Vor Ort seien Spuren gesichert worden und es seien Kadaver mitgenommen worden, die derzeit gentechnisch untersucht würden, um absolute Sicherheit zu erlangen, dass es sich bei dem Angreifertier um einen Luchs gehandelt hat. Auf SÜDKURIER-Nachfrage hinsichtlich von Gerüchten, die derzeit in der Region kursieren und nach denen es sich bei dem Angreifertier um einen Wolf gehandelt haben soll, sagt die Pressesprecherin: "Ein Wolf reißt die Tiere anders und auch die Spuren eines Wolfs sind anders als die, die vor Ort gefunden wurden." Daher gehe das Ministerium derzeit davon aus, dass es sich bei dem Angreifer um einen Luchs gehandelt hat.
"Es wäre nun aber die völlig falsche Botschaft, die Menschen zu verunsichern", betont Kling. "Der Luchs ist kein gefährliches Tier." Er könne keine Tollwut oder vergleichbare Krankheit haben und er reiße normalerweise auch keine Nutz- oder Haustiere. Zudem sei er auf seinen geschützten Lebensraum dringend angewiesen. Nach übereinstimmender Expertenmeinung handle es sich in Leibertingen so auch um einen absoluten Einzelfall, der in der Natur eben vorkommen könne und ein Luchs, der einmal ein Schaf gerissen hat, werde das in den kommenden Jahren, laut Expertenmeinung, nicht mehr tun. Dafür spreche auch, dass es vor oder nach dem Vorfall in Leibertingen zu keinen weiteren Angriffen auf Nutztiere gekommen sei, hebt die Pressesprecherin hervor. Das Ministerium rufe die Bevölkerung deswegen auch dringend dazu auf, nun nicht in den Wald zu gehen, um nach dem Luchs zu suchen.

Gleichwohl hat der Fall in Leibertingen in Fachkreisen für großes Aufsehen gesorgt. Denn: "Für den Luchs ist das ein vollkommen untypisches Vorgehen", sagt Kling und Armin Hafner vom Hegering Meßkirch, der vom Besitzer der getöteten Tiere hinzugerufen wurde und in dessen Revier sich der Vorfall ereignet hat, sagt: "Das ist ein absoluter Einzelfall. Ich habe so etwas noch nie gesehen." Seinen Angaben zufolge wurden drei Schafe und zwei Ziegen gerissen.
Großkatzen in der Region
Der Luchs ist nach wie vor ein äußert seltenes Tier im Südwesten. Donautal-Guide und Luchsbeauftragter Armin Hafner sah erstmals im August 2005 auf dem Ansitz einen Luchs im Donautal. Im darauffolgenden schneereichen Winter wurde der Donau-Luchs mehrfach gesichtet und bei Dunkelheit mit einer Infrarot-Kamera fotografiert. Bei einem an Neujahr 2007 dann auf der Autobahn 8 überfahrenen Luchs, der damals nach Expertenansicht das einzige Exemplar im Südwesten war, dessen Existenz gesichert nachgewiesen war, wurde vermutet, dass es sich um den Luchs aus dem Naturpark Donautal handelte.
Im vergangenen Jahr berichtete der SÜDKURIER dann von zwei Luchsen in der Region. Einer davon, Luchs Friedl, wie er genannt wird, war bis in den April 2016 mit einem Senderhalsband ausgestattet gewesen, um so wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über den Luchs zu gewinnen. Friedl soll um die 20 Kilo wiegen und war auch im Zollernalbkreis und im Kreis Tuttlingen geortet worden. Er war im April 2015 im Elztal von einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg betäubt und mit einem Sender ausgestattet worden.
Nach rund einem Jahr, fiel das Halsband automatisch ab und konnte nicht wieder ersetzt werden. Da er seitdem nicht mehr geortet werden kann, ist auch vollkommen unklar, ob er sich noch in der Region aufhält.
Vor mehr als 100 Jahren galt der Luchs dabei in Deutschland als ausgerottet. Seit einigen Jahren werden indes immer wieder Tiere in einigen Regionen Deutschlands gesichtet. Wo die natürliche Umgebung so wie im Donautal noch unberührt ist, wo im Wald keine Menschen unterwegs sind, fühlt sich der Luchs zu Hause. So beispielsweise auch im Schwarzwald, im Böhmerwald, im Bayerischen Wald, im Pfälzerwald, im Spessart, im Harz und im Odenwald.