Der Sozialwissenschaftler Wolfgang Proske hatte im März vergangenen Jahres eine Debatte zum Umgang mit einem Meßkircher Ehrenbürger, dem einstigen Freiburger Erzbischof Conrad Gröber, ausgelöst. Im sechsten Band der Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ äußert sich Proske sehr kritisch zur Rolle Gröbers während der Diktatur der Nationalsozialisten. Daraufhin gab es eine Diskussion in der Meßkircher Öffentlichkeit wie im Gemeinderat. Die Forderung, eine in der Kreutzerstadt nach ihm benannte Straße umzubenennen, wurde zunächst vertagt. Im Rahmen einer Tagung solle das Thema zunächst breit beleuchtet werden.

Diese findet nun am Freitag, 9. November, und am Samstag, 10. November, im Meßkircher Schloss statt. An der Tagung beteiligen sich auch die Geschichtsvereine der Erzdiözese Freiburg wie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Verglichen werden soll das Verhalten des damaligen Freiburger Erzbischofs mit dem seines damaligen Amtskollegen Joannes Baptista Sproll. Letzterer wurde wegen seiner Kritik des NS-Regimes seiner Diözese verweisen. In der katholischen Kirche gilt Sproll als einer der mutigen Kirchenmänner, die Adolf Hitler die Stirn geboten hatten. Sprolls Predigten und Denkschriften reizten die damaligen Machthaber. Zum offenen Bruch mit dem nationalsozialistischen Regime kam es 1938, als Sproll bei der Volksabstimmung zur Angliederung Österreichs und gleichzeitig der Zustimmung zum „Großdeutschen Reichstag“ und zur „Liste unserer Führers“ am 10. April die Stimmabgabe verweigerte. Die nationalsozialistischen Machthaber organisierten daraufhin Demonstrationen und Ausschreitungen gegen den Bischof, auf deren Höhepunkt das bischöfliche Palais gestürmt und verwüstet wurde. Sproll konnte den Angriffen nur knapp entgehen. Am 13. September 1938 wurde Sproll offiziell aus Württemberg und damit aus seiner Diözese verbannt, wie es in einer Darstellung der Diözese Rottenburg-Stuttgart heißt. Als der Bischof seiner Diözese verwiesen worden war, wurde er zwangsweise nach Freiburg zu Erzbischof Gröber gebracht, der ihn zunächst als Gast aufnahm. Sproll kämpfte um seine Rückkehr in seine Diözese. Darin sei er auch von Gröber unterstützt worden, mit dem er über die Kriegsjahre einen regen Briefwechsel unterhalten habe, wie es im 2002 veröffentlichen Lexikon „Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder“ heißt. Doch da Sproll nicht zur Annahme der von den Nazis gestellten Bedingungen bewegt werden konnte, blieb ihm die Rückkehr in seine Diözese bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versagt.

"In besonderer Weise umstritten ist der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber wegen seiner NS-freundlichen und judenfeindlichen Äußerungen", ist im Ankündigungstext für die bevorstehende Tagung zu lesen. Wolfgang Proske berichtete im März 2017 im Rahmen einer Lesung in Meßkirch zu der oben genannten Buchreihe über NS-Belastete von einer Jüdin, mit der der Erzbischof über Jahre hinweg freundschaftlich verbunden gewesen sei. Er habe sie aber schließlich bei der Gestapo angezeigt.

In Meßkirch gibt es die Dr. Conrad-Gröber-Straße. In Freiburg wurde wegen einer nach Gröber benannten Straße dessen Verhalten während der NS-Zeit kritisch gewürdigt. Eine wissenschaftliche Kommission entschied, "dass die Widerständigkeit des Erzbischofs gegen den Nationalsozialismus höher zu bewerten ist als seine anfängliche Unterstützung des Regimes und sein kirchlich verwurzelter Antisemitismus.“ Das Freiburger Straßenschild erhielt eine erklärende Ergänzung: „Unterstützte 1933/34 den Nationalsozialismus, später entschiedener Verteidiger der katholischen Kirche gegen den Nationalsozialismus.“ In seiner Silvesterrede hatte Gröber 1939 Hitler direkt angegriffen. Reichspropagandachef Joseph Goebbels notierte Anfang 1940: „Der Erzbischof Gröber von Freiburg hat eine Silvesterrede gehalten, die glatten Landesverrat darstellt. Den Jungen werden wir uns später mal kaufen.“ Lediglich sein Amt als Erzbischof habe ihn davor bewahrt, als Hochverräter angeklagt zu werden, urteilte die Freiburger Kommission. Zudem habe Gröber 1933 als erster der Bischöfe gegen die Euthanasie protestiert. Der Kommission waren die Erkenntnisse Proskes, dass Gröber seine jüdische Freundin verraten haben soll, zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht bekannt gewesen.