Die Sonne brutzelt auf den Segelclub in Bodman herab. Der hat an diesem Tag besondere Gäste: Soldaten der Bundeswehr. Genauer gesagt die Einheit Ausbildungszentrum Spezielle Operationen. Einmal jährlich übt die Einheit den Sprung aus einem Flugzeug in den Bodensee. „Die Besonderheit des sogenannten Wassersprungs ist, dass wir ein Notverfahren trainieren“, sagt Kommandeur Oberst Christian Schoebel. Er ist als Erster aus der Maschine gesprungen.

Kommandeur Oberst Christian Schoebel springt als Erster aus dem Airbus.
Kommandeur Oberst Christian Schoebel springt als Erster aus dem Airbus. | Bild: Sandra Bonitz

Üblicherweise landen die Soldaten an Land und üben dort schnellstmöglich nach der Landung den eigentlichen Auftrag aus, sagt der Kommandeur. Bei dieser Übung gehe die Bundeswehr aber von der Notsituation aus, dass die Soldaten ungeplant über Wasser ein Flugzeug verlassen müssen. Auch die erforderlichen Handlungen, um die Ausrüstung abzulegen, würden dabei trainiert werden, erklärt Oberst Christian Schoebel.

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„Es ist auch ein Zeichen, was wir damit setzen wollen“, sagt der Kommandeur. „Auch für die Gesellschaft. Wir sind da und wir üben. Auch jetzt schon Dinge, die sicherlich auch mit Gefahr verbunden sind. Aber wir sind auch bereit, diese Gefahr zu tragen und uns bestmöglich auf einen möglichen Einsatzfall vorzubereiten.“

Einmal im Jahr findet die Übung statt

Für die Übung sind 150 Springer angemeldet, so Hauptmann Frank Moser. Er ist für die Pressearbeit in Bodman zuständig. Die Springer tragen eine Schwimmweste und einen Helm. Sie haben kein zusätzliches Gepäck dabei, sondern tragen ansonsten nur ihre Uniform.

Hauptmann Frank Moser war während der Übung für die Pressearbeit in Bodman zuständig.
Hauptmann Frank Moser war während der Übung für die Pressearbeit in Bodman zuständig. | Bild: Sandra Bonitz

Einmal im Jahr wird der Wassersprung von der Einheit Ausbildungszentrum Spezielle Operationen geübt. „Der Wassersprung ist nicht Pflicht in der Fallschirmsprungausbildung, sondern wird dann erst später in der Truppe als Übung gestellt“, sagt Frank Moser. Auch andere Einheiten würden das Notverfahren üben. Insgesamt gebe es aber wenige Übungen in Deutschland. „Wenn es mal fünf gibt, ist das schon viel“, so der Hauptmann.

Sprung aus 400 Metern Höhe

Der Airbus A400M, ein neuer Militärtransporter, startet in Friedrichshafen. In ihm sitzen je 72 Soldaten. Bei jedem Anflug springen sechs von ihnen nacheinander aus der Maschine. Die Höhe beträgt dabei etwa 400 Meter.

Der neue Militärtransporter, ein Airbus A400M, bringt jeweils 72 Soldaten von Friedrichshafen nach Bodman.
Der neue Militärtransporter, ein Airbus A400M, bringt jeweils 72 Soldaten von Friedrichshafen nach Bodman. | Bild: Sandra Bonitz

Danach dreht der Airbus eine weitere Runde, bis die nächsten sechs Springer auf dem Weg in den Bodensee sind. Die sogenannte Absetzungsgeschwindigkeit, also die Geschwindigkeit, bei der die Soldaten aus dem Airbus springen, beträgt ganze 240 Kilometer pro Stunde.

In einer Höhe von 400 Metern setzen sich die Springer ab.
In einer Höhe von 400 Metern setzen sich die Springer ab. | Bild: Sandra Bonitz

Zwölf Anflüge gibt es also, bis die 72 Springer aus dem Airbus heraus und im Bodensee gelandet sind. Zwischen den Anflügen liegen etwa acht Minuten. Sobald die Maschine leer ist, macht sie sich wieder auf den Weg nach Friedrichshafen, um die nächsten 72 Springer aufzunehmen.

Diese drei Springer landen in wenigen Sekunden nach und nach im kühlen Bodensee.
Diese drei Springer landen in wenigen Sekunden nach und nach im kühlen Bodensee. | Bild: Sandra Bonitz
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Viel zu beachten für die Soldaten

Wassersprungübung der Bundeswehr Video: Sandra Bonitz

Vor der Übung gab es außerdem eine verpflichtende Schulung, wie Frank Moser erzählt. Denn die Gurte des Fallschirms müssen in einer bestimmten Reihenfolge gelöst werden. „In der falschen wäre schlecht, dann fliegt er unten raus. Und das muss geübt werden“, so der Hauptmann. Bei Wassereintritt löst sich der Springer schließlich aus seinem Gurt und hat den Fallschirm nur noch am Arm.

So landen die Springer im Wasser. Bei der Landung lösen sie den Fallschirm.
So landen die Springer im Wasser. Bei der Landung lösen sie den Fallschirm. | Bild: Sandra Bonitz

Insgesamt zwölf Boote der Bundeswehr sind im Einsatz, sodass diese abwechselnd die Springer aufnehmen und zurück an Land fahren können. Die Landezone ist drei Kilometer groß und damit großzügig bemessen, erklärt Hauptmann Frank Moser. „Denn die Schifffahrt ist nicht gesperrt. Wenn wir jetzt einen Segler haben, der in der Landezone steht, kam es auch schon vor, dass Springer auf einem Boot gelandet sind.“ Und das sei auch ganz schön gefährlich.

Noch vor dem Absetzen der ersten Springer warten die Boote der Bundeswehr schon auf die Soldaten, die gleich aus der Luft im Wasser landen.
Noch vor dem Absetzen der ersten Springer warten die Boote der Bundeswehr schon auf die Soldaten, die gleich aus der Luft im Wasser landen. | Bild: Sandra Bonitz

Geht alles glatt, steht für jeden Springer ein Rettungsboot bereit. Darin befinden sich je drei Personen: ein Fahrer, ein sogenannter Berger und ein Rettungsschwimmer. „Jedes Boot weiß, ob es Boot eins bis sechs ist. Boot eins ist der erste Springer, Boot zwei der zweite Springer. Das ist durchorganisiert“, erklärt Frank Moser.

Denn es müsse nicht sein, dass der erste Springer auch als Erster im Wasser ist. So wissen die Boote aber, zu welchem Springer sie gehören. Sobald ein Boot zwei Springer aufgenommen hat, fahren sie zurück an den Steg des Segelclubs. „Dann wird angelandet und der nasse Fallschirm abgelegt“, sagt der Hauptmann.

Hat ein Boot zwei Soldaten aufgenommen, bringt es diese an das Ufer zurück. Dort legen die Soldaten ihre nassen Fallschirme ab.
Hat ein Boot zwei Soldaten aufgenommen, bringt es diese an das Ufer zurück. Dort legen die Soldaten ihre nassen Fallschirme ab. | Bild: Sandra Bonitz
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