Gute Nachrichten bezüglich des Trinkwassers in der Gemeinde Herdwangen-Schönach hatte Harald Volk, Abteilungsleiter des Netzbetriebs Wasser der Regionalnetze Linzgau, für die Gemeinderäte bei der jüngsten Sitzung in der Bundschuhhalle. „Sämtliche Trinkwasserproben, die wir im Gebiet der Gemeinde gezogen haben, waren ohne Beanstandungen“, verkündete Volk. Das Trinkwasser habe eine gute Qualität, versicherte er.
Kein eigener Wassermeister mehr
Im Juni vergangenen Jahres musste das Gremium mit Bedauern zu Kenntnis nehmen, dass es künftig keinen eigenen Wassermeister mehr für die Gemeinde geben werde. Der damalige Wassermeister Udo Klaiber nahm im August seinen Hut und obwohl die Verwaltung die Stelle in zahlreichen Kanälen ausgeschrieben hatte, hatten sich lediglich drei Anwärter auf den Posten beworben, die allesamt nicht die rechtlich erforderliche Qualifikation aufwiesen, um eine Wasserversorgungseinrichtung wie in der Gemeinde Herdwangen-Schönach zu betreiben.

Bürgermeister Ralph Gerster hatte damals geschildert, dass die Anforderungen an einen Wassermeister in den vergangenen Jahren stark angestiegen seien. Für einen einzelnen Mitarbeiter sei es kaum möglich, die zahlreichen Aufgaben alleine dauerhaft zu meistern. Deshalb entschied sich das Gremium im vergangenen Jahr dafür, die Betriebsführung künftig an die Regionalnetze Linzgau zu übertragen. Zu diesem Zweck wurde ein Betriebsführungsvertrag abgeschlossen.
Vertrag läuft zunächst drei Jahre
Dieser sieht vor, dass die Betriebsführung über eine Laufzeit von drei Jahren übernommen wird. „Alle Leitungen und Hochbehälter gehören weiterhin der Gemeinde. Der Gemeinderat ist beteiligt, wenn es um wichtige Entscheidungen darüber geht, wie die Wasserversorgung in Herdwangen-Schönach auszusehen hat“, stellte Ralph Gerster beim Abschluss des Vertrages klar.
Jetzt ist das erste Dreivierteljahr vergangen, seit die Regionalnetze Linzgau die Betriebsführung übernommen haben. Deshalb war Harald Volk zur Sitzung nach Herdwangen gekommen, um eine erste – durchwegs positive – Bilanz zu ziehen. „Bei uns werden jährlich rund 300 Einzelproben des Trinkwassers gezogen“, erläuterte der Abteilungsleiter. Alle Proben in Herdwangen-Schönach waren ohne Beanstandungen.
Nitratbelastung bei Stockbrunnen II relativ hoch
Ein Problem gab es dennoch: Beim Messen der Nitratbelastung wurde bei der Quelle Stockbrunnen II noch im vergangenen Jahr ein Wert von 34 Milligramm pro Liter festgestellt. „Damit wurde die Quelle zum Problemgebiet hochgestuft“, berichtete Volk. Inzwischen sei der Wert wieder gesunken und habe im April bereits bei 29 Milligramm pro Liter gelegen. An anderen Messstellen in der Gemeinde lagen die Nitratwerte deutlich niedriger: Laut Harald Volk wurden am Ramsberger Tobel und in Ebratsweiler zwölf Milligramm pro Liter gemessen.
Nitrat dauerhaft in den Griff bekommen
Der EU-weit zulässige Grenzwert beträgt 50 Milligramm pro Liter. Die Nitratbelastung kommt überwiegend durch Düngung in der Landwirtschaft zustande. „Wir müssen schauen, dass wir das Nitrat dauerhaft in den Griff bekommen“, meinte Volk.

Überprüft hat das Regionalnetze-Team auch die Be- und Entlüftungsventile. Hier wurden acht Ventile, die verrostet und defekt waren, ausgewechselt. „Um eine Verkeimung des Wassers zu vermeiden, mussten wir die Ventile ersetzen“, schilderte der Abteilungsleiter. Die tägliche Fördermenge im gesamten Gemeindegebiet Herdwangen-Schönach beziffert Harald Volk auf 500 Kubikmeter Wasser. Überprüft haben die Fachleute auch den Wasserverlust. „Dieser liegt bei sechs bis acht Prozent. Das ist für eine Gemeinde dieser Größe und das vorhandene Netz ein guter Wert“, freute sich Volk.
Endstränge werden gespült
Nachdem alle Hochbehälter und Quellschächte Anfang dieses Jahres gereinigt und desinfiziert worden sind, werden nun in den kommenden Wochen die kompletten Endstränge in der Gemeinde gespült, damit das Wasser weiterhin in Top-Qualität beim Verbraucher ankommt. Harald Volk weist darauf hin, dass es bei dieser Spülung zu einer leichten Trübung des Wassers kommen kann, wenn zuhause der Wasserhahn aufgedreht wird.
Trübung ist unbedenklich
Dies habe keinen Einfluss auf die Qualität des Wassers und sei unbedenklich. Neben den Spülungen sind die Regionalnetze noch dabei, die Trinkwasserleitungen für die Erweiterung des Gewerbegebiets „Im Branden“ zu schaffen, wie der Abteilungsleiter berichtete.
Quellen verlieren an Leistung
Was die Experten noch klären müssen, ist die Tatsache, dass die Quellen in Herdwangen-Schönach an Leistung verlieren. So wurde laut Volk am Ramsberger Tobel im vergangenen eine Förderleistung von 4,7 Liter Wasser pro Sekunde gemessen, jetzt seien es nur noch 3,5 Liter pro Sekunde. Dies sei wohl der Reinigung der Quellstränge und auch dem Wetter geschuldet, müsse aber beobachtet und weiter analysiert werden.
Herausforderungen durch Wetterentwicklung
Das Stichwort „Wetter“ griff Bürgermeister Ralph Gerster auf und stellte die Frage in den Raum, wie die Wasserversorgung wohl in Zukunft aussehen werde, wenn sich das Wetter weiter so entwickelt, wie dies zurzeit der Fall ist. Winter mit wenig Schnee und trockene Frühjahre, dazu Starkregenereignisse, bei denen das Wasser so schnell vom Himmel komme, dass es nicht sofort versickern kann – diese Herausforderungen gelte es zu meistern.
Trinkwasser
In Baden-Württemberg beträgt der tägliche Wasserverbrauch im Haushalt pro Kopf durchschnittlich 119 Liter. Für die Reinheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit des Trinkwassers sind die Wasserversorgungsunternehmen und Inhaber von Wasserversorgungsanlagen verantwortlich. Die Wasserversorgung basiert auf kommunaler Versorgung, überregionalen Fernwasserversorgungen und für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung (0,4 Prozent), vor allem in den ländlichen Regionen von Schwarzwald und Oberschwaben, dezentralen kleinen Wasserwerken und Eigenwasserversorgungen. Etwa die Hälfte wird aus Grundwasser gewonnen, knapp 30 Prozent aus Oberflächenwasser, der Rest vor allem aus Quellwasser. Die 38 Gesundheitsämter der Land- und Stadtkreise sowie das Landesgesundheitsamt beraten die Wasserversorger und überwachen im Rahmen der amtlichen Trinkwasserüberwachung die Einhaltung der strengen Qualitätsstandards durch die Unternehmen.
Quelle: Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, htpps://mlr.baden-wuerttemberg.de