Eine kontroverse Diskussion entspann sich bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Hauptthema war die geplante Gemeinschaftseinrichtung des Seniorenzentrums auf dem Vogler-Areal in Herdwangen. Einig war sich das Gremium zunächst noch darin, bei den explodierten Baukosten im Voranschlag den Rotstift anzusetzen. Darüber, welche Dachform das Gebäude bekommen soll, entbrannte jedoch eine Debatte. Nach einigem Hin und Her entschied sich die Mehrheit der Räte schließlich für das umstrittene polygonale Dach, das von den Planern Helmut Hagmüller und Roland Groß zuvor bereits im Sachvortrag favorisiert worden war.

Die Planung stammt noch von 2018

Anfang Juli war der lang ersehnte Spatenstich für das Seniorenzentrum auf dem Vogler-Areal in Herdwangen erfolgt. Wesentlicher Bestandteil ist der Bau einer Seniorenwohnanlage mit Gemeinschaftseinrichtung, ambulanter Hausgemeinschaft mit zwölf Zimmern und Wohnformen für Jung und Alt. Für die Gemeinschaftseinrichtung waren bei der Planung und Antragstellung für Fördermittel im Jahr 2018 Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro angesetzt worden. Aufgrund der Pandemie und der im Zuge der Ukraine-Krise steigenden Energiepreise seien diese Kosten nun explodiert, wie Bürgermeister Ralph Gerster schilderte. Statt 1,5 Millionen Euro sollte der Bau nun stolze 2,5 Millionen Euro verschlingen.

Gemeinderat zieht Reißleine

„Der Gemeinderat hat sich aufgrund dieser erheblichen Kostensteigerung dazu entschieden, die Reißleine zu ziehen“, erläuterte Gerster. Die Planung sollte deutlich abgespeckt werden. „Unsere Aufgabe war es, radikal zu sparen“, sagte Architekt Helmut Hagmüller. Einfach nur einige Details wegzulassen hätte nicht ausgereicht, um die ursprünglich angepeilten 1,5 Millionen Euro Baukosten wieder zu erreichen.

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Heftiger Einschnitt: Gebäude wird kein zweites Stockwerk haben

Ursprünglich war ein zweites Stockwerk in der Gemeinschaftseinrichtung vorgesehen, in dem noch ein zweiter, kleinerer Saal Platz haben sollte. Nun soll das Gebäude einstöckig werden – untergebracht werden ein Saal mit einer Fläche von rund 90 Quadratmetern sowie eine kleine Küche, ein Lager- sowie ein Technikraum. Es wird ein Foyer geben, das deutlich kleiner ausfällt als in der Ursprungsplanung. Das Büro für die Nachbarschaftshilfe Miteinander – Füreinander ist ebenso eingeplant. Das Bauvolumen ist jetzt mit 1350 Kubikmetern ein Drittel geringer als zuvor. Damit soll erreicht werden, dass die ursprünglich angedachten 1,5 Millionen Euro doch eingehalten werden. Helmut Hagmüller ist zuversichtlich, dass dies auch gelingt. „Weniger ist mehr, lautet das Motto“, fasste sein Kollege Roland Groß zusammen.

Dach verändert sich

Angesichts der Energiekrise warb Groß für ein polygonales Dach, auf dem man ideal Solarzellen einer Photovoltaikanlage anbringen kann. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Art von Pultdach, bei dem eine schräg geneigte Dachfläche auf einem rechteckigen Kubus sitzt. Ursprünglich war das Gebäude in der Vorplanung mit einem steilen Satteldach versehen. Für den Architekten punktet das polygonale Dach auch mit seinem Aussehen. „Die Form eines Gebäudes folgt der Funktion“, sagte er und auf das rechteckige Gebäude, „das in Richtung Quadrat unterwegs ist“, so Groß passe das polygonale Dach durch seine Einfachheit gut.

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Gemeinderäte diskutieren über Dachgestaltung

Dieser Argumentation konnte Gemeinderat Robert Streicher (CDU) nicht folgen. Er appellierte vehement für ein Satteldach, die andere Variante bezeichnete er als „verschobenes Pultdach“ und „Stilbruch“, der nicht in die Ortsmitte von Herdwangen passe. Streicher warf den Befürwortern vor, den zur Gestaltung ausgelobten Wettbewerb mit dieser Änderung „über den Haufen zu werfen“. „In der Ortsmitte hat so ein flaches Dach nichts zu suchen“, argumentierte Fraktionskollege Frieder Kammerer in dieselbe Richtung. Und auch Gemeinderat Gerhard Braun (CDU) präsentierte sich als vehementer Gegner der polygonalen Lösung. „Wenn das Gebäude ein solches Pultdach bekommt, dann sieht es aus wie eine Maschinenhalle. Dann ist das quadratisch, praktisch, gut, aber für das Auge nicht schön.“

Der Voglerhof soll als Seniorenzentrum in der Ortsmitte von Herdwangen gebaut werden.
Der Voglerhof soll als Seniorenzentrum in der Ortsmitte von Herdwangen gebaut werden. | Bild: Johanson, Kirsten

Bauantrag wird neu eingereicht: Mehrheit stimmt für neues Dach

Für Peter Atzenhofer (Freie Wähler) hingegen ist das polygonale Dach „eine schlüssige Lösung. Die nächste Generation fragt nicht, ob wir ein schönes Dach gebaut haben, sondern, wie es energetisch am besten funktioniert!“ Auch Erwin Knoll verwies auf dessen Zweckmäßigkeit. Er habe schon mit Interessenten gesprochen, die sich eine Wohnung in den geplanten Gebäuden des Seniorenzentrums kaufen wollen. „Sie wollen auch was vom Ortsgeschehen mitbekommen“, führte er an, bei einem höheren Satteldach wäre die Sicht zum Ortskern verbaut. Am Ende sieben Stimmen für das polygonale Dach, drei Gegenstimmen und eine Enthaltung. Jetzt gilt es für die Planer, möglichst schnell einen Bauantrag einzureichen, da in Hinblick auf die Fördergelder Eile geboten sei, so Gerster.