Wer sich für die Sammelleidenschaft von Hermann Gabele aus Sauldorf interessiert, muss viel Zeit mitbringen. Der 84-Jährige sammelt alles, was er interessant und sammelnswert findet. Nur wenige SÜDKURIER-Mitarbeiter dürften die erste Ausgabe des SÜDKURIER Nr. 1 vom 8. September 1945 zum Preis von 20 Pfennig einmal in den Händen gehalten haben. Hermann Gabele besitzt ein solches Exemplar. Auch ein Heuberger Volksblatt vom 19. Juli 1930 mit der Hochzeitsanzeige seiner Eltern Rosa Häusler und Karl Gabele bewahrt er sorgsam in seiner Sammlung auf. Das knapp 100 Jahre alte Papier ist so porös, dass man sich kaum getraut, die Zeitung anzufassen. „Schon in der Schulzeit habe ich immer gesammelt. Das ist meine Leidenschaft“, schildert der gebürtige Sauldorfer. Auf einen SÜDKURIER-Bericht über die Sammelleidenschaft seines Bruders Karl Gabele aus Pfullendorf vom 30. Dezember 2013 hat er ein Post-It mit den Worten „Und mir geht‘s genauso“ geklebt. Die Zeitzeugnisse bewahrt Hermann Gabele im Keller auf. „Es ist gut, wenn man ein großes Haus hat“, sagt seine Frau Irmtraud.

Ein echter Archivar
Hermann Gabele ist in seinem Element, kontinuierlich zaubert er neue Ordner, Schachteln und Ordnungsmappen hervor. In einer Sammelmappe hat er sogar Zeichnungen aus seiner Schulzeit seit 1951 und Urkunden aufbewahrt. Über alle Bürgermeister und Bürgermeisterkandidaten der Gemeinde Sauldorf gibt es einen Ordner mit Zeitungsberichten, Wahlflyern und Wahlergebnissen. Man könnte Hermann Gabele als „Archiv-Außenstelle“ der Gemeinde Sauldorf sehen. Hier entdecken Geschichts- und Ortsinteressierte Vielfältiges: Material und Baupläne vom geplanten Reit- und Leistungszentrum mit Westernstadt 2005 in Krumbach, oder wie die F-Jugend des VfR Sauldorf im August 2003 an der Hand der Deutschen Nationalspieler beim Länderspiel gegen Italien in Stuttgart einlief. „Wir können den SÜDKURIER nicht online lesen, sonst hat Hermann nichts auszuschneiden“, lacht Irmtraud Gabele.
Nicht nur Text-, auch Bilddokumente
Hermann Gabele ist zudem ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine erste Kamera hat er vom Geld zur Schulentlassung gekauft. So finden sich auch viele Bilddokumente in seiner Sammlung. Alles hat seinen Platz, das ist Hermann Gabele wichtig. Sämtliche Ordner und Schachteln sind fein säuberlich beschriftet. Wenn Irmtraud Gabele ihren Mann in den Keller schickt, um ein Glas Eingemachtes zu holen, und er lange nicht mehr nach oben kommt, weiß sie: er hat er sich wieder einmal in seiner Sammlung verloren.
Vielseitig interessierter Sammler

Neben Zeitungsberichten und Fotos sammelte Hermann Gabele lange Zeit auch Biergläser, so etwa von der Fuchs-Brauerei Meßkirch. Er arbeitete neben der Landwirtschaft bei der Zimmerei Reinauer und baute Marktstände auf, setzte Pflanzen im Wald und transportierte Schweine in einem Viehtransporter. Nach dem Bau von Tegometall in Sauldorf war er der erste Mitarbeiter vor Ort und blieb bis zur Rente. Im Alter hat seine Sammelleidenschaft etwas nachgelassen. „Jetzt hat man Arbeit mit Garten, Haus und den Ferienwohnungen“, begründet er. Bei der Frage, was er bei einem Brand als Erstes aus dem Haus retten würde, braucht Hermann Gabele nicht lange zu überlegen und antwortete ohne zu zögern: „Mich und meine Frau.“
Zur Person und Serie
- Hermann Gabele aus Sauldorf sammelt interessante Zeitungsberichte, Bilder und Gegenstände. Der 84-Jährige ist Mitgründer des Narrenvereins Durbestecher Sauldorf und noch immer Vereinsmitglied im VfR Sauldorf. Mit seiner Frau Irmtraud betreut er die eigenen Ferienwohnungen.
- Viele Menschen begeistern sich so sehr für eine Sache, dass sie beinahe ihr ganzes Leben ausfüllt. Vom Fußball bis zur Schallplattensammlung, von der Musik bis zum Oldtimer. Die SÜDKURIER-Redaktion hat sich in unserer Region auf die Suche nach Menschen begeben, die für eine spezielle Sache besonders brennen. Die Redaktion stellt sie in der Serie „Mein Leben ist..“ vor.