Wenn Claudia Dreher über Oldtimer spricht, kommt sie aus dem Schwärmen nicht heraus. Im Gegensatz zu zeitgenössischen Autos, die sich alle so ähnlich sehen, dass manchmal nur ein Blick auf das Logo bei der Identifizierung der Marke hilft, sind Autos von früher viel individueller, ist Dreher überzeugt. Schön geschwungene Karosserien, markante Kühlergrills, blank polierte Stoßstangen aus Chrom, edles Interieur – das Design historischer Fahrzeuge lässt kaum jemanden kalt.
Besuchenswertes Oldtimermuseum
Wir treffen uns mit ihr in der früheren Remise des Schlosses, wo das Oldtimermuseum 1999 sein Zuhause gefunden hat. Sie trägt die rote Vereinsjacke mit Logo. Betreiber des Museums sind die Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung e.V. Die Öffnungszeiten werden von den Vereinsmitgliedern gestemmt. Immer wieder ist Dreher beim Museumsdienst anzutreffen. Die Saison hat dieses Jahr am Karfreitag mit neuen Exponaten begonnen. Wer sich für alte Autos und Motorräder interessiert, sollte unbedingt einen Besuch in Meßkirch einplanen. Im Erdgeschoss sind Automobile von 1899 bis in die 1960er Jahre ausgestellt. Im Obergeschoss können Besucher jede Menge Roller sowie Motorräder von 1913 bis in die 1950er Jahre bewundern. Die wechselnden Fahrzeuge stammen aus den privaten Sammlungen der Vereinsmitglieder.
Schakomobil und andere Raritäten
Zu den besonderen Schätzen gehört die deutsche Automobilmarke Veritas – der Sport- und Rennwagenhersteller hatte ab 1948 seinen Sitz in Meßkirch. In der Nachkriegszeit war Veritas die dominierende Marke bei allen deutschen Autorennen. Heute gibt es nur noch wenige Exemplare. Als weitere Rarität steht im Museum das einzige noch existierende Schakomobil der Firma Ferdinand Schad aus Meßkirch. Ein echter Hingucker ist auch die Imme, ein langgestrecktes Motorrad. Der Name geht zurück auf den Produktionsort: Ab 1949 wurde die Imme in Immenstadt gebaut. Die besondere Optik ist den Materialengpässen nach dem Krieg geschuldet, so etwa die einarmige Gabel und die einarmige Hinterradschwinge, die zugleich als Auspuffrohr dient.
Ehemann teilt ihr Hobby
Seit 2021 engagiert sich Claudia Dreher als 1. Vorsitzende im Verein der Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung e.V. – zuvor war sie Schriftführerin. Sie hat sich nicht um den Vorstandsposten gerissen, doch weil ihr das Oldtimermuseum und der Verein sehr am Herzen liegen und sich niemand bereit erklärte, die Nachfolge von Egon Pfeifer anzutreten, stellte sie sich zur Wahl. Bedingung war eine Vorstandschaft, die hinter ihr steht und sie unterstützt. „Die komplette Vorstandschaft ist da, wenn man sie braucht“, freut sich Claudia Dreher. Zum Glück hat ihr Mann Ralf viel Verständnis für ihre Oldtimer-Leidenschaft – alte Autos sind auch sein Hobby.
Klein, aber fein: Isetta und Goggo
In ihrer Freizeit sind die beiden gerne mit einem ihrer Oldtimer unterwegs. Davon stehen mehrere zur Auswahl, die Sammlung besteht überwiegend aus deutschen Kleinwagen der 50er Jahre. Darunter eine Isetta, ein Rollermobil, das die Bayerischen Motorenwerke von 1955 bis 1962 bauten. Ebenso ein Messerschmitt Kabinenroller, ein Zündapp Janus, ein Goggomobil Coupé, ein BMW 600 und ein Kleinstwagen der Marke Vespa 400. Im Museum steht aktuell der taubenblaue Goggoroller aus ihrer Sammlung.
Opel Kapitän, Kharmann Ghia, Mercedes Pagode – „Retro-Autos versprühen Charme. Die Konstrukteure hatten es einfach drauf“, findet Dreher. Sie selber fährt gerne mit ihrem VW-Käfer durch die Gegend. Oldies sollten aus ihrer Sicht generell gefahren werden, statt ein ewiges Garagendasein zu fristen.
Zu Person und Serie
- Claudia Dreher ist 56 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann in Winterlingen-Benzingen. Von Beruf ist sie Industriemechaniker-Meisterin. Unter allen Oldtimern ist ihr der Vespa 400 das liebste Fahrzeug. Seit 2021 ist sie Vorsitzende der Oldtimerfreunde Meßkirch und Umgebung.
- Viele Menschen begeistern sich so sehr für eine Sache, dass sie beinahe ihr ganzes Leben ausfüllt: vom Fußball bis zur Schallplattensammlung, von der Musik bis zum Karate. Die SÜDKURIER-Redaktion hat sich in unserer Region auf die Suche nach Menschen begeben, die für eine spezielle Sache besonders brennen. Die Redaktion stellt sie in der Serie „Mein Leben ist..“ vor.