Der Distelhummelhof in Leibertingen hat große Pläne. Nach dem Umzug innerhalb der Gemeinde auf einen Aussiedlerhof im vergangenen Jahr wollen die beiden Betreiber eine Weberei eröffnen, um dort unter anderem die Wolle ihrer eigenen Schafe zu verarbeiten.

Noch immer sind Julianna Ranzmeyer und Carsten Weber sehr froh darüber, auf dem neuen Distelhummelhof eine neue Heimat gefunden zu haben. „Inzwischen haben wir die Gebäude im Erbbaurecht übernommen, die Grundstücke gehören weiterhin der Stiftung“, erklärt Weber in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER die Situation des Hofs. Auf die Idee, eine Weberei zu eröffnen, kamen Ranzmeyer und Weber durch eine E-Mail von Markus Ellinger. In dieser hatte der Vorstand der Bäuerlichen Vermarktung Oberes Donautal eG (Bodeg) berichtet, dass die Weberei, in der die Genossenschaft ihre Teppiche herstellen lässt, die Produktion schließen wird. Die Bodeg produziert nachhaltige Produkte mit Rohstoffen aus dem Naturpark Obere Donau.

Zunächst wollten die beiden nur ein oder zwei Webstühle übernehmen, doch während der Besichtigung der Weberei in Heimertingen im Allgäu und im Gespräch mit Besitzer Friedrich Schatz kamen die beiden zu dem Schluss, dass es Sinn macht, die Weberei vollständig zu übernehmen. Denn damit aus Wolle ein Webteppich entstehen kann, muss diese zu Teppichgarn mit Jutekern versponnen werden. Dafür haben Ranzmeyer und Weber die entsprechenden Maschinen erworben. „Es braucht die gesamten Vorprodukte“, erklärt Ranzmeyer.

Auch dass die Weberei eine sinnvolle Nutzung eines Ökonomie-Gebäudes auf dem Distelhummelhof darstellt, sprach für eine vollständige Übernahme der Allgäuer Teppichproduktion. „Das Gebäude wäre aufgrund seiner Beschaffenheit mit den unterschiedlichen Ebenen und Abtrennungen sonst überhaupt nicht sinnvoll nutzbar“, erklärt Ranzmeyer. Im Erdgeschoss soll einmal die Wolle gesponnen werden, auf der oberen Ebene sollen die Webstühle stehen.

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Eine sechsstellige Summe werden sie voraussichtlich in die Weberei investieren. Die Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben fördert nicht nur die Weberei, sondern auch den darüber hinaus geplanten Schafstall. Ranzmeyer und Weber waren froh, als das Geld im Frühjahr bewilligt wurde. Es bedeutete aber auch, dass sie den Bauantrag zur Umnutzung des Ökonomie-Gebäudes und zum Bau des neuen Schafstalls in Rekordzeit stellen mussten. Dankbar sind sie ihrer Architektin, die sich für die schnelle Antragstellung eingesetzt hat. Für den Schafstall haben sie bereits die Baugenehmigung erhalten, für die Weberei erwarten sie diese im September.

Bisher produziert Julianna Ranzmeyer, die auf dem Distelhummelhof hauptsächlich für die Wollverarbeitung verantwortlich ist, Satteldecken aus Filz, in dem auch die Wolle ihrer eigenen Schafe steckt. Das Weben und alles, was man dazu wissen muss, hat sie sich vom ehemaligen Besitzer Friedrich Schatz beibringen lassen. Wenn die Weberei einmal komplett steht, will sie mit drei Mitarbeitenden an den Maschinen Teppiche, Sitzunterlagen und Vorprodukte fürs Weben produzieren. Neben der Wolle von den eigenen Schafen wird der Rohstoff dafür auch aus dem Naturpark Obere Donau kommen. Zusätzlicher Bedarf soll ausschließlich mit Wolle aus europäischer Landwirtschaft gedeckt werden, die oft keinen Absatz finde, weil sie mit den internationalen Preisen nicht mithalten könne.

Schon jetzt stehen in Ranzmeyers Atelier zwei kleinere Webstühle, auf denen sie für die Bodeg Sitzauflagen und Teppiche produziert. Auch stellt die studierte Geoökologin bereits Produkte auf ihrem Webstuhl her, die sie auf dem Wildensteiner Jahrmarkt Ende September anbieten will. „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal unseren eigenen Stand“, erklärt Carsten Weber.

Auch wenn die Weberei ein großes Projekt für die beiden ist, vieles wird auf dem Distelhummelhof so bleiben, wie es ist: Ranzmeyer und Weber wollen weiter Landschaftspflege anbieten. Carsten Weber hat nach dem Umzug die Pflanzenzucht auf dem neuen Hof wieder aufgebaut. Er will Stauden auf dem Wildensteiner Jahrmarkt feilbieten. Er wird auch weiterhin regelmäßig beim Südwestrundfunk als Experte in den Sendungen Kaffee oder Tee und ARD-Buffet zu sehen sein.