Rund 3000 Frauen und Männer sind ehrenamtlich in den Feuerwehren der Kreisgemeinden für die Bevölkerung im Einsatz. Und die Aufgabenfülle erhöht sich stetig. Neben Bränden, Unfällen, Rettung von Menschenleben bis hin zu technischer Hilfeleistung spiele Einsätze im Rahmen des Katastrophenschutzes eine immer größere Rolle.
Krisenhafte Situationen treten häufiger ein
Die Zahl krisenhafter Situationen wie Starkregen oder Hochwasser als Folge des Klimawandels nehmen stetig zu. Herausforderungen, wie das Pfingsthochwasser 2024, werden immer komplexer und machen vor Gemeinde- und Landkreisgrenzen nicht Halt. Die Feuerwehr muss ihre Strukturen entsprechend anpassen. Im Kreis Sigmaringen treibt der seit zwei Jahren im Amt befindliche Kreisbrandmeister Michael Reitter mit seinen Kollegen vom Kreisfeuerwehrverband die Zentralisierung der Organisation voran. Neu eingerichtet wurde im Frühjahr 2024 der Führungsstab, der seine Bewährungsprobe beim Pfingsthochwasser erfolgreich bestand.
Digitalisierung schreitet voran
So können sich Einsatzkräfte in Echtzeit über Lagen informieren. Bei einem Pressegespräch erläuterten Reitter und Verbandsvorsitzender Friedrich Sauter das Vorgehen an einigen Beispielen. Wenn es Starkregenereignisse gibt, haben die Feuerwehren exakte Informationen über die Pegelstände von Bächen und Flüssen und können dank Simulationsmodellen die Entwicklung von potenziell hochwassergefährdeten Flächen einordnen und die Einsatzkräfte entsprechend gruppieren. Dieses so genannte Starkregenrisikomanagement ist eine Aufgabe der Kommunen. „Wir wollen vor die Lage kommen“, bringt es Adrian Schiefer, zuständiger Umweltdezernent beim Landratsamt auf den Punkt.
Überörtliche Zusammenarbeit wird immer wichtiger
Die überörtliche Zusammenarbeit der Wehren in der Region Bodensee-Oberschwaben ist für Kreisbrandmeister Reitter enorm wichtig. Bekanntlich betreiben die drei Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis eine gemeinsame Rettungsleitstelle, die in Weingarten angesiedelt ist, wobei es in Sigmaringen und Friedrichshafen als Backup zwei Reserveleitstellen gibt.
Und erstmals fand eine Regionalkonferenz aller Feuerwehren der drei Landkreise statt. Das Krisenmanagement erfordert nach Überzeugung von Reitter und Sauter eine moderne Sicherheitsarchitektur, wobei die Vernetzung der Einsatzkräfte entscheidend ist.
Stromausfall, Schweinepest und Weltraumschrott
Ihr Blick reicht aber weiter – vom flächendeckenden Stromausfall, afrikanischer Schweinepest, Flüchtlingsströmen bis hin zu Weltraumschrott. Erstmals in seiner 30-jährigen aktiven Feuerwehrlaufbahn musste sich Michael Reitter vergangenes Jahr mit dem Problem abstürzender Schrottteile aus dem Weltraum beschäftigen. „Wir müssen alles denken“, ergänzt Dezernatsleiter Schiefer. Im Prinzip gehe es darum, dass die Feuerwehren im Eventualfall die Grundbedürfnisse der Menschen ermöglichen und deshalb müsse man die entsprechenden Pläne entwickeln und in der Schublade haben.
Kreisbrandmeister bescheinigt Wehren ein hohes Niveau
Auf die SÜDKURIER-Frage, ob angesichts steigender Einsatzszenarien, die quantitative und qualitative Manpower der Feuerwehren im Kreis ausreicht, gibt es vom Kreisbrandmeister die klare Aussage: „Die Feuerwehren im Landkreis haben qualitativ ein hohes Niveau.“ Verbandschef Friedrich Sauter ergänzt, dass es in keiner Kommune einen Personalmangel gibt. Problematisch sei die Tagesbereitschaft, da viele Aktive auswärts arbeiten und beim Einsatz in der Heimatgemeinde nicht oder verspätet zur Verfügung stünden. Aber hier greife die interkommunale Unterstützung. Kopfzerbrechen bereitet dem Duo die langen Lieferzeiten bei Feuerwehrautos sowie die Fahrzeugkosten, die sich binnen fünf Jahren um bis zu 80 Prozent erhöht haben.