Normalerweise öffnet der Badebetrieb im Naturbad in Leibertingen-Thalheim pünktlich am 1. Mai. In diesem Jahr verzögert sich der Beginn. Grund dafür sind Differenzen zwischen den Betreibern des Freibads und der Gemeinde Leibertingen als Eigentümer.
Kostenabrechnung ist ein Streitpunkt
Die Verwaltung unterstellt dem Betreiberehepaar, Tanja und Markus Klaus, sie würden zu hohe Kosten abrechnen. Die Betreiber hingegen werfen dem Bürgermeister Stephan Frickinger vor, durch unrealistische Angebote eine Einigung zu verhindern. Die Gemeinde will das Schwimmbad und Außenanlage nun wieder selbst betreiben und bereitet aktuell die Eröffnung vor.

Die Idee, dass das Ehepaar Klaus ein geplantes Campingplatzprojekt am Freibad umsetzen sollte, hatte seinerzeit der ehemalige Leibertinger Bürgermeister Armin Reitze, der das Freibad der Ortschaft Thalheim mit der Lösung retten wollte. Zwar gibt es einen Erbbaurechtsvertrag für das Gebäude und die Flächen für den Campingplatz.
Geschäftsbesorgungsvertrag wurde nie geschlossen
Ein vorgesehener „Geschäftsbesorgungsvertrag“, der die Kosten- und Aufgabenverteilung für die Pflege von Schwimmbecken und Liegewiese sowie Reinigung der Sanitäranlagen zwischen Gemeinde und Betreiber regeln sollte, wurde allerdings nie geschlossen. Mit Armin Reitze habe man sich stets über die Kostenverteilung einigen können, meint Campingplatzbetreiberin Tanja Klaus. „Obwohl eigentlich im Vertrag stand, dass wir das nur im Auftrag machen und auf Rechnung der Gemeinde, haben wir uns dann immer geeinigt, dass wir zwei Drittel der Kosten übernehmen und die Gemeinde ein Drittel. Wir sind ja nun Mal die größten Nutznießer vom Bad“, sagt sie.
Seit Amtsübernahme des neuen Bürgermeisters Ärger
Seit der Amtsübernahme durch Bürgermeister Stephan Frickinger können sich beide Parteien offenbar nicht mehr einigen. „Die Gemeinde hat kein Geld und der Bürgermeister will nun am Freibad sparen“, meint Markus Klaus.

In diesem Jahr eskaliert der Streit nun offenbar. Tanja und Markus Klaus lehnten das Angebot des Bürgermeisters ab, das Naturbad und die Außenanlagen ebenfalls von der Gemeinde zu übernehmen. Die beiden hätten so auch eine Badeaufsicht finanzieren müssen. Die Eintrittsgelder sollten an die Gemeinde gehen. „Wir haben es hin und her gerechnet, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass die Kosten nicht stemmbar sind. Letztendlich sind die Verhandlungen an der Haftung gescheitert. Man bekommt als Privatleute kein öffentliches Bad versichert. Die Öffentlichkeit hätte dann draußen bleiben müssen“, sagt Tanja Klaus.
Wenn die Gemeinde das Schwimmbad und die Außenanlage nun wieder selbst betreiben will, hat das Folgen. Der Bürgermeister habe Tanja und Markus Klaus unter anderem untersagt, die zum Freibad gehörende Terrasse zu benutzen, berichten das Paar. Nun stehen für die Bewirtung der Camping- und Badegäste Nur noch wenige Tische direkt am Haus zur Verfügung. Die Gemeinde hat außerdem auf dem Schwimmbadgelände mobile Toiletten aufgestellt, damit die Badegäste nicht wie bisher die Sanitäranlagen des Campingplatzes mitbenutzen.
Rechnung über 58.000 Euro offen
Die Gemeinde habe die Rechnungen für die beiden vergangenen Jahre noch immer nicht beglichen, inzwischen seien 58.000 Euro aufgelaufen, sagt das Paar. Laut ihnen sei die Rechnung für das Jahr 2022 vergleichsweise hoch gewesen, weil in dem Jahr das Wasser im Becken gekippt war und gereinigt werden musste. „Der Bürgermeister hat die Stunden seines Mitarbeiters reduziert, der das Becken reinigt. Dies hatte die schlechte Wasserqualität zur Folge und somit erhebliche Folgekosten für alle“, erklären sie. Außerdem standen in dem Jahr Sanierungsarbeiten des sogenannten Reg-Beckens an – auf Veranlassung des Bürgermeisters, wie Tanja und Markus Klaus sagen.

Bürgermeister Stephan Frickinger hat sich im Gemeinderat zu der Situation geäußert. Er erklärte er, dass die Gemeinde nun selbst gezwungen sei, das Schwimmbad sowie die Außenanlage zu betreiben. Die vom Betreiber in Rechnung gestellten hohen Kosten gefährdeten den Fortbestand des Bades. „Wir haben mit den Campingplatz Betreibern Gespräche geführt, was die Bewirtschaftung im Jahr kosten soll. Das wären inklusive Inflationsausgleich im letzten Jahr 7500 Euro gewesen. In Rechnung gestellt wurde das Sechsfache und deshalb musste die Gemeinde schlussendlich auch agieren“, sagt Frickinger.
Bürgermeister will Transparenz
Als „unbedarfter Dritter“ habe er Gespräche mit den Betreibern aufgenommen, um dafür zu sorgen, dass Arbeiten zukünftig vorab freizugeben seien. So herrsche für beide Seiten Transparenz, so Frickinger. Er erklärte, dass Uneinigkeit darüber geherrscht habe, ob die Pflege des Schwimmbeckens Aufgabe des Betreiberehepaars oder der Gemeinde sei.
Günstiges Angebot an die Betreiber
Tatsächlich wurde die Verantwortung für das Wasser im Becken und dessen Reinigung irgendwann von der Gemeinde übernommen. In Bezug auf die Verhandlungen mit den Betreiber darüber, das Naturbad zu übernehmen, seien die Angebote finanziell sehr zu Gunsten des Campingplatzes ausgefallen, sagte Frickinger gegenüber dem SÜDKURIER.
Trennung soll zur nächsten Saison vollzogen sein
Bis zur nächsten Saison will der Bürgermeister die Trennung von Schwimmbad und Campingplatz vollzogen haben: „Oberste Prämisse ist es, das Bad in eine gute Zukunft zu führen. Wir versuchen natürlich, so schnell wie möglich, den Badebetrieb wieder aufzunehmen. Ich hoffe, dass in der nächsten Saison alles sachlich getrennt ist“, meinte Frickinger. Zum Gespräch mit den Betreibern: „Mit etwas Ruhe kann es sein, dass man wieder einen gemeinsamen Weg findet. Ich würde es mir wünschen.“, sagte er. Auch die Betreiber hoffen noch auf eine einvernehmliche Lösung.