach und der 75-Jährige ist mit seinem Namen, Wirken und Tun der Protagonist der „Seniorenarbeit“ in der 3300 Einwohner zählenden Gemeinde. Vor knapp zwei Jahrzehnten beschloss der Gemeinderat, eine Seniorenkonzeption zu entwickeln und der gelernte Holztechniker, der später zum Krankenpfleger umschulte und dann als Lehrer für Pflegeberufe tätig war, erfuhr von dem Beschluss und griff zum Telefonhörer: „Ich habe beim damaligen Bürgermeister Lothar Riebsamen angerufen und meine Mitarbeit angeboten.“ Bei einer Umfrage unter der Bürgerschaft kristallisierte sich der Bedarf einer organisierten Nachbarschaftshilfe heraus – der Beginn des Nachbarschaftshilfevereins „Miteinander-Füreinander“, wobei die Satzung neben der Seniorenbetreuung ausdrücklich auch die Familien und Kinder im Blick hat.

Gründung des Nachbarschaftshilfevereins

Ab Januar 2008 kamen die ersten Aufträge, besonders für die Hilfe im Haushalt für Ältere oder allein lebende Menschen. Auch Fahrdienste mit Begleitung zu Arztbesuchen oder Spaziergänge wurden angeboten. „So nach und nach wurde dieses Projekt zu meinem persönlichen Anliegen.“ Es folgten weitere Aufgaben wie das Kochen für Kindergartenkinder und Grundschüler. Seit 2011 ist der Verein bei der Schülerbetreuung bis hin zur Hausaufgabenhilfe tätig. An Ideen mangelte es Engelbert Sittler nicht und so wurde 2014 eine Betreuungsgruppe für Demente, psychisch und körperlich Erkrankte gegründet. Wöchentlich wird ein Seniorenkaffee angeboten, und drei Mal jährlich Seniorennachmittage. Als „Krönung“ der Seniorenarbeit sieht der agile Mann die Bebauung des Vogler-Areals, wo ab Januar 2025 die Mitglieder einer Wohngemeinschaft mit zwölf Bewohnern vom Nachbarschaftshilfeverein betreut werden sollen.

Buchautor, Macher und Mäzen

Die soziale Einstellung liege in seiner Familie, sagt der sympathische und zugewandte Engelbert Sittler, der hervorhebt, dass nach seiner Überzeugung in der dörflichen Atmosphäre von Herdwangen-Schönach das Soziale und das Miteinander ausgeprägter als in einer Stadt sind. Sittler hat zwei Standardwerke zur „Pflege“ geschrieben, darunter ein Fachbuch zur Medikamentenanwendung bei älteren Menschen, deren Stoffwechsel sich verlangsame. Wenn also ein Senior um 17 Uhr eine Schlaftablette bekomme, sei er um 21 Uhr ausgeschlafen, bevor also die eigentliche Nachtruhe beginne. Engelbert Sittler setzt sich nicht nur mit seiner Person und Schaffenskraft für die Älteren ein, sondern hat auch schon hunderttausende Euro für diese Projekte gespendet. Er will sein Engagement noch weiter erhöhen, macht aber klar, dass alles geklärt ist, dass der „Vogler-Hof“ oder der Verein „Miteinander-Füreinander“ auch ohne ihn gut weiterlaufen.

Er lebt die Feuerwehr

Nikolai Siegelin ist Feuerwehrmann durch und durch.
Nikolai Siegelin ist Feuerwehrmann durch und durch. | Bild: Volk, Siegfried

Nikolai Siegelin: Feuerwehrleute löschen, bergen und retten Leben, oftmals unter Einsatz des eigenen Lebens. Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft. Wer solche Einsätze bewältigen muss, benötigt eine grundsolide Ausbildung und muss für den Feuerwehrdienst quasi „brennen.“ Ein solcher Vollblutfeuerwehrmann ist der 29-Jährige, der als Zehnjähriger in die Jugendfeuerwehr eintrat. Mit 17 Jahren wechselte er in die aktive Wehr und seit 2014 ist er Leiter des Teams, das den Nachwuchs bei der Feuerwehr Herdwangen-Schönach ausbildet. „Es macht viel Spaß“, sagt der studierte Architekt.

Heimat ist ein Weiler in der Natur

Er hat Zimmerer gelernt und ist nach dem Studium als gleichberechtigter Partner in das Architekturbüros seines Vaters Bruno eingestiegen, der auch seit 41 Jahren bei der Feuerwehr aktiv ist. Die Familie wohnt in Waldhof, einem Weiler mit sechs Häusern und neun Einwohnern, hat das großväterliche Elternhaus übernommen und fühlt sich in der idyllischen Naturumgebung sichtlich wohl. Der Weiler, inmitten von Wiesen, Wäldern mitsamt Bach, befindet sich nur wenige hundert Meter vom Feuerwehrgerätehaus zwischen Herdwangen und Kleinschönach. Bei Alarmierungen gehören Sohn und Vater zu den Ersten, die beim Gebäude sind. Die erfolgreiche Arbeit von Nikolai und seinem Team zeigte sich in diesem Jahr, als von 26 Nachwuchskräften mit Vollendung des 17. Lebensjahres ein Dutzend in die Abteilungswehr wechselte.

Engagement für Heimatgemeinde

Trotz der Abgeschiedenheit von Waldhof engagiert sich der 29-Jährige für die Gemeinschaft, die Gesamtgemeinde. „Man sollte sich dort einbringen, wo man lebt“, lautet eine Grundüberzeugung von Nikolai Siegelin sowie: „Man hilft dort, wo eine helfende Hand gebraucht wird.“ Ein solches Engagement fördere die Gemeinschaft, wünscht sich der Waldhofer, dass diese Werte in der gesamten Gesellschaft wieder stärker zum Tragen kommt. Auch beim Förderverein Ramsberg ist er aktiv und, wenn Hilfe gebraucht wird, ist er zur Stelle. Ein Kumpel, der eine Landwirtschaft betreibt, nimmt dieses Angebot gerne in Anspruch, und wenn ein Sturm Hausdächer abgedeckt hat, steigt der Zimmerer hinauf, um die Schäden zu reparieren. Sein Engagement erklärt Nikolai Siegelin mit einem Hinweis auf die Feuerwehr: Man könne doch nicht erwarten, dass das eigene Haus gelöscht werde, aber man selbst untätig bleibe, wenn das Nachbarhaus in Flammen stehe.

Alles, was Sie über diesen Ort wissen müssen

  • Kreis: Sigmaringen
  • Fläche in Hektar: 3651
  • Bevölkerung: 3359
  • Einwohner pro km²: 92
  • Einpendler: 695
  • Auspendler: 1473
  • Altersdurchschnitt: 43,8
  • Bildung: Zwei Grundschulen
  • Mieten pro m² in Euro: 6,62
  • Kaufpreis pro m² in Euro: 3385,2
  • Bautätigkeiten: Aktuell gibt es keine Bauplätze, aber ein Baugebiet in Großschönach soll realisiert werden. Das Thema „Ausweisung von Baugebieten“ beschäftigt die Einwohner der Gemeinde seit Jahren und vor allem junge Familien sind vergeblich auf der Suche nach einem Bauplatz.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: nein
  • Nahversorgung: Dorfladen, Bäckerei
  • Schwimmbäder: nein
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: Nein. Aber im Januar 2025 soll der Vogler-Hof offiziell eröffnet werden.
  • Hausärzte: 2
  • Kitaplätze: 172 Kindergartenplätze für Kinder über drei Jahren inklusive Waldorfkindergarten. Dazu noch 40 Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren, davon 15 Ganztagesplätze.
  • Besonderheit: In diesem Jahr feiert Herdwangen-Schönach offiziell das „50-jährige Gemeindejubiläum“. Bei der großen Kreisreform 1974 wurde aus den drei ehemaligen Gemeinden Herdwangen, Großschönach und Oberndorf die neue Kommune Herdwangen-Schönach gebildet. Sie umfasst 35 Quadratkilometer und zählt rund 3300 Einwohner. Gefeiert wird das Jubiläum ganztägig am 15. September. Dazu ist unter anderem ein „Erlebnispfad“ mit 20 Stationen geplant, an denen das Wissen um die Gemeinde gefragt ist.