Klappt das alles so, wie Bürgermeister Arne Zwick sich das vorstellt, werden die Anwohner der Innenstadt und von weiteren Stadtgebieten im Frühjahr 2021 über rasant schnelles Internet verfügen. Der Plan: So gut wie jedes Gebäude bekommt einen Glasfaseranschluss, was Bandbreiten von einem Gigabit ermöglichen soll. Glasfaser-Anschlüsse bis in den Keller (FTTC) oder bis in die Wohnung (FTTH) ermöglichen ein vielfach schnelleres Internet als die DSL-Technik, die auf den alten Kupferkabeln basiert. Beim Neujahrsempfang der Stadt Meßkirch kündigte Bürgermeister Arne Zwick den Breitbandausbau für viele Haushalte an.
Kernstadt hat noch weiße Flecken
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER konkretisierte Zwick die Planungen für den Glasfaserausbau in der Kreutzerstadt, der zum großen Teil durch Förderprogramme von Bund und Land finanziert werden soll. Ziel der Bundesregierung ist es, flächendeckend in Deutschland Gigabit-Netze zu schaffen. In Meßkirch habe man was das schnelle Internet angeht derzeit noch eine Zweiklassengesellschaft, sagt der Bürgermeister. Die Meßkircher Industriegebiete seien alle ans Glasfasernetz angeschlossen. Das gelte auch für den Industriepark Nördlicher Bodensee. Auch die Internetverbindung in den Ortsteilen sei gut. Die Bürger dort können größtenteils auf VDSL zurückgreifen. In der Schubertstraße in Meßkirch steht ein Verteiler, an dem alle Ortsteile angeschlossen sind. „Die Kernstadt ist unser Problem“, berichtet der Bürgermeister. Rund um das Rathaus gebe es noch viele weiße Flecken, sprich langsames Internet. Grund dafür sei ein altes Förderkonstrukt, das die Innenstadt bisher nicht berücksichtigt habe. Die weißen Flecken sollen wenn es nach Arne Zwick und dem Stadtrat geht, aber bis 2021 verschwinden. Auch die Wohngebiete Im Kirchenösch, Im Bühlen, Jahnstraße und ein Teilbereich Badenwerk sollen von einer Förderung profitieren. Neben der Innenstadt ist der Bereich der Jahnstraße unterversorgt. Auch im Wohngebiet Im Buhlen/Bühläcker und teilweise beim Badenwerk herrsche noch Ebbe, was schnelle Internetgeschwindigkeiten angehen. Sie sind bislang die „weißen Flecken“ der Kreutzerstadt, so Zwick. Die Schulen sind alle an das städtische Glasfasernetz angeschlossen.
So geht es jetzt weiter
Nach dem abgeschlossenen Markterkundungsverfahren folgt nun der Antrag für Fördermittel für Gebiete, die die 30 Mbit nicht aufweisen können. „An diese Gebiete gehen wir jetzt ran“, sagt Arne Zwick. Mit der Geo Data GmbH aus Westhausen stellt die Stadt jetzt Pläne zur Erschließung auf und ermittelt die Kosten. Erst dann bewirbt sich die Stadt auf Fördergelder. Ist diese erfolgreich, folgt die Ausschreibung.
Das kostet der Glasfaserausbau
„Ein Vorteil beim Glasfaserausbau ist, dass die Förderung auf die Ausschreibungssumme erfolgt. Die konjunkturellen Schwankungen werden somit berücksichtigt“, sagt der Bürgermeister weiter. Auch die Planungskosten werden vom Bund gefördert. Wenn alles so läuft, wie sich das Stadtoberhaupt vorstellt, kommt das Land Baden-Württemberg für die Hälfte der Kosten auf. Der Bund könnte 40 Prozent übernehmen und auf die Stadt kämen dann noch zehn Prozent der Kosten zu. Die Ausschreibung sei über den Winter 2020/2021 vorgesehen. Im Frühling 2021 könnten dann die Baggern in den Gebieten rollen. Die komplette Abwicklung erfolgt über die Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS). Welche Kosten auf die einzelnen Haushalte zukommen, kann der Bürgermeister noch nicht beziffern. Die BLS berechnet in allen Gemeinden 952 Euro fix pro Hausanschluss. Durch die Bundesmittel könnten aber auch diese Kosten für die Haushalte entfallen, sagte Zwick.

Wie ist Meßkirch im Vergleich aufgestellt?
Im Vergleich zu den restlichen Städten im Landkreis Sigmaringen sieht Arne Zwick die Stadt Meßkirch hinsichtlich der Internetversorgung gut aufgestellt. Auch die unmittelbaren Nachbargemeinden stünden in seinen Augen gut da. Aber auch für die Wohngebiete, die von dieser Förderung nicht profitieren gibt es Hoffnung. Bei sämtlichen Sanierungsmaßnahmen legt die Stadt Leerrohre vorbereitend. Dies wird bereits seit 2010 praktiziert, damit die Straße nur einmal aufgemacht werden muss.
Das schnelle Internet der Zukunft
Es gibt mehrere Möglichkeiten für eine schnelle Internetverbindung. Glasfaser und DSL gelten als zukunftsorientierte Nachfolger von ISDN.
Ein DSL-Anschluss ermöglicht eine Surfgeschwindigkeit von bis zu 16 Mbit pro Sekunde und ist bisher die am häufigsten genutzte Breitbandlösung. Schnellere Geschwindigkeiten sind durch die Nutzung von Glasfaserkabeln seit 2006 möglich. VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Linie) nutzt zum Teil Glasfaser und werden von der Vermittlungsstelle bis hin zum Kabelverzweiger, den Verteilkästen (DSLAM), verlegt. Hauptsächlich nutzt diese Technologie aber Kupferkabel wie beim klassischen Telefonnetz. Die Qualität und die Geschwindigkeit hängen von der Entfernung vom DSLAM ab. Der Fachbegriff für solche Anschlüsse ist FTTC (Fibre to the Curb), wobei das „fibre“ das englische Wort für Glasfaser ist. Die Maximalgeschwindigkeit von VDSL liegt bei 50 Mbit mit Kupferkabel, aber bis zu 100 Mbit mit Glasfasertechnik. Glasfasertechnik soll Geschwindigkeiten bis zu 1000 Mbit ermöglichen.
- BLS Landkreis Sigmaringen
Nachdem von Gemeinden bereits individuelle Ausbaumaßnahmen mit unterschiedlichen Planern und Bauunternehmen angestoßen wurden, haben sich 2006 anfänglich neun Gemeinden zu einer GmbH & Co. Kg zusammengefunden, um den Breitbandausbau gemeinsam voranzutreiben. Heute zählt die BLS über 40 kommunale Gesellschafter.