Die knapp 700 Hektar gemeindeeigener Wald sind eine wichtige Einnahmequelle für Leibertingen. Rund 200 000 Euro erzielte die Gemeinde in den vergangenen Jahren durchschnittlich pro Jahr aus dem Holzverkauf. Trockenheit und Stürme in Deutschland sorgten allerdings seit 2018 dafür, dass viel Holz geerntet werden musste und der Holzpreis stark nachgab. Auch die Corona-Pandemie sorgte zu Beginn für eine Flaute am Holzmarkt. Die aktuell steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz könnte nun dazu führen, dass der Leibertinger Wald der Gemeinde in diesem Jahr – anders als geplant – doch noch nennenswerte Einnahmen beschert. Welchen Einfluss die aktuelle Weltwirtschaftslage, der Klimawandel sowie die Corona-Krise auf den Leibertinger Gemeindewald und seine Bewirtschaftung haben, erläutert Christoph Möhrle, Revierleiter des Forstreviers Leibertingen, im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Es gibt zu wenig Sägewerke
Für die gestiegenen Holzpreise sei die weltweite Nachfrage nach Nadelschnittholz-Produkten ursächlich, meint Revierleiter Möhrle. In den USA beispielsweise herrscht eine so große Nachfrage nach Nadelschnittholz, dass diese nur mit Hilfe von Importen, unter anderem aus Deutschland, befriedigt werden kann. Vielfach ist allerdings nicht die Holzknappheit die Ursache für die hohen Holzpreise, sondern dass es zu wenig Sägewerke gibt, die das geerntete Holz verarbeiten. Das gilt auch für den Leibertinger Forst. Revierleiter Möhrle hat aufgrund der hohen Nachfrage einen Teil der Holzernte vorgezogen. Eigentlich sollte dieses Holz erst zur nächsten Erntesaison, die im Oktober beginnt, geschlagen werden. Er könne sogar noch mehr Holz ernten, aber so schnell findet er keine Abnehmer, weil viele Sägewerke in den letzten Jahren zugemacht hätten und die Kapazitäten zur Weiterverarbeitung des Holzes knapp sind, erzählt Möhrle. Gutes Holz erbringt auf dem Markt inzwischen bis zu 92 Euro pro Festmeter im Jahr zuvor waren es zeitweise nur 65 Euro.
Ein Teil des Holzes bleibt in Leibertingen

Die Leibertinger Forstwirschaft produziert verschiedene Qualitäten. Aus der besten Qualität entsteht hochwertiges Bauholz, das teilweise sogar in die ganze Welt exportiert wird. Holz, das sich nicht zum Bauen eignet, landet in Verpackungen und Europaletten, während mindere Qualitäten nur noch thermisch verwertet werden. Das heißt, ein Teil des schadhaften Holzes landet im Hackschnitzelkessel des Leibertinger Nahwärmenetzes. Gemeindeeigenes Holz wird aber auch dazu verwendet, um Grillhütten und Spielplätze auf dem Gemeindegrund damit zu bauen und instand zu halten. In diesem Jahr soll beispielsweise die Holzspielburg bei der Burg Wildenstein mit Holz aus dem Leibertinger Forst instand gesetzt werden. Dadurch sind auch die beiden Waldarbeiter, die bei der Gemeinde Leibertingen angestellt sind, während der Sommermonate beschäftigt. Die planmäßige Holzernte findet von Oktober bis April statt. Ansonsten kümmern sich die beiden Waldarbeiter um Neupflanzungen, Wildschutz und Pflege des Waldes.
Klimawandel macht sich bemerkbar

Der größte wirtschaftliche Schaden entsteht der Leibertinger Forstwirtschaft durch die Rotfäule an Fichten. Auf den kalkhaltigen Böden im Leibertinger Revier kann sie sich leichter ausbreiten. Die Rotfäule wird durch Pilze hervorgerufen und zerstört in erster Linie den Ligninanteil des Baumes. Lignine sind wesentlich für die Festigkeit des Baumes verantwortlich. Wärme fördert die Rotfäule, weshalb der Klimawandel die Ausbreitung der Baumkrankheit noch verstärkt.
Ein weiterer Waldschädling ist der Borkenkäfer. Auch seine Verbreitung wird durch den Klimawandel beschleunigt. Zwar sei die Niederschlagsmenge in der Region noch ausreichend, die Verteilung allerdings stimme nicht mehr, so dass es immer wieder Trockenperioden gibt, meint Möhrle. Die Trockenheit schwäche die Bäume und der Borkenkäfer könne diese leichter befallen. „Ganz wenige Käfer können da schon viel anrichten“, erläutert Möhrle. Gegen die Rotfäule werden die Baumstöcke nach dem Einschlag mit Harnstoff besprüht. Das Besprühen erledigen moderne Harvester während der Holzernte über eine zusätzliche Vorrichtung. Diese Vollerntemaschinen können nicht nur Bäume fällen, sie befreien sie auch von den Ästen und schneiden sie auf die gewünschte Länge zurecht.
Dem Borkenkäfer versucht Revierleiter Möhrle durch „saubere Waldwirtschaft“ beizukommen. Das heißt, jeder befallene Baum wird sofort aus dem Wald entfernt. Nur im Notfall setzt Möhrle chemische Pflanzenschutzmittel ein. Ein Mischbestand mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen wie der Leibertinger Forst sei allerdings grundsätzlich weniger anfällig für Schädlinge, erklärt Möhrle.
Im Mai am schönsten
„Was man in den Wald mitbringt, das soll man auch wieder mitnehmen“, bittet Möhrle die Besucher. Übrigens darf Holz aus dem Wald mitgenommen werden, soviel man mit beiden Armen tragen kann. Wer mehr mitnehmen möchte, wie etwa einen ganzen Maibaum, sollte unbedingt vorher beim Revierförster fragen. Er helfe dann gerne unbürokratisch. Möhrle hat sich schon geärgert, dass ihm gute Bäume gestohlen wurden. Der Förster empfiehlt übrigens, gerade jetzt in den Wald zu gehen, denn im Mai sei die schönste Zeit, wenn das Grün der Buchen frisch ist.