Die Gemeinderäte wünschen, dass in der Gemeinde Leibertingen weiterhin Bauplätze vorgehalten werden. So lautete jedenfalls der Tenor im Gremium während der Vorberatungen zum Haushalt für das Jahr 2024. Für die 20 Bauplätze im Neubaugebiet Thalheim West, für das bereits ein genehmigter Bebauungsplan vorliegt, gibt es allerdings laut Bürgermeister Stephan Frickinger praktisch keine Interessenten, als dass sich eine Erschließung auch nur in Teilen lohne.
„Die fetten Jahre sind vorbei“, sagte Bürgermeister Frickinger, nachdem Gemeindekämmerer Daniel Bahr den Haushaltsentwurf für das Jahr 2024 präsentiert und einen Ausblick auf die kommenden Haushaltsjahre gegeben hatte. Auch wenn Bahrs Entwurf noch für dieses Jahr einen ausgeglichenen Haushalt prognostiziert, rechnet der Kämmerer in den kommenden drei Jahren mit einem Haushaltsdefizit. Gründe dafür sind laut Bahr unter anderem, dass die Gemeinde mehr an Umlage abgeben muss, weil sie in den vergangenen Jahren von hohen Steuereinnahmen profitiert hat. Auch die Folgen der Inflation und steigende Personalkosten werden sich laut Bahr auf die finanzielle Situation der Gemeinde in den kommenden Jahren negativ auswirken.
Die fehlende Nachfrage nach Bauland wirkt sich auf den Haushalt der Gemeinde Leibertingen aus. Der Verkauf von Baugrundstücken hatte bisher viel Geld in die Gemeindekasse gespült: Im Jahr 2022 betrugen die Einnahmen aus dem Verkauf von Bauplätzen und sonstiger Grundstücke rund 450.000 Euro, 2023 waren es rund eine halbe Million. Ab diesem Jahr rechnet Bahr nur noch mit 120.000 Euro jährlich aus Grundstücksverkäufen.
In der anschließenden Beratung zum Haushalt sprachen sich der Gemeinderat und Ortsvorsteher von Thalheim, Armin Beck, sowie sein Ratskollege Tobias Stekeler dafür aus, das bereits genehmigte Baugebiet Thalheim West zumindest in Teilen zu erschließen. Die beiden Räte waren insbesondere in Sorge, dass fehlende Baugrundstücke zu einer Abwanderung von jungen Menschen aus der Ortschaft führen könnten. „Haben wir keine Anfragen, weil wir keine Bauplätze haben oder haben wir keine Bauplätze, weil wir keine Anfragen haben?“, fragte Gemeinderat Tobias Stekeler. „Wir brauchen in jeder Ortschaft einen gewissen Vorrat an Bauplätzen, sonst gehen die Leute“, stellte er fest.
Bürgermeister Stephan Frickinger betonte, dass auch er grundsätzlich befürworte, dass die Gemeinde Leibertingen weiterhin eine gewisse Anzahl an Bauplätzen vorhält. Er versprach, im Amtsblatt noch einmal für die Bauplätze in Thalheim werben zu wollen. Frickinger rechnete den Gemeinderäten allerdings vor, dass sich eine Erschließung des Baugebiets in Thalheim auch nur in Teilen offenbar nicht lohnt, solange keine Nachfrage bestehe. Laut Bürgermeister wären die Kosten für den Bau der Kanalisation praktisch immer gleich hoch, egal wie viele Grundstücke erschlossen werden würden.
Nach Auffassung des Bürgermeisters könnte sich die Gemeinde die Erschließung der Bauplätze trotz der schwierigen finanziellen Lage nur leisten, wenn bei anderen Projekten Einsparungen vorgenommen werden würden. Frickinger forderte die Räte auf, zeitnah konkrete Vorschläge zu machen, wo Streichungen vorgenommen werden könnten.
Der Bürgermeister kritisierte aber auch grundsätzlich, dass Leibertingen für eine Gemeinde dieser Größe ein unübliche große Infrastruktur vorhalte. Konkret nannte er dabei die drei Kindergärten, die Schule, das Naturbad, sowie die Bürgerhäuser in der Gemeinde. „Wir gehen in vielen Bereichen über das hinaus, was wir uns leisten könnten“, sagte er.