Darauf weist Armin Hafner, Jäger, Naturschützer, Naturpark-Guide und Luchs- und Wolfsberater beim Landesjagdverband aus Sauldorf, hin.

Eine der Fragen sei, ob es sich tatsächlich um den ersten Wolf in den Beuroner Wäldern handelt, oder ob es nur der erste Wolf ist, der in die Fotofalle tappte. Hafner: "Es war zu erwarten, dass früher oder später ein Wolf bei uns auftaucht." Ein Wolf könne sich wochenlang unbemerkt in einem Revier aufhalten. Die auf sein Konto gehenden Beutetiere, die Risse, seien gerade im dichten Wald nur schwer zu finden. Denn was der Wolf an Beute zurücklässt, ist beispielsweise bei Füchsen oder Wildschweinen begehrte Delikatesse. Muss ein Waldbesucher Angst haben? Hafner warnt vor Panik. Es sei überhaupt nicht sicher, dass der Wolf, ein durchziehendes Tier, überhaupt noch in der Nähe sei.

Die Warnung vor Panik teilt auch Kreisjägermeister Hans-Jürgen Klaiber. Ein Wolf sei nie das eigentliche Problem. Probleme sieht Klaiber beispielsweise bei den Befürwortern. "Sie freuen sich, dass der Wolf da ist und dann ist für sie alles gut". Andere Leute, die er "Realisten" nennt, hätten eine Menge Fragen. Beispielsweise die, ob Hunde generell angeleint werden sollten. Ein anderes Problem sieht der Sigmaringer bei den Pferdehaltern. Ihre nächtens auf außerhalb gelegenen Koppeln gehaltenen Pferde passten ins Beuteschema eines Wolfs. Für all diese möglichen Probleme gebe es, sagt Klaiber, derzeit viel zu wenige Konzepte: "Das ist allerdings nicht Schuld des Wolfs. Er ist ein Raubtier, das ist sozusagen sein Beruf."

Ein Wildschwein kann für einen Fußgänger, der versehentlich den Frischlingen zu nahe kommt, gefährlicher sein, als der an sich scheue Wolf. Diese Meinung vertritt Naturpark-Ranger Markus Ellinger. Wildschweine gingen in Extremsituationen eher gegen Menschen vor, als der Wolf. Ellinger sagt: "Der Wolf versucht, Konflikten auszuweichen." Auch Ellinger verweist im Zusammenhang mit dem Donautal-Wolf auf die zahlreichen offenen Fragen. Der Naturpark-Ranger ist überzeugt: "Der Wolf wird uns jetzt fordern." Alle europaweit in den letzten Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen zeigten, so der der Ranger, dass die Wölfe für den Menschen keine Gefahr darstellten.

Wolfgang Sessler ist Gastronom und Jagdscheininhaber in Thiergarten. Er sieht im Aufkommen von Wölfen eher Nach- als Vorteile. Seßler sagt: "Wegen mir braucht man keinen Wolf." Zunächst fürchtet er um die Gämsenpopulation im Donautal, weil, wie er sagt: "der Wolf wahrscheinlich als erstes unsere Gämsen frisst". Nachteile befürchtet der Jäger bei der Wildschweinjagd: "Aus Angst vor den Wölfen könnten sich die Schwarzkittel zu größeren Rotten als bisher zusammenschließen." Solche Rotten mit 50 Tieren seien nicht nur schwerer zu bejagen, sondern verursachten auch heftigere Flurschäden. Wie die Urlaubsgäste reagieren, kann sich Seßler nicht vorstellen. Vielleicht hätten einige Angst oder andere kämen gerade des Wolfs wegen ins Donautal.

Abgeklärt reagiert Beurons Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller auf die erste gesicherte Wolfssichtung im Donautal. "Ich habe nichts davon gehört, dass man Wölfe glorifizieren muss, genauso wenig wie Luchse oder Biber. Ich halte das für einen großen und unnötigen Hype." Persönlich hält der Rathauschef die Wölfe für unberechenbar. Osmakowski-Miller sagt: "Eben weil es Wildtiere sind und Wildtiere sind unberechenbar. Ich halte es für schlicht überflüssig."

 

Hintergrund

Eine Wildtierkamera hat, wie in der gestrigen Ausgabe berichtet, einen Wolf im Oberen Donautal bei Beuron fotografiert. Das Tier hat die Kamera am 17. Februar durch seine Bewegung ausgelöst, wie das Landratsamt Sigmaringen mitteilte. Die Kameras der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) sind demnach im Wald verteilt, um in erster Linie Luchse zu beobachten. Ob es sich bei dem Tier um einen der Wölfe handelt, die bereits im Schwarzwald, auf der Baar-Hochfläche oder bei Stuttgart gesichtet wurden, ist nach Angaben des Landratsamtes unklar, weil von dem Tier bisher kein genetisches Material vorliege. Bei dem Foto handelt es sich laut FVA um den achten Fotonachweis eines Wolfs in Baden-Württemberg, auch zwei Videos von Wölfen wurden im Südwesten schon gemacht. Ob sich der Wolf inzwischen noch im Landkreis Sigmaringen befindet, ist nach Angaben eines Landkreissprechers ebenfalls unklar. Bei den umherziehenden Tieren handle es sich in der Regel um Jungwölfe, die aus den Alpen oder aus der nordostdeutschen Population stammen. Bei ihren Wanderungen aus den Stammrevieren könnten die Tiere, den Informationen zufolge, binnen Wochen mehrere hundert Kilometer zurücklegen. (hps/dpa)