Die Geschichte des Beuroner Kunstverlags ist eng mit der Beuroner Kunstschule verbunden: Vor 125 Jahren druckten die Benediktiner-Mönche des Beuroner Klosters auf einer Phönix-Tigeldruckpresse mit Fußbetrieb erste Heiligenbildchen und Blätter mit Gebetstexten. Sie wollten den im Kloster entstandenen Kunststil hinaus in die Welt tragen. Dass aus den einfachen Anfängen als Verlag Beuroner Kunstschule einmal ein modernes Medienunternehmen wird, das auch ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für den Unterhalt des Klosters darstellt, konnte damals niemand ahnen.

Wechselvolle Geschichte

Bei der Eröffnung einer umfangreichen Ausstellung, die die 125-jährige Geschichte des Beuroner Kunstverlags dokumentiert, sagte der Klostervorstand, Erzabt Tutilo Burger, diese mache die Erfolgsstory des Kunstverlags sichtbar. Der Leiter des Klosterarchivs, Christopher Schmidberger, führte schließlich gemeinsam mit Verlagsleiter Pater Mauritius Sauerzapf und Pater Landelin Fuß durch die Ausstellungsräume. Der Beuroner Kunstverlag besitzt eine wechselvolle Geschichte. In seinen Anfängen druckten die Mönche nicht nur Geistliches auf der mit viel Mühe vom Bahnhof zum Kloster geschaffenen, 28 Zentner schweren Druckerpresse.

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In der Ausstellung sind Kuriositäten zu sehen

In den ersten Jahren sei man noch eine „Wald- und Wiesen-Druckerei“ gewesen, erklärte Archivar Schmidberger. So finden sich unter den Exponaten der Ausstellung neben dem Einlegeblatt für das Stundenbuch als erstes Druckerzeugnis aus dem Kloster auch Kuriositäten wie einen Angelschein für die nahegelegene Bera sowie Zwieback-Papier für einen ortsansässigen Bäcker. Viele der Beuroner Druckerzeugnisse wurden aber auch für die interne Verwendung hergestellt – wie zum Beispiel ein Verbotsschild, das darauf hinwies, dass sich die Besucher des Klosters nicht an den Heizungsventilen zu schaffen machen sollen.

Erzabt Tutilo Burger (von links), Klosterarchivar Christopher Schmidberger und Verlagsleiter Pater Mauritius Sauerzapf vor dem berühmten ...
Erzabt Tutilo Burger (von links), Klosterarchivar Christopher Schmidberger und Verlagsleiter Pater Mauritius Sauerzapf vor dem berühmten Beuroner Kunstkalender. Für die aktuelle Ausstellung wurden alle Ausgaben zusammengetragen. Bilder: Heinrich Sturm

Heiligenbilder sind wichtiges Standbein

Natürlich stand aber die Produktion von Heiligenbildern – zu Anfang nur in schwarz-weiß – im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Vor allen Dingen Werke der Beuroner Kunstschule wurden reproduziert, die inzwischen eine große Bekanntheit und Beliebtheit unter den Gläubigen erlangt hatten, wie Christopher Schmidberger zu berichten wusste. Mit der Umstellung auf Farbdruck im Jahr 1908 stieg die Produktion von Heiligenbildchen rasant an und sollte im Jahr 1920 mit einer Auflage von 3,5 Millionen Bildern einen Höhepunkt erreichen. Die Ausstellung dokumentiert die Vielseitigkeit und auch die vielen Erfolge des Klosterverlags. Im Jahr 1934, als nicht mehr nur der Beuroner Kunststil im Mittelpunkt der Verlagsarbeit stand, erhielt der Beuroner Kunstverlag seinen heutigen Namen. Der Verlag druckte auch Notenhefte mit Kompositionen, die im Kloster entstanden sind, wie Pater Landelin Fuß erläuterte. In der Ausstellung sind einige der Musikstücke über Kopfhörer nachzuhören – eingespielt von Pater Landelin an der Orgel eingespielt.

Noch heute werden im Beuroner Kunstverlag Heiligenbildchen nach Werken der Beuroner Kunstschule produziert.
Noch heute werden im Beuroner Kunstverlag Heiligenbildchen nach Werken der Beuroner Kunstschule produziert.

Plastiken und Buchbindearbeiten

Der Verlag stellte nicht nur Druckerzeugnisse her. Zu Beginn der 20. Jahrhunderts reproduzierte er Plastiken nach originalen Werken im Beuroner Kunststil – unter anderem in Zusammenarbeit mit der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF).

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Kunststil ist weltweit gefragt

Auch hochwertige Buchbindearbeiten entstanden im Klosterverlag. Die Nachfrage nach dem Beuroner Kunststil bestand offenbar weltweit: Die aktuelle Ausstellung dokumentiert beispielsweise auch die Gründung eines Verkaufsgeschäfts in New York nach dem Zweiten Weltkrieg, für das eigens ein eigenständiges US-Unternehmen unter dem Namen Beuron Arts Inc. gegründet wurde.

Der Kunstverlag sichert Existenz des Klosters

Der Beuroner Kunstverlag ist der umsatzstärkste Wirtschaftsbetrieb des Klosters. Sein Anteil an Gesamtumsatz betrage etwa 40 Prozent, meinte der Verwaltungsleiter des Klosters Gernot Schmid. „Ohne Verlag kein Kloster“, konnte auch Erzabt Burger bestätigen. Die aktuelle Krise der katholischen Kirche sei für den Verlag zu spüren, aber nicht gravierend, meinte Verlagsleiter Pater Mauritius, der am Ende noch durch das aktuelle Programm des Verlages führte. Zum wirtschaftlichen Erfolg tragen auch die Longseller – Produkte, die sich über längere Zeiträume beständig verkaufen – des Verlages bei. Für die Ausstellung wurden etwa alle Ausgaben des berühmten Beuroner Kunstkalenders zusammengetragen. Den Kalender gibt es bereits seit dem Jahr 1967. Und natürlich wird es auch 2024 wieder einen Beuroner Kunstkalender geben – das Deckblatt dafür hängt bereits in der Ausstellung.