Einen besonderen Sommerempfang erlebten rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Schulen sowie „Special Guests“. Landrätin Stefanie Bürkle verzichtete auf eine Rück- und Vorschau von Aktivitäten im Kreis Sigmaringen und richtete den Blick auf das Weltgeschehen, gesellschaftliche Entwicklungen und formulierte wichtige Zukunftsfragen. Der lang anhaltende Beifall nach ihren nachdenklich-kritischen Reflexionen zeigte, dass die Kreischefin einen Nerv getroffen hatte.
Parallelen zwischen Bauernkrieg und der Gegenwart
Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war die enorme Resonanz auf die Veranstaltungen, die an den Bauernkrieg vor 500 Jahren erinnern. „Sind es die Parallelen von damals zu heute, die wir verspüren?“, stellte Stefanie Bürkle als Frage in den Raum und gab die Antwort: „Ja. Es gibt die Parallelen. Heute, wie damals, leben wir in einer Umbruchszeit.“

Klimaveränderungen, die Migrationsbewegungen auslösten, wirtschaftlicher Länderegoismus a la „America First“, Fake News oder Künstliche Intelligenz, nannte Bürkle beispielhaft. Und die nachlassende Bindungswirkung der Kirchen habe die gesellschaftliche Wirkung, dass der Mensch sich selbst als Mittelpunkt des Universums sehe und Egoismus über den Gemeinsinn stelle.
Freiheit muss erkämpft werden
Aber im Gegensatz zur Gesellschaftsordnung, die vor 500 Jahren zum Aufstand der Bauern führte, seien die Menschen in Deutschland, Europa und der westlichen Welt nicht einem Regime von Willkür und Unterdrückung ausgeliefert, sondern lebten in einer rechtsstaatlichen Ordnung, die die Würde des Menschen und zentrale Menschenrechte garantierte.
Aber diese Freiheit sei nicht selbstverständlich, sondern müsse erkämpft werden, mahnte Bürkle und erinnerte an die Bauern, die damals für Freiheitsrechte gekämpft hätten. Den aktuellen Klagen in Deutschland über vermeintliche Schwierigkeiten stellte die Landrätin die Frage entgegen: „Hätten die Bauern vor 500 Jahren dies wirklich als existenzielle Probleme gesehen?“ Die Verteidigung der Freiheit erfordert nach Überzeugung von Bürkle Mut, den sie vom Einzelnen einfordert, denn nur dann könne man die Zukunft selbst gestalten: „Dazu müssen wir unsere Bequemlichkeit überwinden und aktiv werden.“
Landrätin fordert Eigeninitiative der Bürger
Ein Staat müsse den Bürger selbst in die Verantwortung nehmen, Eigeninitiative fördern und ihn nicht durch Regulierung hemmen, forderte den Abbau von Bürokratie: „Ein starker Staat muss ein schlanker Staat sein.“
Der Bürokratieabbau setze den mündigen Bürger voraus, der beispielsweise bei Nachbarschaftsstreitigkeiten das persönliche Gespräch und nicht den Gang zum Gericht sucht: „Wir müssen uns wieder und wieder auf den Weg machen, Kompromisse zu suchen.“
Mehr Geld für Verteidigung und weniger Geld für andere Bereiche
Ein letzter Gedanke galt den weltpolitischen Krisenherden, und für Stefanie Bürkle ist klar, dass sich das Land nach außen wehrhaft machen müsse. Wenn mehr Geld für die Verteidigung der Freiheit ausgegeben werde, stehe aber für andere Themenfelder zwangsläufig weniger Geld zur Verfügung, was zu Verteilungskämpfen führe, an denen die Ampelregierung letztlich gescheitert sei. Angesichts der Herausforderungen einer komplexer werdenden Welt suchten eine „stattliche Anzahl“ der Menschen nach einfachen Antworten, klaren Vorgaben und einem Machtwort, erinnerte die Landrätin an die Ergebnisse der Europawahl. Wohin es führe, wenn nur noch einer das Sagen habe, zeige sich in Russland, China oder auch in Ansätzen in den USA. Als Richtschnur für politisches Handeln zitierte Bürkle zuletzt die große Denkerin Hannah Arendt: „Der Sinn von Politik ist Freiheit.“
Theatergruppe zeigt Szene
Dass Krieg und Frieden, Herrschaft und Knechtschaft, Freiheit und Unterdrückung die Menschheitsgeschichte bewegt, wurde im Anschluss von der Theatergruppe Illmensee eindrucksvoll gezeigt. Die Gruppe hatte unter Regie von Jörg Ehni zur Erinnerung an den Bauernkrieg das Stück „Freiheit – Allzeit“ einstudiert und in der Drei-Seen-Halle mehrfach aufgeführt.