Hunderte Menschen, die sich täglich mit Corona infizieren und hunderte Betroffene, die aus der Quarantäne entlassen werden – das Infektionsgeschehen im Landkreis Sigmaringen ist extrem sprunghaft und die 7-Tage-Inzidenz hat die 3000er-Grenze überschritten. Mittlerweile hat sich im Landkreis jeder dritte Kreisbewohner infiziert, wobei die Verläufe bei der dominierenden Omikronvariante mehrheitlich milde waren. Dennoch hat sich die Zahl der Todesopfer auf 147 erhöht und das Pandemiegeschehen spiegelt sich auch in der Belegung der zentralen Corona-Station im Krankenhaus Sigmaringen wider, wo zuletzt 38 Patienten behandelt wurden. Zudem lagen drei Corona-Infizierte auf der Intensivstation.
Weitere Station mit zwölf Betten könnte eröffnet werden
„Unsere Bettenkapazität wurde bereits auf 42 Betten erhöht und ist trotz der hohen Inzidenzen weiterhin ausreichend“, lautet die beruhigende Aussage von Professor Georg von Boyen, langjähriger Ärztlicher Direktor der SRH Klinik und Leiter des Corona-Stabes, auf eine Anfrage des SÜDKURIER. Sollten noch mehr Corona-Patienten behandelt werden müsse, könnte eine weitere Station mit zwölf Betten eröffnet werden. Der Mediziner ergänzt, dass man der Kapazität von 42 Betten die Omikronwelle versorgen könne.
Mehrzahl der Patienten ist über 70 Jahre alt
Der Großteil der Corona-Patienten ist nach seinen Angaben älter als 70 Jahre und leidet unter Fieber, Abgeschlagenheit, pulmonalen Symptomen oder Halsschmerzen. Aufgrund von Corona müssen im Krankenhaus wie in den vergangenen Monaten wieder vereinzelt geplante Operationen verschoben werden, so Professor von Boyen, wobei es sich um beispielsweise um Gelenkprothesen oder ähnliche Eingriffe handelt.
Personalausfälle sorgen für hohe Arbeitsbelastung bei Klinikbeschäftigten
„Es ist eine angespannte Situation, aber weiterhin zu bewältigen“, ergänzt von Boyen, dass auch das Krankenhaus aufgrund der hohen Inzidenzen viele Ausfälle des Klinikpersonals zu verkraften habe, was die Arbeitslast weiterhin sehr hochhalte. „Die Intensivstation ist in der Omikronwelle erfreulicherweise, wie erwartet, weniger mit Covid-19 Patienten belastet.“
Warum haben ländliche Regionen so hohe Infiziertenzahlen?
Auffallend ist, dass in Baden-Württemberg ländlich strukturierte Regionen bei der 7-Tage-Inzidenz enorm hohe Zahlen aufweisen. Der Schwarzwald-Baar-Kreis, Zollernalbkreis oder Landkreis Sigmaringen belegen in der Rangliste seit Wochen die vorderen Plätze, obwohl man vermuten könnte, dass Ballungsgebiete größere Ansteckungsrisiken haben. Auf eine entsprechende Anfrage des SÜDKURIER beim Sozialministerium Stuttgart, erklärt Pressesprecher Florian Mader, dass das Infektionsgeschehen in allen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg nach wie vor hoch sei. Gründe für die Steigerung der Fallzahlen können nach Einschätzung des Landesgesundheitsamtes unter anderem die Lockerungsschritte der vergangenen Wochen, die Fasnetsferien und die damit verbundenen gestiegenen Mobilität und Kontaktfreudigkeit der Bevölkerung sowie der zunehmende Anteil an Infektionen mit der Omikronvariante der Sublinie B.A.2 sein. Um einen weiteren Anstieg der Fallzahlen im Rahmen der geplanten Öffnungsschritte ab 20. März zu verhindern, müssten Schutzmaßnahmen eingehalten werden und auch die Impfung sei nach wie vor wichtig, um das Infektionsgeschehen bestmöglich einzudämmen und zu kontrollieren.